Ostermarsch fordert „Diplomatie statt Konfrontation durch Aufrüstung!“

Bis zu 300 Menschen marschieren durch Münster*

Während in Gronau ein breites Bündnis aus Friedensgruppen und Antiatom-Initiativen zum Ostermarsch am Karfreitag (16. April 2025) zusammen kam, waren es einen Tag später in Münster nur sieben Organisationen, die zum Marsch vom Servatiiplatz über Ludgeriplatz und Aegidiiplatz zum Prinzipalmarkt aufriefen. So konnten sich die Organisator:innen an der niederländischen Grenze über 200 bis 250 Teilnehmer:innen freuen, die vom Bahnhof Gronau zur Urananreicherungsanlage marschierten. Die Münsteraner:innen, bei denen viele bekannte Friedenskämpfer der Veranstaltung fern geblieben waren, mussten bei der Auftaktkundgebung mit 120 bis 150 Marschier:innen zufrieden sein. Trotzdem zeigte sich Organisator Ansgar Schmidt von der Friedenskooperative Münster am Abend nach dem Marsch zufrieden: „Der Ostermarsch Münster 2025 repräsentierte eine Teilnehmerschaft von jung bis alt, wir positionierten uns gemeinsam gegen „Kriegstüchtigkeit“ und Kriegslogik . . . Kriegsbesoffenheit!“

Ansgar Schmidt organisierte den Ostermarsch 2025 in Münster.

„Abrüstung statt Sozialabbau“

Um 12 Uhr versammelten sich am Samstag (19. April 2025) die Friedensfreund:innen am Servatiiplatz in Münster. Ansgar Schmidt von der Friedenskooperative Münster begrüßte die Teilnehmer:innen. Zunächst sprach Rosemarie Bromnach von der Friedenskooperative Münster, die unter anderem „Abrüstung statt Sozialabbau“ forderte. Anschließend betonte Timo König von der Revolutionären Linken: „Nur die hier versammelte Friedensbewegung hat die Zeichen der Zeit verstanden.“ Auch der SDAJ kam zum Auftakt noch zu Wort. Die beiden Musiker Vovo und James sorgten mit „tollen Musikbeiträgen“, so Ansgar Schmidt, für gute Stimmung trotz eines sehr ernsten Hintergrundes.

„Besser gemeinsam statt getrennt“

Vor dem Redebeitrag der Vertreter:innen von Palestina antikolonial am Servatiiplatz erklärte Schmidt einführend: „Es wurde heftig diskutiert, ob ihr als gleichberechtigte Partner am Ostermarsch teilnehmen dürft. Ich finde es gut, das ihr dabei seid. Besser gemeinsam statt getrennt.“ Allerdings ging er nicht darauf ein, warum fast nur noch halb so viele Gruppierungen wie im Vergleich zum Ostermarsch 2023 offiziell zur Teilnahme aufriefen.

Beim Zwischenstopp am LWL-Museum am Aegidiiplatz sprachen unter anderem Sevim Ates von ODAK und Organisator Ansgar Schmidt für die DKP sowie zwei junge Gewerkschaftler. Vorbei am Wochenmarkt auf dem Domplatz zogen die Ostermarschierer:innen anschließend zum Prinzipalmarkt. Dort sprachen zum Abschluss ein Student von Solid sowie Maria Buchwitz von Pax Christi.

Der Ostermarsch Münster 2025 war ein Erfolg!

Wir haben heute mit sehr vielen Menschen für Frieden und Abrüstung, für Diplomatie statt Konfrontation durch Aufrüstung!, erklärte Ansgar Schmidt, der zufrieden war, auch weil „die zentralen Forderungen der Ostermärsche, gegen die Kriegstüchtigkeit sowie die gegen die Stationierung der Mittelstrecken- und Hyperschallraketen aktiv zu werden, durch ein breites Bündnis in die Innenstadt von Münster getragen“ worden sei. Als Vertreter der Friedenkooperative Münster habe Schmidt schon Ende letzten Jahres die Organisation des Ostermarsches Münster 2025 angemeldet. Sein Fazit: „Der Ostermarsch Münster 2025 war ein Erfolg!“

Karfreitag: Ostermarsch zur UAA Gronau

Der NRW-Auftakt zu den bundesweiten Ostermärschen der Friedensbewegung fand auch in diesem Jahr wieder in Gronau statt. Am Karfreitag (18. April 2025) zogen 200 bis 250 Menschen vom Bahnhof Gronau protestierend zur Urananreicherungsanlage. Seit den 80er Jahren wird in Gronau der Ostermarsch auch für den Kampf gegen die Urananreicherungsanlage (UAA) genutzt. 2025 lautete das Motto: „Frieden und Energiewende statt atomares Wettrüsten und Atommüll“.

Frieden und Energiewende statt Wettrüsten und Atommüll

Die Teilnehmer:innen des Ostermarsch an der niederländischen Grenze prangerten an, dass die Zentrifugentechnik, die auch in der UAA in Gronau zum Einsatz kommt, sich auch zum Bau von Atomwaffen nutzen lässt.

Redner:innen kritisierte am Gronauer Bahnhof und vor der Urananreicherungsanlage, dass die militärische Sicherheitslogik auf Konfrontation statt auf Dialog setze. Dies sei die Grundlage für ein globales, auch wieder atomares, Wettrüsten und die zunehmenden internationalen Spannungen. Das Risiko eines Atomkrieges wäre noch nie so hoch wie heute gewesen. Der Ruf nach weiteren Atomwaffen, auch in der Bundesrepublik, würde immer lauter. Die Urananreicherung in Gronau wäre dabei noch immer der leichteste Weg zur Atombombe.

Das globale Wettrüsten wurde vom Ostermarsch konsequent abgelehnt, wehalb gefordert wurde, dass die Bundesrepublik ein Zeichen setze und dem Beispiel vieler Staaten folge und dem UN-Atomwaffenverbotsvertrag beitreten solle. Zudem forderten die Teilnehmer:innen das Aus für die Uranverarbeitung in Gronau, Lingen und in Almelo. Auch wandte sich der Ostermarsch gegen den drohenden Einstieg des russischen Atomkonzerns Rosatom bei der Brennelementeproduktion in Lingen.

* Änderungshinweis: Der Organisator des Ostermarsches 2025, Ansgar Schmidt, teilte mit, das bei einer eigenen Teilnehmer*innenzählung „kurz vor der erste Zwischenkundgebung […] 300 TeilnehmerInnen […] im Bereich des Rosenplatzes“ mitmarschiert wären. Hinweis von Birgit Schmiedeshoff, Friedenskooperative Münster: Die Zählung fand am Ludgeriplart statt.

