Mit der Erststimme gegen die aktuelle Bundespolitik protestieren

Sarah Geselbracht von der Münsterliste kandidiert für den Bundestag.

Sarah Geselbracht kandidiert für den Bundestag

„Wir wollen den Wählerinnen und Wählern in Münster die Möglichkeit geben, mit der Erststimme für die Münsterliste ihren Protest gegen die aktuelle Bundespolitik deutlich zu machen. Zudem behalten sie die Möglichkeit, über die Zweitstimme über die Zusammensetzung des Berliner Parlaments und damit auch ein wenig über die zukünftige Bundesregierung mitzuentscheiden. Für die Münsterliste kam eine Zweitstimmenkandidatur bei der Bundestagswahl schon deshalb nicht in Frage, weil wir ein Verein und keine Partei sind.“ Sarah Geselbracht, Wohnraumaktivistin und Sprecherin der Münsterliste, tritt bei der Bundestagswahl am 26. September als Direktkandidatin der Münsterliste im Wahlkreis Münster an.

Zeichen für mehr Teilhabe

Die 46-jährige selbständige Grafikdesignerin ist Münsteranerin, die im Teutoburger Wald aufwuchs und zur Berufsausbildung nach Münster zurückkam. Seither lebt die gelernte Erzieherin wieder in der Stadt. „Seit den frühen neunziger Jahren interessiere ich mich für Politik. Das wir in einer Welt leben, die nicht im Zonenrandgebiet endet, wurde mir aber schon mit der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl bewusst. Bevor ich den ersten Schulabschluss in der Tasche hatte, fiel die Mauer und ich machte meine ersten politischen Gehversuche in der außerparlamentarischen Opposition. Allerdings zunächst noch ohne klares Ziel. Immer auf der Seite der Minderheiten kämpfe ich seither für mehr Gerechtigkeit und niedrigschwellige politische Teilhabe“, erklärt Sarah Geselbracht, warum sie und die Münsterliste den Wähler*innen in Münster bei der Bundestagswahl eine Möglichkeit bieten, ein Zeichen für mehr Teilhabe der Menschen an den öffentlichen Angelegenheiten zu setzen und für eine Stärkung der Kommunen gegenüber Land, Bund und EU zu votieren.

Bei der Kommunalwahl 2020 trat Sarah Geselbracht auf dem Listenplatz drei der Münsterliste – bunt und international für den Stadtrat an. Sie erreichte in ihrem Stimmbezirk in Gremmendorf das stärkste Ergebnis der Liste. „In den vergangenen sechs Jahren war mein Kernthema das Grundrecht auf Wohnen, was mein Engagement in der Klimabewegung abrundet. Mit großem Interesse verfolge ich deshalb alle BottomUp-Projekte und die jüngste Generation der politisch engagierten Menschen in Münster“, verdeutlichte Geselbracht bei ihrer Vorstellung und ergänzte: „Ohne den Mandatsraub von Georgios Tsakalidis würde ich vermutlich nicht für den Bundestag kandidieren. Mit der nun entstandenen neuen Fraktion, die die Münsterliste in dieser Konstellation eigentlich von Beginn an wollte, hätten wir von der ersten Ratssitzung dieser Wahlperiode an genug lokal zu tun gehabt. Aber dies verhinderte leider unser abtrünniger Spitzenkandidat.“

„Moralisch ein weiterer Tiefpunkt der Glaubwürdigkeit der herrschenden Parteien.“

Sarah Geselbracht

Für sie ist der aktuelle Bundestagswahlkampf „moralisch ein weiterer Tiefpunkt der Glaubwürdigkeit der herrschenden Parteien.“ Aus diesem Grund kandidiere sie als Direktkandidatin für Münster für den deutschen Bundestag. „Die Chance, das Mandat zu erringen, ist natürlich äußerst gering. Trotzdem möchte ich mit meiner Kandidatur ein Zeichen setzen, nicht aufzugeben, weiter für eine gerechtere Welt einzutreten und so auch allen Aktivist*innen in der Stadt Mut machen. Es braucht viel Engagement und Ausdauer, um nicht vor Verzweiflung und Ohnmacht auszubrennen, denn zweierlei haben WIR nicht: Macht & Geld. Aber unser Gerechtigkeitssinn lässt uns immer weiter kämpfen.“

