Für das Onlineportal stadt40.de führte Felix Klann mit mir auf dem Marathon-Platz im Wienburgpark ein Interview zur Kommunalwahl.
Am 13.09.2020 wählt Münster. Wir haben mit den Parteien über ihre Ziele gesprochen, nur „Die Partei“ und die „AFD“ waren nicht verfügbar. Für die Kommunale Wähler*innen-Vereinigung „Münster Liste“ haben wir mit Werner Szybalski gesprochen.
Stadt40: Wie positioniert sich Ihre Partei angesichts der erschwerten Haushaltslage gegenüber solchen Großprojekten wie Hafenmarkt und Musik-Campus?
Szybalski (ML): Der Hafenmarkt ist ein Beispiel dafür, wie es nicht laufen sollte, von der Kommunikation bis hin zur geplanten Umsetzung. „Anstelle des Hafenmarktes wollten wir schon immer lieber Wohnbebeauung, Grün- und Spielflächen“, so Szybalski. Der Musik-Campus ist hingegen ein Projekt das durchaus Sinn macht. Wir sind der Auffassung, dass es in Münster für viele Musiker*innen zu wenig Raum gibt und würden daher gerne die Vertreter*innen aller Musikrichtungen zusammenbringen, um mit ihnen gemeinsam einen Vorschlag zu erarbeiten. Von dem Projekt sollen möglichst alle Beteiligten profitieren, „wir brauchen kein reines Vorzeigeobjekt“.
Stadt40: Auf welche Weise soll dem Einzelhandel und der Gastronomie unter die Arme gegriffen werden?
Szybalski (ML): Der Einzelhandel in der Innenstadt ist eine der großen Stärken von Münster, mit großer Anziehungskraft weit über die Region hinaus. Wir sehen Münster auch als „Einkaufs- und Erlebnisstadt“. In diesem Zusammenhang soll der gesamte Kernstadtbereich autofrei werden. Wir wollen einen öffentlichen Personen-Güter-Verkehr für das Shopping einführen, der mit dem Busverkehr vergleichbar ist. Dieser soll kommunal organisiert werden. Die Gastronomie ist relativ gut und flexibel aufgestellt, „Gastronom*innen reagieren sehr gut auf die corona-bedingten Veränderungen“, so Szybalski. Ein Beispiel dafür ist der vermehrte Ausbau der Außenbereiche. Generell sollte die Gastronomie allerdings auch über das Zentrum Münsters hinaus weiter ausgebaut werden, sodass man auch in Coerde in die Kneipe um die Ecke gehen kann – „Für alle Menschen erreichbar“ ist hierbei das Leitmotiv.
Stadt40: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Probleme, denen sich der Rat nach der Wahl stellen muss?
Szybalski (ML): „Nachhaltigkeit, Offenheit, Soziales und Basisdemokratie.“ Der Klimawandel wird auch in Münster gemacht und da können wir Vorreiter werden. Es ist durchaus möglich Münster als klimaneutrale Stadt zu gestalten. Stichpunkt Offenheit – „Münster ist bunt und international und das soll auch gezeigt werden“, so Szybalski. Wir brauchen mehr Menschen mit Migrationsvorgeschichte in der Stadtverwaltung und in den städtischen Betrieben, aber auch in der Zivilgesellschaft. Ein negatives Beispiel ist der Stadtsportbund: Dort gibt es keinen Menschen mit Migrationsvorgeschichte in den verantwortungsvollen Positionen, „und das kann nicht sein bei über 80.000 Menschen mit Migrationsvorgeschichte in der Stadt“, beklagt Szybalski.
Stadt40: Wie hat die Corona-Krise Ihre Prioritäten im Parteiprogramm neu geordnet?