Hilfe für heimische Wildtiere

Sonderausstellung in der Biologischen Station Rieselfelder

Es wird noch etwas dauern, bis die ersten Jungvögel aus ihrem Eiern schlüpfen. Trotzdem weist die Biologische Station Rieselfelder gemeinsam mit dem Nestwerk Münster, einem lokalen Tierschutzverein, auf gefährliche Situation von „Nestlingen“ und „Ästlingen“ hin. In Broschüren und mit einer Ausstellung in der Biologischen Station Rieselfelder an der Coermühle 181, die bis Ende Mai kostenfrei besichtigt werden kann, wird verdeutlicht, wie Finder*innen „Jungvögeln außerhalb des Nestes richtig helfen“ können.

„Die Biologische Station Rieselfelder Münster erreichen regelmäßig Anrufe von besorgten Bürgerinnen und Bürgern, die um Rat im Umgang mit in Not geratenen Tieren nachfragen. Zumeist handelt es sich dabei um Wildtiere. Mensch und Tier möglichst schnell an eine kompetente Hilfsperson zu vermitteln, ist nicht immer einfach und der Stationsmitarbeitenden auch nicht in jedem Fall möglich“, verdeutlichte Dr. Thomas Krämer, Leiter der Biologischen Station in den Rieselfeldern bei Gelmer, warum sein Haus mit dem Tierschutzverein Nestwerk Münsterland bei der Hilfe für heimische Wildtiere zusammenarbeitet. Für die aktuelle Ausstellung in der Station, so Dr. Krämer, hätten sie dem Nestwerk „gerne vorübergehend Platz in ihrer Dauerausstellung zur Verfügung gestellt.“

Auch verschiedene Nist-, Brut- und Futterhäuschen für Vögel und auch Fledermäuse werden aktuell in der Ausstellung in den Rieselfeldern gezeigt. (Fotos: Werner Szybalski)

Kompetenter und verlässlicher Partner

Eine „kompetente Hilfsperson“ für die Mitarbeiter*innen der Biologischen Station ist bei schnell notwendiger Wildtierhilfe Dirk Heidotting vom Nestwerk-Vorstand. Er könnte am anderen Ende der Leitung unter der Telefonnummer 0176/21388851 sein, wenn Menschen Wildtiere in Not finden und nicht wissen, wie sie sinnvoll und Tierleben schützend oder gar rettend eingreifen sollen.

„Grünspechte, Igel, Rehe, Eichhörnchen, Wildtauben, Siebenschläfer – auch in Münster gibt es eine große Vielzahl an Wildtieren. Sie leben mit uns in der Stadt, brüten in hohen Gebäuden, wuseln nachts durch unsere Gärten, drehen ihre Runden auf dem Aasee und begegnen uns beim Spaziergang auf der Promenade. doch Wildtiere sind von Natur aus scheu und meiden die Nähe der Menschen, oft sehen wir sie nur, wenn sie Hilfe benötigen“, verdeutlicht der Tierschutzverein Nestwerk Münsterland in einem in der Ausstellung ausliegenden Flyer. Einen speziellen Blick richtet die Ausstellung aber auf Jungvögel außerhalb ihres Nestes.

Jungvögeln außerhalb des Nestes richtig helfen

Ein Schwerpunkt in der Ausstellung ist die bald anstehende Hilfe für Jungvögel, die außerhalb ihres Nestes gefunden werden. Dabei, so Dirk Heidotting, sei zwischen „Nestlingen“ und „Ästlingen“ zu unterscheiden. „Ein Nestling ist grundsätzlich hilfsbedürftig, während ein Ästling eigentlich keine Hilfe benötigt“, verdeutlichte Dirk Heidotting, was auf großen Tafeln auch in der Ausstellung nachzulesen ist.

Nestlinge wären unbefiedert, hätten die Augen geschlossen, könnten sich nicht auf den Beinen halten, sind offensichtlich auf ihr Nest und die Fürsorge ihrer Eltern angewiesen, die sie rund um die Uhr versorgen müssten, also zum Beispiel Nahrung herbeischaffen oder es im Nest warm halten. Ästlinge wären hingegen schon bereit die Nahrungsaufnahme selbstständig zu lernen. Diese verließen auch schon mal ihr Nest oder ihre Bruthöhle und hielten sich auf Ästen auf, obwohl sie immer noch die Unterstützung ihrer Eltern – insbesondere bei der Nahrungsbeschaffung – bräuchten.

Jungvogelfund am Boden

Befindet sich ein Ästling oder Nestling auf dem Boden, muss zunächst geklärt werden, ob der Vogel krank oder verletzt ist? Schnell geklärt ist die Frage: Ästling oder Nestling? Ästlinge stehen schon auf ihren eigenen Füßen und Nestlinge „sitzen“ auf ihren gesamten unteren Beinabschnitt. Bei Ästlingen tauchen grundsätzlich auch nur kurzer Zeit immer die Elterntiere auf. Wenn Sie einen Ästling finden, dann sollten sie nach kurzer Zeit beobachten können wie ein Elternteil vorbeifliegt und ihn mit Futter versorgt. Lassen sie den Ästling dann einfach an Ort und Stelle und nehmen sie ihn auf keinen Fall mit nach Hause. Es ist normal, dass Ästlinge öfters alleine auf dem Ast sitzen. Sie sind nicht mit verwaisten Jungvögeln zu verwechseln. Es ist normal, dass Ästlinge öfters alleine auf dem Ast sitzen, weshalb sie manchmal für verwaiste Jungvögel gehalten werden.

Das gut gemeinte „Retten“ eines Ästlings könnte dem Jungvogel den Schutz seiner Eltern entziehen. Er sollte deshalb an Ort und Stelle bleiben, höchstens von der Straße oder anderen gefährlichen Orten in ein Gebüsch oder auf einen Ast in unmittelbarer Nähe gesetzt werden, damit die Altvögel ihn wiederfinden.

Bei einem Nestling hingegen, ist mehr Unterstützung möglich und vielleicht auch nötig. Es kann nämlich schon mal passieren, dass ein Jungvogel aus Versehen aus dem Nest fällt. Wird ein Nestling auf dem Boden gefunden und Krankheiten und Verletzungen können ausgeschlossen werden, sollte der Jungvogel zurück in das Nest gesetzt werden, sofern es denn auffindbar ist.

Dabei soll die Vogelfamilie möglichst wenig gestört werden. Häufig ist die Wiedereinsetzung in das Nest erfolgreich, denn Vögel werden, anders als bei Wildtieren wie zum Beispiel dem Reh, nach dem menschlichen Kontakt wieder von ihren Elterntieren aufgenommen. Sie schreckt höchstens der Geruch von Hunden und Katzen, nicht aber von Menschen ab. Sollte kein Nest in der Nähe zu finden sein, muss der Nestling warm gehalten werden. Allerdings darf weder Futter noch Flüssigkeit dem Jungvogel gegeben werden, bis Hilfe zum Beispiel vom Tierschutzverein Nestwerk Münsterland telefonisch geholt wurde.