Bundestagswahl in Münster

Rums und WWU stellen Wahlkompass zur Bundestagswahl zur Verfügung

Am 26. September wird ein neuer Bundestag gewählt. In Münster treten neben einigen der rund 40 Parteien (Zweitstimme) auch 14 Kandidat*innen im Wahlkreis Münster direkt an. Elf von ihnen haben den Fragebogen des Onlinemediums „Rums“ und der WWU beantwortet: Carina Beckmann (Partei: Volt, 28 Jahre alt), Helmut Birke (AfD, 67), Sarah Geselbracht (Münsterliste, 46), Maria Klein-Schmeink (Grüne, 63), Klaus Kretzer (FDP, 42), Alina Möller (ÖDP, 27) Stefan Nacke (CDU, Alter: 45), Kira Sawilla (Die Linke, 21), Roland Scholle (Die Partei, 42), Svenja Schulze (SPD, 52) und Olaf Wirl (Freie Wähler, 54, wohnhaft in Greven). Nicht teilgenommen am Wahlkompass haben Peter Balint (Die Basis, 70), Andrea Dumberger (Internationale Liste [MLPD], 63, Recklinghausen) und Manfred Stolper (Deutsche Kommunistische Partei, 58, Duisburg).

Der Wahlkompass für Münster ermöglicht es interessierten Menschen zu ermitteln, welcher Kandidatin oder welchem Kandidaten sowie welchem Wahlprogramm der in Münster antretenden Parteien sie selbst besonders nahe stehen. Nach der Eingabe von persönlichen Daten, die nach Aussage von „Rums“ nicht anderweitig verwendet werden, kann die eigene Zustimmung oder Ablehnung zu 30 politischen Aussagen getätigt werden. Aus diesen Merkmalen und abgefragten Präferenzen wird dann die Position der User*innen zu den Kandidat*innen und Parteien ein in einer Grafik dargestellt.

Viele Kandidat*innen weichen von der Parteimeinung ab

Zuvor hatten die Kandidat*innen selbst ihre Meinung zu den Aussagen gegenüber „Rums“ erklärt. Dazu standen ihnen und stehen nun den Wähler*innen in Münster sechs Antwortmöglichkeiten (Stimme vollkommen zu, Stimme zu, Neutral, Stimme nicht zu, Stimme überhaupt nicht zu oder Keine Meinung) zur Verfügung. Auffällig ist, dass viele Kandidat*innen in Münster sich „progressiv-ökologischer“ verorten, als ihre Partei dies mit ihrem Bundestagswahlprogramm macht. Besonders weit entfernt sich zum Beispiel der FDP-Kandidat Klaus Kretzer von den Positionen seiner Partei. Aber auch AfDler Helmut Birke geht auf Distanz zu seiner Partei. Allerdings bleibt er der Kandidat mit der konservativ-traditionell-eigenverantwortlichsten Einstellung. Er bildet gemeinsam mit seiner Partei im bekannten Rechts-Links-Schema damit den äußerst rechten Rand auf dem Wahlzettel in Münster.

Die ÖDP, eigentlich eine eher im bayrisch-konservativen Milieu angesiedelte Partei, positioniert sich im gemäßigten linksliberalen Sammelsurium mit Grünen, Volt, Partei, Piraten und Tierschutzpartei auf dem sozialen Flügel. Münsters ÖDP-Kandidatin weicht von ihrer Partei nach rechts ab und verortet isch im Sammelsurium. Die sich aktuell im Aufwärtstrend wähnende SPD ist natürlich deutlich traditioneller orientiert. In Münster positioniert sich SPD-Bundesumweltministerin Svenja Schulte im Wahlkompass linksökologischer als die älteste deutsche Partei.