Szybalski (ML): Wir haben uns erst am 17. Februar mit der Internationalen Liste zu Münster ist bunt und international zusammengeschlossen. Bei der anschließenden Programmdiskussion ist uns Corona mehr oder weniger „voll dazwischengeknallt“, sodass wir erst Anfang August unser Kurzprogramm vorlegen konnten. Eine Langfassung ist zwar existent, es wurde aber noch nicht darüber abgestimmt. Generell ist die Corona-Krise für uns ein Indikator dafür, dass jetzt erst recht für zukünftige Generationen investiert werden muss und das Augenmerk von der „schwarzen Null“ wegbewegt werden sollte.
Stadt40: Welchen Kurs zwischen Einschränkungen und Lockerungen befürworten Sie?
Szybalski (ML): Corona schränkt natürlich unser aller Leben maßgeblich ein und wird auch nicht kurzfristig lösbar sein. „Die Menschen werden sich daran gewöhnen müssen, dass wir uns entsprechend anders verhalten müssen“, so Szybalski. Dazu gehört das Abstand halten ebenso wie das Tragen von Masken, wenn wir Menschen sehr nahe kommen und häufigeres Händewaschen, „ob Strafen das richtige sind mag ich zu bezweilfeln“. In erster Linie muss auf die Einsicht der Menschen gesetzt werden. Die größte Gefahr sind in diesem Zusammenhang die Menschen, die Corona leugnen und gegen die Maßnahmen hetzen. Sie müssen zu ihrem eigenen Schutz und vor allem zum Schutz der anderen Menschen überzeugt werden.
Stadt40: Wie wollen Sie Münster zukunftsfähig machen (Stichworte Energie, Wohnen, Mobilität)?
Szybalski (ML): Zukunftsfähig heißt für uns vor allem, dass es nachhaltig ist bzw. dass Münster klimaneutral wird. Wir müssen es schaffen, dass alle Menschen hier gut und gerne leben können/wollen. Insbesondere im Bereich der Basisdemokratie wollen wir den Menschen von der untersten Ebene an mehr Eigenverantwortung für das geben, was in ihrem nahen Umfeld gestalterisch passiert – „also genau das Gegenteil von dem, wie wir es jetzt haben“, so Szybalski. Wir beklagen, dass die Menschen zu spät oder gar nicht informiert werden und möchten dies grundlegend ändern. Die Menschen sollen so früh wie möglich eingebunden werden und es soll eine „Politik aus Sicht der Menschen“ etabliert werden.
Hinsichtlich des Themas Mobilität möchten wir die Stadt bis zum Ring autofrei bzw. emmissionsarm gestalten. Autos, die auf einem Wasserstoff-Antrieb basieren oder elektronisch betrieben werden, können gerne reinfahren, „alle anderen haben da nichts verloren“, meint Szybalski. Man kann den Menschen in diesem Punkt ruhig mehr zutrauen. Wenn sie heute wissen, dass sie in drei Jahren nur noch mit einem Elektro- oder Wasserstoffauto in die Innenstadt kommen, dann würden sie sich bei einer Neuanschaffung genau überlegen, wofür sie sich entscheiden und wo sie den Strom ggf. herbekommen. „Der Trend würde dann eher Richtung Wasserstoff bzw. Elektroauto gehen“, so Szybalski.
Werner Szybalski kandidiertam 13. September für die Münster Liste – bunt und international in Uppenberg.
nachhaltig – offen – sozial – basisdemokratisch
Liebe Uppenberger*innen, seit 20 Jahren bin ich, Werner Szybalski, in Uppenberg lokalpolitisch aktiv. Ich bin ein wenig stolz darauf, was ich in Initiativen und Vereinen in unserem Stadtteil schon erreichen konnte. Unter anderem habe ich die inzwischen sehr große Fußball-Abteilung der DJK GW Marathon gegründet. Später war ich erfolgreich in den Verhandlungen zwischen dem Landschaftsverband und der Stadt beteiligt, so dass der „Marathon-Platz“ nicht nur städtisch, sondern auch grundsaniert wurde. Mit meiner Initiative „Coburg muss bleiben“ hatte ich mit meinen Mitstreiter*innen Anteil daran, dass unser beliebtes Freibad nicht geschlossen wurde. 2007 habe ich den „Kindertag in Münster“ ins Leben gerufen und auf meinen Vorschlag wurde vor wenigen Jahren an der Wienburgstraße ein Übergangsheim für Flüchtlinge errichtet.