Dr. Thomas Krämer (l.) von der Biologischen Station Rieselfelder und Dirk Heidotting vom Verein Nestwerk Tierhilfe führten durch die kostenfrei zu besichtigende Sonderausstellung in der Coerheide 181.

Hilfe zur Selbsthilfe

Rund 2500 Mal, davon kämen 60 Prozent der Hilfegesuche aus Münster, im Jahr würde das Nestwerk kontaktiert. Die 25 aktiven Vereinsmitglieder, insgesamt gehören dem Verein 260 Personen an, versuchten möglichst den Anrufer*innen „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. „Die Maßnahmen in der Stadt sind nicht sehr optimal. Die Anzahl der Arten und auch der Wildtiere insgesamt nimmt in Münster ab. Wir versuchen deshalb selbst und auch mit den Menschen, die uns kontaktieren, konkret etwas für die Wildtiere in der Stadt zu tun und natürlich auch deren Lebensumfeld zu schützen“, verdeutlicht Dirk Heidotting. Dafür gibt es Tipps – auch kostenfrei beim Besuch der Ausstellung in der Biologischen Station Rieselfelder – wie ganzjährig den heimischen Wildvögeln geholfen werden kann, wie Igel richtig unterstützt werden oder wie für Tiere gegärtnert werden kann. Bei der wildtierfreundlichen Umstellung des eigenen Gartens hilft das Nestwerk natürlich auch, aber auch Gruppierungen wie NaturGarten Münsterland stehen gern mit Rat und Tat zur Seite.

Öko-Stadtverband wächst weiter

Umweltforum Münster begrüßt sein 23. Mitglied

Das Umweltforum Münster wächst weiter. Der Zusammenschluss der münsterschen Umweltgruppen mit Sitz im Umwelthaus in der Zumsandestraße 15 in Münster freut sich über ein weiteres Mitglied. Die Regionalgruppe Münsterland des bundesweiten Naturgarten e.V. ist auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Umweltforums Münster als 23. Mitglied aufgenommen worden.

Einmal im Monat trifft sich der Naturgarten Münsterland schon im Umwelthaus. „Durch die Mitgliedschaft ergeben sich viele Synergien“, verdeutlicht Anke Feige, hauptamtliche im Umwelthaus. „Aber auch die Vorteile der kurzen Wege und der leichteren Abstimmungsmöglichkeiten mit anderen Gruppen im Umweltforum sind beim Naturgarten e.V. willkommen“, ergänzt Feiges Kollege Harald Nölle, der unterstrich: „Durch die Mitgliedschaft im Dachverband Umweltforum können nicht nur unser Räumlichkeiten im Umwelthaus genutzt werden,sondern auch verschiedene Dienstleistungen, die das Forum seinen Mitgliedern anbietet, in Anspruch genommen werden.“

Nachhaltige Gestaltung naturnaher Gärten und Grünflächen

Der Naturgarten e.V. engagiert sich für eine nachhaltige Gestaltung naturnaher Gärten und Grünflächen, die biologische Vielfalt fördern. Dabei kann der Bundesverband auf mittlerweile mehr als 30 Jahre Erfahrung zurückgreifen. Für sein Ziel vernetzt Naturgarten Akteure aus Wissenschaft, Bildung, Politik und Gartenbau. Wissen geben die Aktiven in Form von Publikationen, Tagungen und praktischen Ausbildungskursen weiter.

Im Münsterland wurde die Regionalgruppe im Juli vergangenen Jahres gegründet, um die Naturgartenidee von Rheine bis Nordkirchen, von Bocholt, Gronau und Ahaus bis Sassenberg und Oelde voran zu treiben. „Naturbegeisterte Menschen mit oder ohne Naturgarten, Naturgärtner und Naturgartenplaner, die mit Herz und Verstand die Naturgartenidee im Münsterland bekannt machen wollen“, so die Einladung auf der Naturgarten-Webseite, sind willkommen, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu vernetzen.. Auch Menschen, die einen Naturgarten anlegen möchten, werden von der Regionalgruppe unterstützt.

Die noch kleine Gruppe um Markus Lindfeld und Klaus Röver trifft sich einmal im Monat – grundsätzlich am vierten Samstag um 15 Uhr im Umwelthaus in Münster.

Klaus Röver (v.l.n.r.) vom NaturGarten e.V. wird vom Vorstand des Umweltforums Münster, Anne Hockmann (Stellvertretende Vorsitzende), Karin Gindler-Hilge (Vorsitzende) und Martin Krabbe (Stellvertretender Vorsitzender), vor dem Umwelthaus als Vertreter des 23. Mitglieds begrüßt. (Foto: Umweltforum Münster)

Dreiköpfiger Vorstand wurde im Amt bestätigt

Bei der vergangenen Mitgliederversammlung des Umweltforum Münster stand auch die Neuwahl des Vorstandes auf der Agenda. Alle drei Vorstandsmitglieder, die Vorsitzende Karin Gindler-Hilge und ihre beiden Stellvertreter Anne Hockmann und Martin Krabbe wurden wiedergewählt.

Eigendarstellung des Umweltforums Münster
Seit 1996 arbeiten wir als Dachverband der münsterschen Umweltgruppen im Umwelthaus an der Zumsandestraße 15, gemeinsam mit einigen unserer Mitgliedsvereine. Unser großes Büro im Erdgeschoss ist Anlaufpunkt für alle Umweltbewegten, Vernetzungszentrum für die zahlreichen Mitgliedsvereine, Ideenschmiede für unser gemeinsames zukunftsfähiges Wirken und Verwaltungszentrum, damit im Umwelthaus alles rund läuft.