Nur geringe Unterschiede bei Kira Sawilla (Die Linke) und Sarah Geselbracht (Münsterliste)

Besonders eng liegen neben den erwähnten linksliberalen Kandidat*innen und Parteien Kira Sawilla (Die Linke) und Sarah Geselbracht (Münsterliste) beieinander. Die Positionen stimmen sogar zu 80 Prozent überein. Der absolute und klare Spitzenreiter in der Auswertung. Der Unterschied wird etwas deutlich, wenn auch ihre Übereinstimmungen zu den anderen Positionen betrachten werden. Während Geselbracht mit der ÖDP-Kandidatin noch 46,67 Prozent der Positionen und Sawilla immerhin 43,33 Prozent teilen, ist die Positionierung zur kummulierten Selbsteinschätzung der aktuellen Ratsmehrheit (Grüne, SPD, Volt) bei der Kandidatin der Münsterliste deutlich höher als bei der Kandidatin der Linken. Dies zeigt sich dann auch in der Positionierung in der Grafik oben.

Prozentuale Übereinstimmung der Kandidat*innen in ihrer Positionierung zu den Aussagen im Wahlkompass Münster. Lila unterlegt ist jeweils in der horizontalen Zeile die höchste Übereinstimmung der Kandidat*innen mit den Mitbewerber*innen. Die jeweils geringste Übereinstimmung ist hellblau unterlegt. (Quelle: https://www.rums.ms/wahlkompass/)

Gelebte Solidarität

Lords Peace Foundation verteilt am Bremer Platz Speisen

Am frühen Samstagnachmittag kam etwas Unruhe in der Szene am Bremer Platz hinter dem Hauptbahnhof auf. Grund war eine von den sich dort treffenden Menschen unerwartete Aktion der Lords Peace Foundation Germany / Ghana. „Wir möchten den Menschen eine kleine Freude machen und unterstützen sie mit etwas Essen“, erklärte Tahirou Oppong, Leiter des in Münster eingetragenen Vereins Lords Peace Foundation. Gemeinsam mit einigen Mitgliedern und unterstützt von den Stellvertretenden Vorsitzenden des Integrationsrates, Clarissa Naujok und Ismet Nokta, überreichte die Gruppe gut und hygienisch verpackte Lebensmittel an die sich regelmäßig auf dem Bremer Platz versammelnden Menschen.

Die Lords Peace Foundation Münster ist eine 2018 gegründete christliche Gemeinschaft, die unter anderem medizinisch-technisches Material für Ghana zur Verfügung stellt. Der Pastor der Gemeinde, Tahiloo Oppong, der per Email erreichbar ist, betonte: „Wir haben unseren Brüdern unsere Liebe gezeigt. Denen, die in unserer Gesellschaft abgelehnt werden. Wir müssen uns um die Bedürftigen kümmern.“

Die Menschen auf dem Bremer Platz freuten sich über die verteilten Speisen. (Foto: privat)

BLACK LIVES MATTER – auch in Münster?

Dr. Natasha Kelly eröffnet die antirassistische Veranstaltungsreihe des May-Ayim-Rings.

„Strukturen des Rassismus“

Am Montag (23. August) um 16 Uhr ist die Kommunikationssoziologin Dr. Natasha A. Kelly in der Zukunftswerkstatt Kreuzviertel (Schulstraße 45 in 48149 Münster) zu Gast. Sie eröffnet mit dem Vortrag „Strukturen des Rassismus“ die antirassistische Veranstaltungsreihe „BLACK LIVES MATTER – auch in Münster?“ des May-Ayim-Rings Münster, der die Lesung in Kooperation mit der Bürgerinitiative l(i)ebenswertes Uppenberg durchführt. Die Teilnahme ist nur für geimpfte, genesene oder frisch getestete Personen möglich, weshalb eine Anmeldung per Email (kelly@may-ayim-ring.org) erforderlich ist.