Uppenberg bietet viel Lebensqualität – das muss so bleiben. Allerdings fehlt ein offenes, selbst verwaltetes Haus für alle Einwohner*innen des Stadtteils.
Natürlich haben auch einige Vorschläge von mir nicht zum Erfolg geführt. So konnte ich weder das Fällen der Bäume – direkt bei mir vor der Haustür am Germania Campus – und auch den Abriss des historischen Torhäuschens am Yorkring nicht verhindern. Zudem gibt es noch immer kein Umkleidegebäude und auch keinen beleuchteten Allwetterplatz am Wienburgpark. Auch haben wir keine öffentliche kostenfreie Discgolf-Anlage im Wienburgpark bekommen. Auch meine Bemühungen, an den Ampeln in Uppenberg längere Querungszeiten für Fußgänger*innen zu bekommen, sind leider noch immer nicht umgesetzt worden.
Um dies alles (und einiges mehr) vielleicht doch noch für Uppenberg zu erreichen, bewerbe ich mich mit der Münster Liste – bunt und international am 13. September für den Rat.
nachhaltig – Auch in Uppenberg wird der Klimawandel durch unser tägliches Handeln vorangetrieben. Um die Zerstörung der Lebensgrundlage zukünftiger Generationen zu bremsen, müssen wir unser Verkehrsverhalten ändern, die Freiräume schützen, mehr Bäume und naturbelassene Wiesen anpflanzen, Gemeinschaftgärten anlegen, in Uppenberg erzeugte Energie nutzen, Plastikmüll vermeiden und die Landwirtschaft zur ökologischen Wirtschaft verpflichten.
Werner Szybalski
Wir werden immer mehr
In den vergangenen Jahren wurden fast alle Baulücken in Uppenberg geschlossen. Es ist gut, dass inzwischen die Verdichtung an Fahrt verloren hat, denn bis auf die Bebauung des Geländes am Friesenring, auf dem heute noch das Polizeipräsidium steht, sind kaum noch Lücken vorhanden. Gut ist es auch, dass im Verwaltungszentrum Nord neue Wohnungen gebaut werden, denn so kommt auch Leben außerhalb der Geschäftszeiten in dieses Quartier. Die vorhandenen Grün- und Agrarflächen müssen erhalten werden. Sie dürfen, trotz des dringenden Bedarfs an neuen Wohnungen, nicht großflächig bebaut werden, wie es zwischen Steinfurter Straße und Wasserweg derzeit geplant wird. Sonst fehlt den Uppen- berger*innen zukünftig die Luft zum Atmen.
Werner Szybalski (rechts), Sabine Buschmann und Mats Reißberg stellen den Lenkungsausschuss der LEG-Mieter*innen-Initiative Münster.
Die Mieten müssen runter
In Uppenberg gibt es einige Wohnungen, die zu einer der beiden in Münster ansässigen Genossenschaften gehören. An der Dreizehnerstraße blieben die Mieten, trotz der kürzlich durchgeführten Modernisierung, moderat. Es sind Wohnungen einer Genossenschaft. Drumherum in den Häusern der städtischen Wohn + Stadtbau sind die Mieten schon deutlich höher. Zum Beispiel in den zahlreichen LEG-Wohnungen in Uppenberg sind die Mieten inzwischen für viele Menschen mit geringem Einkommen praktisch unbezahlbar. Diese Mieten müssen gesenkt werden. Modernisierungen, die zu nicht unerheblichen Mehrkosten für die Mieter*innen führen, müssen immer dann unterbleiben, wenn die Steigerung des Wohnkomforts fraglich ist oder die Heizkosten bei energetischer Sanierung nicht im Kostenumfang der Mieterhöhung sinken. Vor gut eineinhalb Jahren habe ich die LEG-Mieter*innen-Initiative Uppenberg gegründet. Schnell wuchs die Mitgliederzahl und inzwischen sind wir stadtweit tätig. Fünf Gerichtsprozesse haben wir seit der Gründung gegen die LEG geführt – wir haben alle gewonnen! Die Konzernleitung der LEG Immobilien AG zeigte sich offensichtlich beeindruckt, denn sie berief mich in den neu geschaffenen konzernweiten Kundenbeirat. Auch dort kämpfe ich für unsere gemeinsamen Interessen.