Deutschlandtarif wäre besser

Deutschlandticket ist gesichert, wird aber teurer

Inzwischen ist trotz des früheren Widerstandes in der zukünftigen Kanzlerpartei CDU klar, dass das Deutschlandticket bleibt. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz taxierte am Sonntagabend (13. April 2025) in der ARD-Sendung „Caren Miosga“ die „Vollkosten“ jedes einzelnen des Tickets auf „ungefähr 90 Euro“. Dieser hohe Subventionsbedarf, so Merz, für das bundesweit gültige und zur Zeit monatlich 58 Euro teurere Nah- und Regionalverkehrsticket „müsse auch bezahlt werden und deswegen steht es auf dem Prüfstand.“

Diese Problematik sieht grundsätzlich auch Klaus-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Im Gespräch mit unserer Redaktion fordert er: „Das Deutschlandticket muss erhalten bleiben! Es muss aber weiter entwickelt werden – und zwar in Richtung Deutschlandtarif. Heute sind Einzeltickets, Gruppentickets, Erste-Klasse-Regeln und regionale Pauschal- / Zeitkarten genauso kompliziert wie eh und je. Es gibt zwar an einigen Stellen (VRR, HVV) regionale Vereinfachungen, diese sind aber wieder unterschiedlich.“ Damit blieben die tariflichen Einstiegshürden für die Fahrgäste hoch. Naumann: „Hier muss als erstes angesetzt werden. Pro Bahn hat mit dem Einfach-Tarif ein Modell vorgestellt, wie man die Tarife unterhalb des D-Tickets gestalten kann.“

Klaus-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, schlägt die Weiterentwicklung des Deutschlandtickets hin zu einem Deutschlandtarif vor. (Foto: Pro Bahn)

Finanzierung durch weitere Quellen sichern

Eine weitere Frage, die KP Naumann beschäftigt, ist, wie das Ticket langfristig finanziert wird. „Die von Friedrich Merz ins Gespräch gebrachten 90 Euro sind sicherlich zu teuer. Ich denke, die Erhöhung wird auf 70 Euro, maximal 80 Euro steigen. Mehr wird von den Fahrgästen auch nicht akzeptiert werden. Viel besser wäre natürlich ein einheitlicher Deutschlandtarif mit vier – überall gleichen – Preisstufen.“

Nahverkehr müsse mit staatlichen Milliarden bundesweit subventioniert werden. Dazu müssten weitere Quellen geschaffen werden, fordert Naumann und verweist auf folgendes Beispiel: „In Frankreich gibt es Nahverkehrsabgaben für Unternehmen, wie zum Beispiel Einkaufszentren, die heute »nur« zum Parkplatzbau verpflichtet sind.“

Der dritte Bereich, der dem Pro Bahner Probleme bereitet, sei der Nutzen des D-Tickets in der Fläche: „Es nützt häufig nichts, weil das Angebot zu gering ist oder die letzte Meile fehlt. Das führt zu einer Ungerechtigkeit zwischen Stadt und Land. Modelle wie Smile 24 in Schleswig-Holsten zeigen, wie es gehen könnte. Aber auch diese Modelle benötigen Zuschüsse.“

Schnell sei man wieder bei der Finanzierung. Dabei wäre abzusehen, dass der Preis steigen wird. Es ist dann wichtig, dass es zukünftig bundeseinheitliche Angebote für diejenigen gäbe, die den Öffentliche Verkehr nur vor Ort nutzen würden, unterstrich Klaus-Peter Naumann: „Unser Vorschlag des Deutschlandtarifs erfüllt auch diese Forderung.“

Der Vorschlag des Fahrgastverbandes Pro bahn ist ein Deutschlandtarif.

Bundeszuschüsse für den Nahverkehr
Derzeit schießen Bund und Länder zum Deutschlandticket je 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsbetrieben auszugleichen. Denn die meisten üblichen Pendler-Abos waren zuvor deutlich teurer. Die Bundesmittel sind aber bisher nur noch für dieses Jahr gesetzlich festgeschrieben.

Zehn Millionen Zuschuss für Elektrobusse in Westfalen

NWL schließt Förderlücke für 2025

Die Ampelregierung hatte im Sommer vergangenen Jahres die Förderung für Elektrobusse ausgesetzt. So entstand bei vielen Verkehrsunternehmen, insofern sie anders als die Stadtwerke Münster, noch keinen Förderungsantrag für 2025 gestellt hatten, ein finanzielles Problem, denn der Bund hatte je Bus die Elektrifizierung mit 300.000 Euro gefördert. Nun sprang der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) ein und unterstützt 2025 mit einem eigenen Förderprogramm Investitionen von Verkehrsunternehmen in Elektrobusse. Damit, so der NWL in einer Pressemitteilung, könne die Finanzierungslücke bei den Anbietern des Öffentlichen Verkehrs in Westfalen zumindest teilweise geschlossen werden.

Sicherung der Initiativen zur Mobilitätswende

Bisher wurden neue, klimafreundliche Busse zweigeteilt gefördert. Zum einen gab es die Förderung einer Grundausstattung über die ÖPNV-Aufgabenträger, zum anderen wurden die Mehrkosten für den Wasserstoff- oder Elektroantrieb durch den Bund oder das Land übernommen. Seit Ende 2024 ist diese zweite Fördermöglichkeit nicht mehr vorhanden. Eine Neuregelung ist erst ab 2026 vorgesehen. Viele Verkehrsunternehmen stünden daher, so der NWL, vor finanziellen Herausforderungen, wenn sie weiterhin auf lokal emissionsfreie Busse setzen möchten.

Ökologische Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs im Sinne der Mobilitätswende

„Wir wollen den Verkehrsunternehmen in Westfalen-Lippe Planungssicherheit geben und die Umstellung auf klimafreundliche Antriebe nicht ausbremsen. Mit unserer Initiative setzt sich der NWL auch 2025 gezielt für den Einsatz neuer Wasserstoff- und Elektrobusse ein und  stärkt damit die ökologische Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs im Sinne der Mobilitätswende“, so Christiane Auffermann, Stellvertretende Geschäftsführerin des NWL und designierte hauptamtliche Verbandsvorsteherin.

Deutschland hat in Sachen Elektro-Busse in Europa noch ordentlich Aufholbedarf. Besonders bei den Privatunternehmen dominieren noch immer die Verbrenner.

Fördermittel für bis zu 75 neue Elektrobusse

Der NWL stellt insgesamt zehn Millionen Euro bereit, um die Mehrkosten für Wasserstoff- und Elektrobusse mit bis zu 60 Prozent zu fördern. Damit können voraussichtlich rund 75 neue emissionsfreie Busse finanziert werden. Mit diesem Schritt unterstreiche der NWL, laut eigener Pressemitteilung, sein Engagement für nachhaltige Mobilität und den eigenen Anspruch, die Mobilitätswende aktiv und nachhaltig mitzugestalten.