Dr. Natasha A. Kelly ist aktuelle „Frauenringsfrau 2021“ und eine der aktuell bedeutendsten Schwarzen Stimmen in Deutschland. Kelly, die 1973 in London geboren wurde, wuchs in Norddeutschland auf. Nach dem Abitur machte sie eine Ausbildung und studierte Kommunikationswissenschaften, Soziologie und englische Philologie an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster. Ihr Magisterstudium schloss sie 2005 mit einer Abschlussarbeit zu „Afroism. Zur Situation einer ethnischen Minderheit in Deutschland“ ab.

Zahlreiche Publikationen veröffentlicht

In ihren Publikationen „Afroism“ (2008), „Sisters & Souls“ (2015), „Afrokultur“ (2016) und „Millis Erwachen“ (2018) setzte sie sich die in Berlin lebende Wissenschaftlerin mit Afro-Deutscher Kultur auseinander. Sie gründete „X – Das Magazin für Afrokultur“, zog sich später aber aus der journalistischen Arbeit zurück. Kelly ist Gründungsmitglied des Black European Academic Network (BEAN), einer Plattform zur Förderung der Vernetzung und Verbreitung Schwarzer Europäischer Geschichte für Wissenschaftler.

Ihre jüngste Veröffentlichung ist „Sisters & Souls 2“ (2021). Fünf Jahre nach dem ersten Buch („Sisters & Souls“), das zu Ehren von May Ayim herausgegeben wurde, kommen im neuen Sammelband über 20 Frauen, die alle vom politisch-lyrischen Werk May Ayims beeinflusst wurden, zu Wort. Das Buch unterstreicht den Bedarf an Räumen für Schwarze und möchte „Schwarze deutsche Geschichte mitschreiben.“ In der Einleitung macht Dr. Natasha A. Kelly zudem krass deutlich, dass – nicht nur in den USA – „Rassismus tötet.“

Wissen aus schwarzer Perspektive

Kelly beschäftigt sich mit Black Studies und hat auch den Sammelband „Schwarzer Feminismus“ herausgegeben. „Es geht darum, Wissen aus schwarzer Perspektive zu generieren“, sagte die Wissenschaftlerin im Deutschlandfunk: „Was in Deutschland fehlt, ist die Betrachtung deutscher Geschichte aus einer schwarzen Perspektive.“ Dabei gehe die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland bis ins 11. Jahrhundert zurück. „Es gibt eine sehr lange deutsche schwarze Geschichte“, sagt Kelly, „in Deutschland herrscht aber immer noch die Vorstellung, dass Deutsche weiß sind.“

In Podcasts beim Deutschlandfunk von und mit Natasha Kelly kann hier hineingehört werden.

May-Ayim-Ring will aufklären

Der May-Ayim-Ring setzt sich für die Benennung einer Straße in Münster nach der vor 25 Jahren verstorbenen Lyrikerin und „sanften Rebellin“ May Ayim ein, die in Münster aufwuchs und an der Friedensschule ihr Abitur baute. Da seit den Zeiten von May Ayim im Münsterland sich die Situation für Schwarze und People of Color nicht wesentlich verbessert hat, was Dr. Natasha A. Kelly für ein strukturelles Problem hält, versucht der May-Ayim-Ring Münster durch die mit Frau Kelly eröffnete Veranstaltungsreihe, die Diskussion in der Stadtgesellschaft über die gesamtgesellschaftliche Verpflichtung Münsters zum Eintritt gegen jegliche Ausgrenzung und Diffamierung in der durch unversalistische*s Erbe und Gegenwart geprägten Stadt zu entfachen

In der mit „fight racism“ untertitelten Veranstaltungsreihe werden unter anderem Millay Hyatt „Kritisch Weißsein – Weißsein als Privileg.“ (30. September, 19 Uhr bei ODAK, Wolbecker Straße 1), der BVB-Fußballer Otto Addo „Rassismuserfahrungen von Spitzensportler*innen“ (6. Oktober, 19 Uhr), Alexander Heflik „Erwin Kostedde“ (28. Oktober, 19 Uhr) Florence Brokowski-Shekete „Mist, die versteht mich ja!“ (6. November, 19 Uhr) und Sulaiman S.M.Y. Addonia „Schweigen ist meine Muttersprache“ (18. November, 19 Uhr) in Münster zu Gast sein.