offen – Auch zwischen Rumphorst, Innenstadt, Gievenbeck und Kinderhaus leben Menschen, die selbst oder ihre Eltern beziehungsweise Großeltern nach Uppenberg gekommen sind, um in Münster zu bleiben. Während wir homosexuelle oder queere Menschen schon recht gut in unserer Gemeinschaft aufgenommen haben, gilt dies für viele Einwohner*innen mit Migrationsvorgeschichte noch nicht. Uppenberg muss sein universalistisches Erbe annehmen und interkulturell werden.
Werner Szybalski
Begegnungsstätte für Uppenberg
Historisch war Uppenberg schon seit der Eingemeindung 1903 das „Stiefkind der Stadt Münster“. Dies ist noch heute so. Es gibt kaum städtische Einrichtungen und auch keine kommunale Anlaufstelle. Werdende und junge Mütter werden aus dem Südviertel heraus städtisch begleitet. Erneut zu merken war die nachrangige Betrachtung der Menschen in Uppenberg im vergangenen Jahr, als die Filiale der städtischen Sparkasse an der Grevener Straße geschlossen wurde. Dies möchte ich nicht länger hinnehmen. In Uppenberg muss zumindest es eine Bankfiliale mit persönlicher Kund*innen-Betreuung geben. Dies wäre, wie schon in einigen Dörfern im Münsterland üblich, zum Beispiel als gemeinsame Einrichtung von Volksbank und Sparkasse möglich. Das Kreuzviertel hat nicht nur seine Bankfilialen behalten, sondern es gibt in der Schulstraße schon lange ein hoch von der Stadt subventioniertes selbstverwaltetes Begegnungzentrum. So einen Kommunikationstreffpunkt für Uppenberg könnte ich mir gut im ehemaligen Sparkassengebäude am Nienkamp vorstellen. Erfreulicherweise hat die amtierende Ratsfrau für Uppenberg meinen Vorschlag aufgenommen und unterstützt ihn. Getragen werden könnte dieses selbstverwaltete Begegnungszentrum zum Beispiel von der „Bürgerinitiative L(i)ebenswertes Uppenberg“, die aus der Initiative „Coburg muss bleiben!“ entstand.
Ein Wochenmarkt könnte zum Anker eines suburbanen Zentrums in Uppenberg werden.
Ein Wochenmarkt für Uppenberg
Gegenüber des Kanonierplatzes möchte ich schon seit Jahren ein kleines suburbanes Zentrum, also einen Bereich zum Treffen, Klönen, Verweilen und Einkaufen, einrichten. Ein wöchentlicher Wochenmarkt am Abend, Verweilangebote, Infokästen und eine Neuregelung des Verkehrs (kein Durchgangsverkehr mehr) auf der Grevener Straße wür- den Uppenberg enorm aufwerten. An der Coburg sollten möglichst alle Sportanlagen erhalten werden. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn auch im Winter dort unter einer Traglufthalle geschwommen werden könnte. Der Deutsche Alpenverein (DAV) sollte nur ein nicht-kommerzielles Kletterzentrum errichten dürfen. Der Marathon-Platz sollte aus meiner Sicht zum Leichtathletik-Zentrum erweitert werden. Sehr schnell müssen zudem ein Kunstrasenplatz mit Flutlicht und Umkleidekabinen und ein Vereinshaus gebaut werden. Im Neubau könnte ein selbst verwaltetes Jugendzentrum integriert werden.
sozial – Viele Menschen sind in den vergangenen Jahren nach Uppenberg gezogen. Dadurch stiegen auch bei uns die Mieten. Für Menschen mit geringem oder ohne Einkommen und Vermögen wird das (Über)Leben immer schwerer. Damit diese Einwohner*innen weiterhin bei uns wohnen und leben können, muss neben staatlichen Mitteln auch kommunale Hilfe angeboten werden. Dazu sind bürokratische Hürden massiv abzubauen und der Münsterpass auszuweiten.