Stadtwerke Münster benötigen 2025 keine Hilfe

Die Stadtwerke Münster schreiben erst für 2026 den Ankauf neuer Elekrtobusse aus. (Foto: Stadtwerke Münster)

Die Stadtwerke Münster fielen in diesem Jahr in keine Förderungslücke, da sie vorausschauend schon frühzeitig neue Busse für 2025 ausgeschrieben und dafür auch die Förderung beantragt hatten. Diese war genehmigt worden, so dass auf Anfrage der Redaktion der Stadtwerke-Pressesprecher Florian Adler antworten konnte: „Wir haben uns für 2025 bereits eine Bundesförderung für zwölf Gelenkbusse gesichert. Für 2026 haben wir noch keine Ausschreibung veröffentlicht. Sofern die Förderung also nur für 2025 gilt – so lese ich die Vorlage – werden wir sie aller Voraussicht nach nicht nutzen.“ Für das kommende Jahr kann es natürlich anders aussehen, so dass zukünftig auch die Stadtwerke Münster ihre Antriebswende über die Infrastrukturförderung gemäß §11 ÖPNVG NRW fördern lässt.

Dies alles ist derzeit noch in der Schwebe. Verhandlungen des oder der zukünftigen Verkehrsminister*in mit den Kolleg*innen aus den Bundesländern müssen dafür erst gesetzliche Grundlagen schaffen. Geschieht dies trotz riesiger zusätzlicher Investionsmittel des Bundes nicht, dann ist das Land NRW mit seinem Aufgabenträgern wie dem NWL erneut gefordert.

Die Grünen wollen mehr Artenschutz

Lokalpartei verteilt wieder kostenlos Wildpflanzensaatgut

Auch in diesem Frühjahr engagieren sich die Grünen in Münster wieder aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt, wie sie heute morgen in einer Pressemitteilung erklärten: „Ab sofort verteilen wir wieder kostenlos Saatgut heimischer Wildpflanzen an interessierte Bürger*innen. Ziel der Aktion ist es, mehr blühende Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleintiere zu schaffen – sei es im Garten, auf dem Balkon oder auch auf der Fensterbank.“

Zehn Gramm Saatgutmischung sind dabei für einen Quadratmeter Blühfläche ausreichend. Interessierte können ihren Bedarf unkompliziert per E-Mail anfordern, so dass die Übergabe koordiniert werden kann. Bitte dabei einen Kontakt, so wie die gewünschte Menge und den Verwendungszweck angeben.

So machen wir unsere Stadt bunter und schöner

„Wir wünschen uns, dass überall in Münster kleine Blühflächen entstehen, die wichtige Rückzugsorte und Nahrungsquellen für Bienen, Schmetterlinge und viele andere Insektenarten bieten“, erklärt Jörg Rostek, Co-Sprecher des Grünen Kreisverbands Münster. „So machen wir unsere Stadt nicht nur bunter und schöner, sondern leisten auch einen konkreten Beitrag zum Schutz bedrohter Arten.“

Saatgutmischung vom Typ Feldrain und Saum

Die Saatgutmischung vom Typ Feldrain und Saum besteht ausschließlich aus zertifiziertem, regional angepasstem Saatgut, das speziell auf die Bedingungen im Westdeutschen Tiefland und dem Unteren Weserbergland abgestimmt ist. Enthalten sind ausschließlich heimische Wildpflanzen – keine Zierpflanzen oder exotische Arten. Damit wird sichergestellt, dass die Pflanzen nicht nur gut gedeihen, sondern auch von heimischen Insekten optimal genutzt werden können.

Die Verteilung erfolgt so lange der Vorrat reicht. Mit der Aktion knüpfen die Grünen an die erfolgreichen Saatgutkampagnen der vergangenen Jahre an, bei denen bereits mehrere Kilogramm Wildpflanzensamen in die Gärten und auf die Balkone Münsters gebracht wurden.

Artenschutzkonferenz im Mai in Hiltrup

Mit der Aktion weisen die Grünen auch auf die Artenschutzkonferenz am 17. Mai in der Stadthalle Hiltrup hin, die diesmal unter dem Motto „Letzte Chance für die Artenvielfalt? Umweltbildung und wissenschaftliche Kommunikation als ein Schlüssel zum Erfolg!“ stehen wird.

Polizei bremst Fröhliche Fahrraddemo

Organisator ärgert sich über das Verhalten der Ordnungskräfte

Am Samstag (29. März 2025) radelten zum zweiten Mal Eltern mit ihren Kindern demonstrierend vom Zentrum Nord durch Rumphorst, Erpho- und Martiniviertel zum Spielplatz an der Coerdestraße. Dabei ging es den Organisatoren um Franz Schröer besonders darum, deutlich zu machen, dass im Verkehr noch immer viel zu wenig Platz für Kinder – insbesondere wenn diese schon eigenständig mobil sind – gibt und in Münster noch immer zu viel Platz für stehende und rollende Autos vorhanden ist.

Franz Schröer organisierte maßgeblich die 2. Fröhliche Fahrraddemo. (Fotos: Werner Szybalski)

Eltern, die ihre Kinder mit dem Fahrrad, Roller oder zu Fuß statt mit dem Auto in den Kindergarten oder auch in die Vor- und Grundschule bringen, erfahren es täglich – in der „Fahrradstadt“ Münster lauern gerade für Kinder im Verkehr unzählige von den Kids teilweise nicht zu überblickende oder zu erkennende Gefahren. Dies insbesondere durch die an die Automobilität angepassten Verkehrswege. Zwar gäbe es in der Domstadt – Beispiel Fahrradstraßen – viele gut gelöste Maßnahmen für den Radverkehr. Aber selbst diese wären nicht immer kindgerecht, war auf der Fahrraddemo zu hören. Deshalb waren sich Eltern, Kinder und teilnehmende Omas und Opas sicher:

Münster kann mehr!

Zum zweiten Mal lud deshalb die Elternschaft der Fröbel Kita Zentrum Nord zur Fröhlichen Fahrraddemo. Dabei wurden die Eltern und ihre Kids nicht nur von etlichen Omas und Opas unterstützt, sondern auch vom Verein Rumphorstviertel, dem ADFC und Kidical Mass, die alle aktiv an der Protestfahrt teilnahmen. Das Polizeipräsidium Münster hatte zahlreiche Einsatzkräfte geschickt, um die Tour über durchaus stark frequentierte Straßen abzusichern. Am Pumpenhaus ging es links den Hohen Heckenweg hinauf. Hauptorganisator Franz Schröer fuhr vorne weg, um auch auf genügend Pausen für die jüngsten, selbständig radelnden Teilnehmer*innen zu achten. Aber schon beim Abbiegen in die Einmündung zur Piusallee geriet der Demoleiter erstmals in Stress: „Ich wollte kurz anhalten, um den Kids eine Verschnaufpause zu gönnen. Doch die Polizei wollte die Piusallee möglichst schnell für den Verkehr wieder frei haben. Die Kleinen mussten weiter in die Pedale treten.“

Mit Streifenwagen, Bullis, Fahrrädern und Motorrädern begleitete die Polizei Münster die 2. Fröhliche Fahrraddemo in Münsters nördlicher Innenstadt.

