Erste Bahnsteiggespräche am 17. Juni

Münsterland-Tour des neuen Pro Bahn MSL-Vorsitzenden

Der regionalen Fahrgastverbandes Pro Bahn Münsterland hat einen neuen Vorsitzenden. Der fast 64-jährige Münsteraner Werner Szybalski, Politikwissenschaftler (M.A.), Journalist und langjähriger Aktivist unter anderem im Bereich Verkehrswende, geht am Dienstag, dem 17. Juni 2025, auf Schienentour durchs Münsterland. Dabei möchte er die neue Struktur von Pro Bahn im Münsterland und die teilweise Jahrzehnte alten noch immer unerfüllten, aber auch neue, teilweise revolutionäre Verbesserungen gegenüber Medien und zufälligen Bahnsteiggästen kund tun.

Karte mit dem Streckenverlauf den der neue Pro Bahn-Vorsitzende im Münsterland, Werner Szybalski, am kommenden Dienstag nehmen wird. (Grafik: openstreetmap.org, Bearbeitung: Pro Bahn Münsterland)

Ein Tag im Zug und auf dem Bahnsteig

Los geht es um 9 Uhr in Coesfeld, von wo es über Münster nach Burgsteinfurt (Ankunft: 10.41 Uhr) geht, wo der Pro Bahn-Vorsitzende im Münsterland in den Bus (Schienenersatzverkehr bis Gronau) einsteigen muss. Auf Gleis 1 wird Werner Szybalski gegen zwanzig vor zwölf eintreffen. Nach dem Mittag (12.22 Uhr) reist er mit dem RB 51 nach Lünen und von dort wieder zurück nach Münster. Dort steht er von halb vier an auf Gleis 17 fast eine Stunde bereit, Anregungen zum Schienenpersonennahverkehr (SPNV) anzunehmen, Fragen von interessierten Bahnnutzer:innen und natürlich der Presse zu beantworten. Vielleicht ist zeitlich auch ein kurzes Gespräch mit der so wichtigen Bahnhofsmission möglich.

Über Warendorf (Bahnsteiggespräche auf Gleis 1 zwischen 16.50 Uhr und 17.53 Uhr), Rheda und Hamm geht es zurück nach Münster, wo Werner Szybalski ab 19:48 Uhr für eine Dreiviertelstunde auf Gleis 12 für Gespräche bereit steht. Über Osnabrück, erstmals an diesem Tage fährt er nicht mit einer Regionalbahn sondern mit dem Regionalexpress 2, mit 40-minutigem Aufenthalt ab 21:10 Uhr fährt er mit dem RE 62 zum Abschluss der Bahnsteiggespräche nach Rheine, wo er von 22.18 Uhr bis 22:53 auf Gleis 3 sein wird.

15 Stunden Bahnsteig-Speeddating und entspannte Gespräche im Zug

Zurück in Münster hat der Vorsitzende für die Befahrung dieser Strecke – es fehlen ihm nach rund 15 Stunden in Zügen und auf Bahnsteigen nur die Verbindungen von Haltern über Dülmen nach Münster sowie die drei Stichbahnen nach Coesfeld, Borken und Bocholt und aus dem VRR-Gebiet. Dabei wird Werner Szybalski nur mit Bahnen im öffentlichen Besitz (DB Regio AG NRW und Niedersachsen sowie Eurobahn) unterwegs sein.

Der Fahrplan ist ambitioniert, denn trotz guter Vorbereitung müssen die Nahverkehrszüge auch tatsächlich relativ pünktlich verkehren, damit die Bahnsteiggespräche auch funktionieren können.

Der Öffentlichen Verkehr auf der Schiene muss ab morgen die Zukunft gehören

In einer Zeit in der täglich beim Wetter der Einfluss des Klimawandels zu spüren ist, muss ohne wenn und aber die erste Priorität beim Nachhaltigsten aller Verkehrsträger, dem elektrischen Schienenverkehr, liegen. „Die Diskussionen über Technikoffenheit sind schön, sicherlich auch vielfach profitabel umzusetzen, aber für den Schutz unserer natürlichen Umwelt und damit des gesamten Planeten eine Katastrophe. Niemand, zumindest bei Pro Bahn ist das so, will zurück in die vorindustrielle Zeit, aber für etwas Zeitgewinn und höhere Mobilität unsere Lebensgrundlagen gefährden, ist sicherlich der falsche Weg“, begründet Werner Szybalski sein Engagement für den schienengebundenen Verkehr als uneingeschränkter und mit allen Privilegien auszustattenden Verkehrsträger Nummer eins.