Werner Szybalski
Kleine lohnende Maßnahmen
An verschiedenen Stellen in Uppenberg müssen die Querungszeiten an Ampeln für Fußgänger*innen deutlich verlängert werden. Die Wohnungskonzerne sollten in ihren Quartieren kleine Fahrradgaragen mit Stromanschluss aufstellen müssen. Die Radwege am Ring und an der Grevener Straße müssen in zahlreichen Bereichen saniert werden.
basisdemokratisch – Münster bindet die Einwohner*innen viel zu wenig in die kommunalen Entscheidungen ein. Schon bei der Information der Anwohnerinnen zeigt sich dies immer wieder. Die bisherigen Ratsparteien reden zwar viel von Beteiligung. In der Praxis reduzieren sie aber die Einflussmöglichkeiten fast auf ein Wahlkreuz alle fünf Jahre. Ich setze mich für Basisdemokratie ein. Wir wollen bei örtlichen Entscheidungen die Menschen durch Einwohner*innenversammlungen einbinden. Deren Mehrheitsmeinung muss zwingend in die Entscheidung von Politik und Verwaltung einfließen. Die Entscheidungsrechte und finanziellen Mittel der Bezirksvertretung Münster-Mitte müssen durch die nach der Wahl neu zu verabschiedende Hauptsatzung erheblich gestärkt werden. Mittelfristig möchte ich einen eigenen Einwohner*innenrat für Uppenberg. Dazu gehört natürlich auch das Kreuz- und Klosterviertel. Die Mitglieder dieses Rates sollen nicht gewählt, sondern ausgelost werden. Jedes Jahr wird ein Drittel dieser Ratssitze neu durch Los besetzt.
Werner Szybalski
Coburg muss bleiben!
Werner Szybalski persönlich: Ich bin 1982 aus Soest nach Münster gekommen und wohne seit 2007 gegenüber des Germania Campuses auf der Grevener Straße in einem LEG-Haus. Ich bin Politikwissenschafter und habe in den vergangenen Jahren – bis zum abrupten Ende durch die Carona-Pandemie – als Pauschalist für verschiedene Redaktionen der Westfälischen Nachrichten als freiberuflicher Journalist gearbeitet. Ehrenamtlich bin ich derzeit in der LEG-Mieter*innen-Initiative (plus dem LEG-Kundenbeirat), der BI L(i)ebenswertes Uppenberg und bei „Münster gehört uns allen“ aktiv. Wenn Sie Fragen haben, mich persönlich kennenlernen wollen oder auch nur einen Kaffee oder Tee mit mir genießen möchten, rufen Sie mich einfach an: 01 71 / 4 16 23 59.
„Münster muss für alle da sein!“
Die Stadt wächst und wächst. Immer mehr Menschen werden in Münster geboren oder ziehen aus nah und fern in unsere Stadt. Darauf muss sich die Kommunalpolitik einstellen. Es ist insbesondere wichtig, die Menschen mitzunehmen, die zur Zeit viel zu schnell ausgegrenzt werden. Dies sind insbesondere Münsteraner*innen mit Migrationsvorgeschichte und Einwohner*innen mit geringem oder keinem Vermögen sowie Personen mit Handicap. Münster muss für alle da sein! Ich und die Münster Liste – bunt und international setzen sich dafür ein, dass die Vielfalt der Kulturen sich in Münsters gesellschaftlichem Handeln widerspiegelt. Dazu schlagen wir zum Beispiel die Gründung eines Hauses der Kulturen für die über Hundert Vereinigungen der „Migranten-Selbst-Organisation“ (MSO) vor. Für Menschen, die Unterstützung benötigen, um am gesellschaftlichen Leben gleichberechtigt teilnehmen zu können, will die Münster Liste – bunt und international in Münster dezentrale Anlaufstellen schaffen– auch eine in Uppenberg. Diese sollen niedrigschwellig und kostenfrei sein sowie möglichst in der Muttersprache Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Zudem soll der Münsterpass für alle mit geringem Einkommen ausgegeben werden. Die Leistungen für Passinhaber*innen sollen ausgeweitet werden. Das Busfahren in Münster soll für sie kostenfrei sein. Auch mehrere Zoo- und Schwimmbadbesuche sollen jährlich kostenfrei möglich sein.