Fahrräder statt wie geplant Autos blockiert

Der erste längere Stopp war auf der Kreuzung Ostmarkstraße / Dieckstraße / Kirchstraße geplant. Als Franz Schröer mit seinem mit Lautsprecher versehenen Fahrradanhänger auf die von einem Streifenwagen frei gehaltene Kreuzung rollen wollte, stoppten ihn die Polizist*innen. „Der Einsatzleiter der Polizei erklärte mir, dass es unverhältnismäßig sei, für unsere Kundgebung die Kreuzung zu sperren und damit den Autoverkehr zu behindern. So haben wir, weil wenig später an der Kreuzung Bohlweg / Hörster Straße mit der Gartenstraße das gleiche passierte zwei Mal Fahrradstraßen statt Autos blockiert. So war das nicht gedacht.“

Franz Schröer musste einige Male mit den Ordnungshütern diskutieren. Nicht alles, was er angemeldet hatte, wurde der Demo auch tatsächlich ermöglicht.

Da habe er den Kaffee schon aufgehabt, erklärte er nach Ende der Demonstration im Rahmen der Aktionswochen „Straßen sind für alle da!“, die vom bundesweiten Aktionsbündnis Kidical Mass allerdings eigentlich erst im Zeitraum zwischen dem 5. und 25. Mai stattfinden. Aber die Elternschaft ist lieber zu früh als zu spät.

Die am Ende der Dieckstraße, die von Kindern mit Kreide bemalt und von Eltern beschriftet wurde, belohnten die Gäste des Café Herr Hase die Redebeiträge und Aktionen der 2. Fröhlichen Fahrraddemo mit spontanem Applaus, was natürlich bei den Demonstrant*innen sehr gut ankam.

Die erste Kundgebung mit Malaktion fand am Ende der Dieckstraße statt.

Klare Forderungen der Demonstrierenden

„Für unsere Kinder!“ „Für sicheren Radverkehr!“ „Für Straßen, die für alle da sind!“ schallte es aus Kehlen und Lautsprecher. Von der Dieckstraße ging es über die Piusallee ging es zum zweiten Stopp (mit dem schon beschriebenen zweiten Ärger bei Franz Schröer) zur Gartenstraße. Von dort wurde dann das Ziel mit der Abschlusskundgebung am und auf dem Promenaden-Spielplatz an der Coerdestraße angesteuert.

Schluss mit dem amtlichen Blick durch die Windschutzscheibe

Dort empfing Andrea Blome, Vorsitzende des Ratsausschusses für Verkehr und Mobilität den Fahrraddemozug. „Über ihren Besuch haben wir uns sehr gefreut“, erklärte Franz Schröer, dass die Politikerin der Grünen viel Verständnis für die Forderungen der Demonstrant*innen zeigte. „In Münster blickten noch immer zu viele Menschen in Stadtverwaltung und speziell im Ordnungsamt durch die Windschutzscheibe auf den Verkehr. Damit müsse endlich Schluss sein“, hätte Blome gefordert.

3. Fröhliche Fahrraddemo vor der Wahl im September

Trotz der wenig entgegenkommenden Ordnungskräfte will sich Franz Schröer nicht entmutigen lassen. Knapp ein Jahr nach der 1. Fröhlichen Fahrraddemo am 28. September 2024 soll der dritte „Streich“ noch vor der Kommunalwahl im September erfolgen. Franz Schröer: „Das sind wir unseren Kindern einfach schuldig.“

„I feel good“ – Verkehr in Münster

Verkehrspolitik in Münster: Nach Jahrzehnten wird in Kürze die Umgehungsstraße, fast eine Stadtautobahn, vom Anschluss an die A 43 an der Weseler Straße fertig, denn der Anschluss an den Schifffahrter Damm wird bald fertig.

Klimagespräch mit Industrie, Wissenschaft und Umweltverband

Andrea Blome, hauptberufliche Moderatorin, Spitzenkandidatin der Grünen bei der Kommunalwahl am 14. September diesen Jahres in Münster und aktuell Vorsitzende des Ratsausschusses für Verkehr und Mobilität in der Domstadt, moderierte am Donnerstagabend (27. März 2025) in den Räumen der Volkshochschule Münster am Aegidiimarkt das jüngste Klimagespräch in der Stadt.

Im Mittelpunkt der mit rund 50 Zuhörer*innen gut besuchten Veranstaltung stand die „ schwierige Beziehungskiste“ Verkehr und Klima. Die Chancen einer klimaschonenden Mobilität im Münsterland sollten die Podiumsgäste Dr. Jana Burchard, Geschäftsbereichsleiterin Branchen & Infrastruktur bei der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen, Professorin Dr. Antonia Graf, Politik- und Umweltwissenschaftlerin an der Universität Münster, und Thomas Lins, Vorsitzender des Regionalverbandes Münsterland des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) beurteilen.

Moderatorin Andrea Blome (l.) hatte Dr. Jana Burchard, Geschäftsbereichsleiterin Branchen & Infrastruktur bei der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen, Professorin Dr. Antonia Graf, Politik- und Umweltwissenschaftlerin an der Universität Münster, und Thomas Lins, Vorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD) – Regionalverband Münsterland zu Gast. (Fotos: Werner Szybalski)

Nach der Begrüßung durch Volker Rotthauwe vom Trägerkreis der Münsteraner Klimagespräche führte sein Kollege Michael Tillmann mit einem Kurzreferat ins Thema ein. Dabei ging er besonders auf die Problematik ein, dass die Bundesrepublik 2024 zwar ihr Klimaziel erreicht habe, aber der Sektor Verkehr bis 2030 insgesamt 180 Millionen Tonnen CO²-Emissionen zu viel produzieren werde. Damit verfehlt die Politik ihr selbst gesteckte Ziel deutlich. 71,7 Prozent der klimaschädlichen Ausstöße erzeugt europaweit der Straßenverkehr, 14 Prozent die Schifffahrt, 13,4 Prozent die Zivilluftfahrt und 0,4 Prozent die Eisenbahn. Auch in Münster gehört der Verkehrssektor zu den größten Klimakillern, da er weiterhin konstant hohe Emissionen erzeug

Gute Stimmung, da das Klima ausgeblendet wurde

In seiner Einführung präsentierte Rums-Kolumnist Michael Tillmann, Initiator der „Münsteraner Klimagespräche“ erschreckend hohe klimaschädliche Ausstöße des Verkehrssektors – auch in Münster.