Mit dem Leben und Werk May Ayims setzt sich die einführende Veranstaltung „May Ayim.“am 27. September um 19 Uhr im Gasometer (Albersloher Weg / Boelckeweg) auseinander. Es werden Zeitzeug*innen zu Wort kommen, ein Film über May Ayim wird zu sehen sein und Gedichte der Lyriker*in werden vorgetragen. Auch die drei neuen Bücher von und über May Ayim, die im August im Unrast Verlag in Münster erschienen, werden vorgestellt.

Solidarität mit den bedrohten Afghan*innen

Spontandemonstration mit 150 Teilnehmer*innen vor dem Rathaus in Münster

Während sich in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans, schreckliche Szenen insbesondere am Flughafen abspielen, wo unzählige Einheimische aus Furcht vor den Taliban das Land verlassen wollen, versammelten sich am späten Montagnachmittag rund 150 Münsteraner*innen vor dem Rathaus auf dem Prinzipalmarkt. Sie zeigten sich mit den von der zu erwartenden Taliban-Herrschaft bedrohten Menschen solidarisch und verurteilten die zögerliche Politik des Westens.

Besonders hart wird es Frauen, LGBTQIA+-, Künstler*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen treffen. Sie haben unsere ganze Solidrität!

Seebrücke Münster

„Unser Herz zerreißt bei dem Gedanken, was auf die Menschen in Afghanistan zukommen wird. Besonders hart wird es Frauen, LGBTQIA+-, Künstlerinnen, Journalistinnen, Aktivist*innen treffen. Sie haben unsere ganze Solidrität!“ Vertreter*innen mehrerer lokaler Organisationen, darunter die Seebrücke, Eklat, Verein für politische Flüchtlinge, Iraner*innen in Münster und Kurd*innen kamen zusammen, um gegen die Taliban und auch die westlichen Regierungen zu demonstrieren.

„Sicher ist“, so ein Redner, dass „die Taliban […] einen theokratischen-islamistischen Unstaat an[streben]. Offen bleibt, ob eher nach dem Modell des IS oder des iranischen Regimes. Es sind die Taliban, die im Stadion Kabuls massenweise vor vollen Rängen Menschen hinrichten und foltern ließen und Menschen vor laufender Kamera köpften. Es sind die Taliban, die tausende Frauen als Sklav*innen verkauften und ihren Vergewaltigern überließen, die Frauen aus dem öffentlichen Leben und Bildung ausschlossen und zur Vollverschleierung verpflichteten.“

Bekämpfung des Islamismus nie ganz ernst gemeint

Entgegen der wohl vorherrschenden linken Meinung, so ein Redner, müssten die „islamischen Kräfte mit den bewaffneten Mitteln liberaler Demokratien bekämpft werden. […] Die militärische Präsenz in Afghanistan hat sehr wohl bisher die sich nun ereignende Katastrophe zumindest aufgehalten.“ Wie im Kampf gegen den Faschismus würden die bürgerlichen Demokratien es auch mit dem Kampf gegen Islamismus nie ganz ernst meinen. „Der Kampf gegen Islamismus scheint so lange ein Anliegen zu sein, bis er unmittelbar auf die Eindämmung der Folgen für das eigene Land abzielt: Darum, das Islamismus als erstes die Menschen vor Ort unterdrückt und mordet, geht es meist nur sehr nebensächlich; in Afghanistan waren die Kräfte des Krieges gegen den Terror oft genug bereit, mit Jihadisten zu kooperieren“, hieß es auf der Demonstration.

Olaf Götze sang ein persisches Lied. (Fotos: Werner Szybalski)

Anarchistische Gruppen wie die Federation of Anarchism Era hätten Recht, wenn sie erklärten: „Der Staat wird nicht der Retter des Volkes sein. Die Menschen haben zu den Waffen gegriffen, um sich gegen die Taliban und die alptraumhafte Zukunft eines fundamentalistischenStaates zu wehren.“ Die Vereinigten Staaten hätten im Rahmen ihrer Doktrin der „Aufstandsbekämpfung“ alle autonomen Gruppen unterdrückt. So habe sich keine Gegenmacht von unten aufbauen können, die zumindest die Möglichkeit des Selbstschutzes und der Selbstbestimmung der Menschen ermöglichen könne.