Unser Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters von Münster – Dr. Georgios Tsakalidis
Die Münster Liste – bunt und international tritt am 13. September in allen 33 Wahlkreisen in Münster mit eigenen Direktkandidat*innen auf der Liste 10 an. Zudem haben sie eine Reserveliste für den Rat der Stadt Münster aufgestellt. Ihr Uppenberger Kandidat Werner Szybalski steht auf dieser Liste auf Platz zwei. Auf Platz eins haben die Buntinternationalen Dr. Georgios Tsakalidis gesetzt. Auf Platz drei kandidiert Sarah Geselbracht und auf Platz vier Mónika Hemesath. Auch für die Bezirksvertretung Münster-Mitte kandidiert die Münster Liste – bunt und international. Werner Szybalski steht auf dieser Liste hinter dem in Nigeria geborenen „Rome“ William Baffoe aus der Aaseestadt auf Platz zwei. Übrigens, auch für die Bezirksvertretungen Nord, West, Hiltrup und Südost hat die Münster Liste – bunt und international Kandidat*innen für die Kommunalwahl nominiert. Der Grieche Dr. Georgios Tsakalidis ist Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters. Geben Sie auch ihm Ihre Stimme!
Zuerst erschien dieser Artikel in den Westfälischen Nachrichten am Samstag, dem 21. April 2018 (online: 04:04 Uhr ).
Im Sommer weiden die Milchkühe auf dem Polder. 65 Kühe hält die Käsefarm de Graaf für ihre von Hand hergestellten Produkte.
Die Gegend zwischen Amsterdam, Utrecht und Den Haag hat sich landwirtschaftlich auf die Produktion von Käse spezialisiert. Weltweit bekannt ist die Käsehandelsstadt Gouda, nach der der vielleicht am weitesten verbreitete Käse benannt wurde.
Auch in Woerden wird natürlich klassischer Gouda produziert, aber nicht nur. Deshalb liegt im erst im vergangenen Mai neu eröffneten „Kaaspakhuis“, einem Käsemuseum mit Verkostungsmöglichkeit, zwar der Schwerpunkt auf der Gouda-Produktion, aber die heimische Spezialität Reypenaer findet besondere Berücksichtigung. Gruppen ab zehn Personen können eine Führung buchen, in der viel selbst gemacht werden kann: vom Melken bis zur Käseherstellung. Ein virtueller Rundgang durch eine industrielle Käseproduktion kann mithilfe einer Spezialbrille erlebt werden.
Käsemeister Jan van Riet lädt im Kaaspakhuis in Woerden zur Verköstigung. Manchmal nicht ganz ungefährlich.
Höhepunkt des Besuchs ist aber die Verköstigung. Die ist nicht ungefährlich, wie Käsemeister Jan van Riet zu spüren bekommt, als er beim Käseschneiden abrutscht und sich in die Hand schneidet. Für die Besucher steht aber der Genuss verschiedener heimischer Käsesorten im Mittelpunkt.
Woerden ist seit dem 15. Jahrhundert einer der wichtigsten Milchmärkte der Region. Noch heute findet jeden Samstag von Mitte April bis Mitte August auf dem Kerkplein der „Boeren Kaasmarkt“ statt. Eine alte Glocke läutet den Markt ein, wenn unter ihr die aktuellen Käsepreise eingetragen sind.