Andrea Blome ließ zunächst das Publikum zu einem Wort kommen. Jede und jeder im VHS-Saal durfte ein Schlaglicht auf die Verkehrssituation in Münster werfen, ehe die lokale grüne Spitzenpolitikerin von den drei Podiumsgästen hören wolle, was unter der von Blomes Partei geführten Ratsmehrheit in Münster im Verkehrssektor alles schon gut laufen würde. Mit dieser vorgegebenen „I feel good“-Stimmung war fortan von der von Tillmann kurz zuvor noch beschworenen „schwierigen Beziehungskiste Verkehr und Klima“ nichts mehr zu spüren. Vielen Teilnehmer*innen fiel es vermutlich erst auf, als gegen Ende der Veranstaltung Michel Wildt anmahnte, dass das Klima in der Diskussion viel zu kurz komme.

Burchard Sieht viel Positives*

Dr. Jana Burchard plädierte für Erreichbarkeit – insbesondere der Arbeitsstätten in Münster.

Tatsächlich konnte IHK-Vertreterin Dr. Jana Burchard gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion eine ganze Palette von positiven Verbesserungen in Münsters Verkehrssektor aufzählen: „Es gibt viele Konzepte in der Stadt, die Verbesserungen für einzelne Verkehrsarten, also zum Beispiel Fahrrad, Busverkehr, S-Bahn oder E-Ladesäulen, bringen oder bringen werden. Ich finde das gut.“

Allerdings führte Dr. Jana Burchard auch die hohe Quote der E-Mobilität bei den Stadtwerken Münster ins Feld. Tatsächlich gelingt dem städtischen Unternehmen in der eignen Busflotte die Antriebswende sehr gut. Im Fahrbetrieb in der Domstadt aber verkehren für die Stadtwerke nur weniger als 50 Prozent eigene Busse – die Mehrheit ist im Auftrag und klimaschädlich mit Verbrennermotoren unterwegs. Gleiches gilt übrigens zur Zeit auch für den Regionalbusverkehr in der Domstadt.

„Die Konzepte sind da“, betonte Jana Burchard, der besonders wichtig war, dass auch für die Menschen aus den Außenbereichen der Stadt und dem Umland die Erreichbarkeit in Münster gewährleistet wird. Dies gelte insbesondere für die Arbeitsstätten. Die Fahrten dorthin würden, so Burchard, aktuell zu 70 Prozent mit dem PKW erfolgen.

Das Münsteraner Klimagespräch zum Thema Verkehrswende war mit rund 50 Zuhörer*innen recht gut besucht.

Städte sollen zusammenarbeiten

Die Politik- und Umweltwissenschaftlerin Professorin Dr. Antonia Graf sah viele positive Ansätze bei der Europäischen Union, dem Städtetag und auch im jüngst beschlossenen Infrastrukturfond der Bundesregierung. „Die Möglichkeiten wurden erweitert“, forderte die Mitarbeiterin der Universität Münster, dass die Städte in Deutschland zusammenarbeiten sollten, um zum Beispiel eigene Parkraumkonzepte oder mehr Tempo-30-Zonen in den Städten durchsetzen zu können. Die Kommunen seine dabei, so die Einschätzung der Professorin, auf sich selbst gestellt, da „vom Bund wenige Beiträge zur Verkehrswende zu erwarten seien.“

Insgesamt forderte Graf mehr Bürger*innenbeteiligung in der Verkehrspolitik und erhofft eine inklusive und auch gendergerechte Organisation der Mobilität. Da war sie mit Thomas Lins vom VCD auf einer Linie. Wobei der VCDler forderte, dass komplexe Handlungen erfolgen müssten: „Nur Förderung nützt allein nichts.“ Um zu einer Verkehrswende zu kommen, müsse es nicht eine Antriebswende erfolgen, sondern der MIV (motorisierte Individualverkehr) tatsächlich verteuert und auch eingeschränkt werden. „Auf die höheren Benzinpreise in einigen Jahren wegen der CO²-Abgabe zu hoffen, reicht definitiv nicht!“

Unstimmigkeit fast lediglich bei der Auto-Politik

Dem widersprach Dr. Jana Burchard, die befürchtete, dass Münster als einkaufs- und Touristikstadt leiden würde, wenn der Autoverkehr erschwert würde. Dies würde sich auch wirtschaftlich widerspiegeln. Der Arzt, der Anwalt und die Arbeit müsse auch mit dem Auto erreichbar bleiben, erklärte Jana Burchard. Kontrovers wurde die Diskussion zum Komplex „Verkehre vermeiden“ und individuelle Möglichkeiten zur Umsetzung der Verkehrswende.

Tausende aufständische Orte

Wie die Klimakatastrophe gestoppt werden kann

„Die bösen Großkonzerne“ oder „der (fossile) Kapitalismus sind schuld“- in der Klimabewegung herrscht die Vorstellung vor die Klimakatastrophe sei „aus der Gier einiger Weniger“ entstanden oder der Staat müsse den (fossilen) Kapitalismus eindämmen oder abschaffen, um sie zu stoppen.

Diese Vorstellungen sind nicht nur anschlussfähig an antisemitische Weltbilder, nein sie führen schnell in eine noch autoritärere Gesellschaft in der entweder Staat und Unternehmen oder nur der Staat den Ressourcenverbrauch der gesamten Bevölkerung überwacht. Dagegen richtet sich ein Vortrag, der von Ende Gelände Münster organisiert wird. Er findet am Sonntag, dem 13. April 2025, um 17:30 im SpecOps (Aegidimarkt 5) statt. Im Beitrag wird aufgezeigt, wie der anarchistische Umgang mit der Klimakatastrophe aussieht.

Wie eine anti-autöritäre Klimarevolte aussehen kann

Der Vortrag ist in zwei Teile gegliedert: Aufzeigen der Ursachen von Klimakatastrophe und Mitweltzerstörung beziehungsweise Perspektive zur Enteignung von Staat und Kapitalismus.

Wie eine antiautoritäre Klimarevolte aussehen kann, wird nicht nur Gegenstand des Vortrages sein, sondern ist auch Inhalte der Fotoausstellung „Bewegungen für Klimagerechtigkeit“ von Tim Wagner, die mit dem Vortrag eröffnet wird. Sie wird bis Ende Mai im Café-Bereich des SpecOps zu sehen sein.