Auch das Handeln beziehungsweise die Unterlassungen der deutschen Regierung wurden kritisiert. Vor wenigen Tagen wollte der Innenminister Seehofer noch Flüchtlinge nach Afghanistan abschieben. Nun warnt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet vor neuen Flüchtlingsströmen, die Deutschland nicht aufnehmen dürfe. Die Demonstrant*innen in Münster hatten eine völlig andere Auffassung als der Bundeskanzlerkandidat der Unionsparteien. Sie zeigten sich mit allen Geflüchteten solidarisch.

Zum Abschluss der Demonstration trug ein Kurde ein selbtverfasstes Lied mit dem Titel „Freiheit“ vor.

Rund 150 Münsteraner*innen kamen zur spontanen Solidaritätskundgebung mit den bedrohten Menschen in Afghanistan.

Rudern für einen guten Zweck

Der Norweger Steinar Haakonseth aus Münsters Partnerstadt Kristiansand rudert für den guten Zweck aus seiner Heimat bis zum Mittelmeer. (Amt für Kommunikation der Stadt Münster)

Norweger aus Münsters Partnerstadt Kristiansand rudert für guten Zweck zum Mittelmeer

Mehr als 2500 Kilometer, drei Monate und ein Ruderboot: Der Norweger Steinar Haakonseth aus Münsters Partnerstadt Kristiansand rudert für den guten Zweck aus seiner Heimat bis zum Mittelmeer.

Sein Ziel ist Port Napoleon in Port-Saint-Louis-du-Rhône in Südfrankreich. Haakonseth legte jetzt einen Zwischenstopp in Münster ein und fand beim Akademischen Ruder-Club (ARC) zu Münster e.V. kurzfristig eine Bleibe. „Die Menschen hier waren sehr hilfsbereit und haben mich sehr gut aufgenommen“, sagt Haakonseth.

Beim ARC zu Münster erhielt der Norweger einen Platz zum Schlafen, Verpflegung und die Möglichkeit, Kraft für die kommenden Wochen zu tanken. „Das ist unter uns Ruderern so üblich“, sagt Harald Schnitker vom Ruder-Club. „Wenn wir helfen können, dann helfen wir.“ Der Ruder-Club organisierte auch einen Trailer, um damit Haakonseth samt Boot nach Koblenz zu bringen, weil die geplante Fahrt auf dem Rhein für Ruderer zu gefährlich sei, so Schnitker. Der Norweger nahm das Angebot aus Münster dankend an. „Ich liege ohnehin ein paar Tage hinter meinem Zeitplan. Das hilft mir sehr.“

Dass der Norweger, verheiratet und Vater zweier Kinder, der eigentlich als Polizist arbeitet, überhaupt in Münster gelandet ist, ist dem Zufall zu verdanken. Eigentlich, so Haakonseth, hatte er an der Küste um die Niederlande herum rudern wollen. Doch nach seiner Station in Bremerhaven machten ihm Ebbe und Flut derart zu schaffen, dass er sich zu einer Planänderung entschloss und seine Route änderte. Über Oldenburg ruderte er Richtung Emsland und von dort über den Dortmund-Ems-Kanal nach Münster. „Ich wusste, dass eine Freundschaft zwischen Kristiansand und Münster besteht“, sagt Haakonseth. „Hätte ich vor meinem Reisebeginn gewusst, dass ich hier Station mache, hätte ich versucht, einen Brief von unserem Bürgermeister zu organisieren, den ich hier hätte abgeben können.“

Spenden für Wohltätigkeits-Stiftung für Kinder

Mit seinem Trip will der 47-Jährige Spenden für die Stiftung Stine Sofies sammeln, eine Wohltätigkeitsorganisation, die sich um Opfer von Gewalt und Missbrauch an Kindern kümmert. Gestartet ist Haakonseth am 20. Juni. Port Napoleon will er bis zum 20. September erreichen.