Wie Käse noch heute von Hand produziert wird, zeigt die Familie de Graaf auf ihrem Hof de Buitenkerk in der Gemeinde Bodegraven-Reeuwijk nördlich von Gouda. Nur zwei Prozent des holländischen Käses, von denen allein im Cheese Valley 20 Millionen Kilo, 60 Prozent der Gesamtproduktion der Niederlande, hergestellt werden, sind tatsächlich von Hand und aus frischer Milch produziert. Ein kleiner Teil davon stammt von den 65 Kühen der Käsefarm de Graaf, deren Käse nahezu ausschließlich im eigenen Hofladen verkauft wird.
Bäuerin Irma de Graaf führt die interessierten Hofbesucher nach einer kurzen Einführung bei einer Tasse Tee oder Kaffee durch die angrenzenden Produktionsräume. Zunächst wird gezeigt, wie aus frischer Milch durch Zugabe von Enzymen und ständiges Rühren der Milch Flüssigkeit entzogen wird. Sobald die Konsistenz gut ist, wird der Käse in Form gebracht und erhitzt. Anschließend geht es zur Rindenbildung in ein Solebad. Abschließend beginnt die Reifezeit des Käses.
Hat Irma de Graaf dies alles den Besuchern erklärt, geht es hinaus in den Stall beziehungsweise im Sommer auf die Polder, wo die Kühe grasen. Bauer Gerrit de Graaf zeigt, wie die Kühe gemolken werden. Natürlich gibt es auch ein Modell, an dem jeder Gast selbst Hand ans Euter legen kann.
„Wir produzieren klassischen Goudse boerenkaas“, schließt Irma de Graaf die Führung im Hofladen ab, wo neben dem Gouda-Bauernkäse weitere Produkte des Hofes und aus der Region erworben werden können.
Etwas größer, aber durchaus noch in traditioneller Form produzierend, geht es auf dem Milch und Käsebauernhof Schep in Bergambacht zu. Mit über 500 Kühen produziert die Familie Schep bäuerlichen Käse aus Frischmilch. Auf dem Hof de Graaf gibt es auch die Chance, bei der Geburt eines Kalbes dabei zu sein. „Auf unseren Hofexkursionen kommt dies immer wieder vor. Aber natürlich bestimmen allein die Kühe, wann sie kalben“, erläutert Bauer Jaap Schep, der auch einen gut sortierten Hofladen führt.
An der Schleuse in Gouda.
Zum Abschluss einer Tour ins Cheese Valley muss Gouda besucht werden. Die Stadt gab dem Käse ihren Namen, obwohl niemals im Stadtgebiet Gouda produziert wurde. Es war der traditionelle Handelsplatz für den Käse aus der Umgebung. Noch heute – allerdings mehr aus touristischen Motiven – findet der Jahrhunderte alte Käsemarkt statt. Ein Besuch des Waaghauses mit der originalen Käsewaage und des Ladens ’t Kaaswinkeltje, wo knapp 50 Rohmilchkäsesorten angeboten werden, lässt sich gut mit einem Spaziergang durch die historische Altstadt verbinden.
Anreise: Das Cheese Valley ist mit der Bahn erreichbar. Zwischen den einzelnen Orten des Käsetals gibt es sehr guten öffentlichen Nahverkehr.
Unterkunft: Zahlreiche Unterkünfte in allen Preis- und Leistungskategorien sind vorhanden. Auf dem Land sind mitunter auch preisgünstige Gasthäuser zu finden. Campingfreunde können überall auf gute Infrastruktur bauen – ist schließlich Holland.
Kulinarisches: In unzähligen Gastronomiebetrieben wird heimische Küche, basierend auf Käseprodukten angeboten. Auch die Kombination heimischen Käses mit weltläufiger Küche ist überall zu finden.
Aktivitäten: Urlaubern bietet sich ein breites Programm. Die Küste und die niederländischen Großstädte sind nicht weit entfernt, so dass der Käse-Trip gut mit anderen Vorlieben kombiniert werden kann. Das bekannte sehr attraktive holländische Fietsverkehrsnetz lädt zum Radfahren förmlich ein.