Bilder von Aktionen der Klimabewegungen

Die Fotografien von Tim Wagner entstanden zwischen 2015 und 2023. Sie zeigen die Aktionen der Klimabewegungen, die stets an den Konfliktlinien der Gesellschaft stattfinden. Die Bilder sind sowohl aktiver Teil der Bewegungsgeschichte, ermöglichen aber auch einen kritischen Blick auf die visuelle Rezeption der Bewegungen. Die Fotoausstellung umfasst vier Schwerpunkte:

  1. Proteste von Ende-Gelände gegen den Braunkohletagebau (2015 – 2022)
  2. Besetzung und Räumung Hambacher Forst (2018)
  3. Protest gegen die A 49 und Besetzung Dannenröder Wald (2020)
  4. Zerstörung des Ortes Lützerath im Rheinland (2021 – 2023)

Im Anschluss an die Anti-Atom-Bewegung entwickelte sich ab 2015 eine neue Klimabewegung, welche den Abbau von Kohle zur Energiegewinnung in Frage stellte. Mit spektakulären Massenaktionen des zivilen Ungehorsams, bei denen Braunkohletagebaue und Wälder besetzt wurden, rückten sie den Kohleausstieg ins öffentliche Bewusstsein. Tim Wagner wurde zu einem solidarischen Begleiter dieser Bewegung und versuchte Ihre Aktionen fotografisch zu dokumentieren. So entstand ein umfangreiches Fotoarchiv – eine Bildersammlung der Bewegung. Wagner hat eine Wanderausstellung zusammengefasst, die eine Rückschau auf die Proteste bietet, die erfolgreich zum Kohleausstieg beigetragen und zudem gesellschaftliche Veränderungen angestoßen haben.

Der Vortrag und die Ausstellung sind Teil der Veranstaltungsreihe „1000 widerständige Orte“.

DB ist regional ein Bremsklotz

„Warendorfer“ wird ausgebremst – Forderung von 1991 noch immer nicht umgesetzt

Von Werner Szybalski

Die Misere des Schienenpersonennahverkehr (SPNV) nicht nur im Münsterland geht weiter – Verbesserungen sind nicht wirklich in Sicht. Da sind Bürgermeister (von Telgte und Warendorf) leider genauso machtlos, wie die Menschen, die sich teilweise seit Jahrzehnten für eine Attraktivitätssteigerung der Schiene in Münster und dem Münsterland einsetzen. Einer der größten Bremsklötze ist ausgerechnet die ehemalige Deutsche Bundesbahn (DB).

Am 7. März 2025 gab die Stadt Warendorf eine Pressemeldung heraus, die die SPNV-Misere erneut verdeutlicht: „Mit großer Bestürzung haben die Bürgermeister der Städte Telgte und Warendorf, Wolfgang Pieper und Peter Horstmann, die Entscheidung im DB-Konzern zur Kenntnis genommen, dass offenbar aus strategischen Gründen der Prozess zur Bündelung und Schließung der technisch nicht gesicherten Bahnübergänge auf der Bahnstrecke 2013 von Münster über Telgte nach Warendorf bis mindestens 2031 nicht weiterverfolgt werden soll. In einem gemeinsamen Brief an Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing, Bahnchef Dr. Richard Lutz und den Vorstandsvorsitzenden der DB InfraGO AG Dr. Philipp Nagl fordern sie eindringlich diese Entscheidung zu revidieren.“

Schon Ende 1991 forderte der Verkehrsclub Deutschland (VCD), damals gemeinsam mit dem ehemaligen SPD-Ratsherrn Rudolf Steingrube die Kommunalisierung der Bahnstrecke von Münster nach Warendorf:

Schon 1991 forderten der spätere Bürgermeister von Greven, Rudolf Steingrube, und der VCD Münsterland eine regional betriebene, moderne Bahn zwischen Warendorf, Münster und Neubeckum. (Artikel aus den Westfälischen Nachrichten)

Auch aktuell ist der VCD federführend bei der Kritik an der Entscheidung der DB InfraGO. In seiner Pressemitteilung verdeutlicht der VCD – gemeinsam mit Pro Bahn – grundsätzlich, woran es beim SPNV und seiner Zukunft im Münsterland mangelt: Der Fortschritt beim Bahnverkehr im Münsterland ist eine Schnecke, die teilweise sogar rückwärts kriecht. Die WLE-Reaktivierung nach Sendenhorst verzögert sich seit Jahren; die längst überfällige Elektrifizierung der Bahnlinie nach Enschede wird vermutlich in den kommenden Jahren nicht realisiert; der Ausbau der Bahnstrecke nach Dortmund könnte erneut an Finanzierungsfragen scheitern. Aufgrund des Personalmangels ist das Bedienungsangebot auf einigen (von privaten Unternehmen bedienten) Regionalbahnstrecken heruntergefahren und jetzt verschiebt sich auch noch die Modernisierung der DB-Strecke zwischen Münster und Rheda-Wiedenbrück.

Gehört die Zukunft auf der Strecke nach Warendorf dem DB-Bus (im Hintergrund) oder der Eurobahn? (Fotos: Werner Szybalski)

Ein verlässlicher und leistungsfähiger Schienenverkehr ist von entscheidender Bedeutung für die Mobilität der Menschen in unserer Region. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr essenziell, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im ländlichen Raum zu unterstützen, erklärten die Bürgermeister Pieper und Horstmann in der Pressemitteilung der Stadt Warendorf.

Thomas Lins

Thomas Lins, Vorsitzender des VCD Münsterland und ehemaliger grüner Lokalpolitiker in Warendorf, verdeutlicht: „Die Meldung, dass die Bahnstrecke von Münster nach Warendorf frühestens ab den 30er Jahren ertüchtigt wird, ist ein Schlag ins Kontor für alle, die sich für eine ressourcenschonende Gestaltung des Verkehrs einsetzen. Gerade diese Bahnstrecke des »Warendorfer« ist aufgrund der vielen unbeschrankten Bahnübergänge in Bahnkreisen als »Westfalentöter« berüchtigt. Wenn jetzt die Ertüchtigung der Strecke auf Jahre verschoben wird, bleibt die hohe Unfallgefahr und das markerschütternde doppelte Pfeifen vor jedem der rund 30 unbeschrankten Bahnübergänge. Auch der geplante Halbstundentakt zwischen Münster und Warendorf ist mit der jetzigen geringen Fahrgeschwindigkeit nicht realisierbar.“

KOMMENTAR

Weichen neu stellen – Regionalisierung

Die gewählten Lokalpolitiker*innen zwischen Beelen und Bocholt sowie Werne und Ibbenbüren träumen von der S-Bahn Münsterland. Leider werden, trotz avisierter Milliarden für öffentliche Infrastrukturmaßnahmen durch den Bund, die Probleme im regionalen SPNV immer wieder verschoben oder gar aufgegeben. Trotz der Lippenbekenntnisse der gewählten Mandatsträger*innen in den politischen Gremien des Münsterlandes. Dies liegt auch an der Zuständigkeit. So lange die Menschen im Münsterland nicht eigenverantwortlich mit Schienen, Bahnhöfen, Haltepunkten und deren Betrieb umgehen können, wird das Münsterland schienentechnisch bleiben, was es ist: Provinz. Werner Szybalski