Durchschnittlich acht bis zwölf Stunden pro Tag sitzt der Polizist dafür in seinem Boot. Mal legt er 40 Kilometer zurück, mal aber auch nur 20. „Das ist meist wetterabhängig“, sagt er. Zu Beginn seiner Reise kämpfte er mitunter 17 oder sogar 22 Stunden mit der starken Strömung. „Natürlich verliert man in solchen Momenten zwischenzeitlich auch mal seinen Optimismus“, sagt Haakonseth. „Aber, wenn man dann am Horizont sein Ziel vor Augen sieht, macht man automatisch weiter.“ Aufgeben ist keine Option für den sportlichen Norweger, der auch schon von Norwegen nach Schweden oder Dänemark gerudert ist.

Langjährige Freundschaft zwischen Münster und Kristiansand

Schon seit 1967 pflegt die Stadt Münster die Partnerschaft mit der Hafenstadt an der Südspitze Norwegens, die rund 700 Kilometer von Münster entfernt ist. Die Beziehungen zwischen den beiden Städten sind vielfältig. Regelmäßig finden kulturelle und sportliche Begegnungen statt, wie etwa das Fußballturnier Sør Cup zwischen Jugendmannschaften der beiden Städte. Wegen der Corona-Pandemie fand das Turnier in diesem und im vergangenen Jahr nicht statt. Für 2022 steht es wieder auf dem Programm.

In den kommenden Tagen, vom 25.-29. August finden die Twin City Games in Münster statt, an denen die Partnerstädte Kristiansand, Enschede (Niederlande), Lublin (Polen) und Rishon LeZion (Israel) teilnehmen werden. Bei den Spielen werden Teams für verschiedene Sportaktivitäten aus den verschiedenen Städten zusammengestellt. Die Spiele sind nach der Coronapause die erste multikulturelle Präsenzveranstaltung des Büros Internationales der Stadt.

Quelle: Pressemitteilung der Stadt Münster

May-Ayim-Gedenken – fight racism

Clarissa Naujok und Werner Szybalski wurden zu Sprecher*innen des „May-Ayim-Ring“ Münster gewählt. (Foto: Sarah Geselbracht)

Am 9. August 1996 starb die in Münster aufgewachsene Lyrikerin May Ayim. Den von ihr mitbegründeten Kampf für die Rechte der Schwarzen in Deutschland und gegen die rassistische Ausgrenzung der Afrodeutschen, Schwarzen und People of Color seit der Kolonialzeit führt unter anderem der „May-Ayim-Ring“ Münster gemeinsam mit anderen Initiativen und Vereinigungen fort.

Büchertisch und Kundgebung am 9. August (15 Uhr bis 19 Uhr) auf der Stubengasse

Am 25. Todestag von May Ayim, am Montag, dem 9. August, wird mit einer Kundgebung und einem Büchertisch May Ayim gedacht und eine antrassistische Veranstaltungsreihen mit Lesungen, Diskussionen und Filmen unter anderem mit Dr. Natasha A. Kelly, Millay Hyatt, Otto Addo, Sulaiman S.M.Y. Addonia, Florence Brokowski-Shekete, Alexander Heflik und dem Chor International Gospel Church gestartet.

Geplant sind am Montag folgende Beiträge: „Kolonialismus und Münster“ von Hugo Elkemann, „Münster und Afrika“ von Thomas Siepelmeyer, „May Ayim“ von Werner Szybalski, „Schwarzes Leben in Münster“ von Clarissa Naujok und „Ein May-Ayim-Ring für Münster“ der Zugvögel Münster. Folgende Bücher werden vorgestellt: „May Ayim.“, „blues in schwarz weiss & nachtgesang“, „Grenzenlos und unverschämt“ sowie „Erwin Kostedde“.

Karina Jodie Bartels wird Gedichte von May Ayim vortragen und ebenso wie Fari Hadipour & friends für Livemusik sorgen.