Dabei ist ihm die Fahrgastperspektive die wichtigste aller Blickwinkel auf Planung und Betrieb des Öffentlichen Verkehrs, der zudem von den Menschen vor Ort direkt kontrolliert und deren Entscheidungen in Fahrgastforen und in Fahrgastbeiräten mitgeprägt werden müssen. Der Fernverkehr kann aus der Ferne gemanagt werden, „der Nahverkehr müsse aus der Nähe geplant, unterhalten und betrieben werden“, betonte der Pro Bahner.

Vorbild für Werner Szybalski: Die kommunale Bentheimer Eisenbahn AG mit eigenen Fahrzeugen, eigener Strecke und eigenem Bahnhöfen – hier im Bild der Bahnhof Nordhorn, 2023 von der Allianz pro Schiene als „Bahnhof des Jahres“ ausgezeichnet.. (Fotos: Werner Szybalski)

Übernahme von Nebenstrecken durch Land oder Kommunen

Dabei ist Pro Bahn – auch bundesweit – ganz wichtig, dass die häufig, wie zum Beispiel die Strecke von Münster über Warendorf – in Landes-, Stadtregions- oder kommunaler Hand kommt. Idealerweise fahren dann dort die Züge im zeitlich überschaubaren Nahverkehrsumlauf, um wieder so pünktlich wie früher sprichwörtlich die Bahn war oder heute noch in der Schweiz ist. „Die Bentheimer Eisenbahn AG, ein Unternehmen im Kreisbesitz, ist das große Vorbild in der erweiterten Region. Sie haben ihre Strecke modernisiert, bundesweit geehrte Bahnhöfe errichtet und den Zugverkehr von Bad Bentheim zukünftig sogar bis nach den Niederlanden durch die Grafschaft höchst erfolgreich reaktiviert. Da kann sich ganz Westfalen etwas abschauen und vielfach sogar einfach nachmachen“, erklärte Szybalski, der Projekte in allen Kreisen und in Münster vorantreiben will. Dazu gründet Pro Bahn Münsterland die Arbeitsgruppe „RB Münsterland“, die alle Projekte bewerben will und Öffentlichkeit für nachhaltigen SPNV im Münsterland schaffen will. Sie ist offen für alle interessierten Menschen und tritt erstmals an Fronleichnam (Donnerstag, 19. Juni 2025) von 17 Uhr bis 19 Uhr im Umwelthaus (Zumsandestraße 15 in 48145 Münster) zusammen.

Unterstützung und Begleitung

Werner Szybalski wird in verschiedenen Orten von Pro Bahn- Mitgliedern aus seinem eigen Verband, zum Beispiel Margarete Jungkamp in Gronau oder durch seinen Vorgänger Franz Maxwill in Warendorf, unterstützt. Auch Menschen aus den angrenzenden Pro Bahn-Regionen, Südwestniedersachsen, Ruhr und Ostwestfalen sowie von der Straßenbahninitiative Osnabrück Auch Fabian Wittke, Stellvertretender Vorsitzender des mit Pro Bahn im Münsterland verbundenen Verkehrsclub Deutschland, wird Szybalski auf einem längeren Teil seines Weges begleiten.

Führungswechsel beim Fahrgastverband Pro Bahn Münsterland: Nachfolger Werner Szybalski (r.) aus Münster bedankte sich bei Franz Maxwill aus Everswinkel der mehrere Dekaden den Regionalverband leitete.

Anregungen und Themen für die Bahnsteiggespräche und als Arbeitsaufträge für die Arbeitsgruppe „RB Münsterland“ von Pro Bahn Münsterland können an sofort als Mail geschickt werden.

Transparenzhinweis: Der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn Münsterland, Werner Szybalski, ist Betreiber dieser Webseite und Herausgeber des Selfprint-Lokalmagazins VIELFALT! Das bunte Münster sowie der Stadtbahn, die regionale Zeitschrift für den öffentlichen Verkehr.

Neue Machtoption im Rathaus?

Grün-rot-rot ist nicht mehr unrealistisch

Am vergangenen Wochenende stellte die Linkspartei in Münster ihre Liste für die Kommunalwahl am 14. September diesen Jahres zusammen und nominierte auch eine Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin Münsters. Das Personaltableau ist ziemlich neu und verdeutlicht den personellen Umbruch der auch in Münster stark gewachsenen Partei „Die Linke“.

Nur Fatma Karana, die nach dem Ende der Dominanz der Trotzkisten von „Marx 21“ in Münster Ende vergangenen Jahres erneut in den Rat der Stadt Münster einzog, und vielleicht noch der frühere lokale Parteivorsitzende Olaf Götze, er sitzt derzeit für die Linke im Aufsichtsrat der Stadtwerke Münster, bringen lokalpolitische Erfahrung mit.

Spitzenkandidatin der Linken ist Dr. Katja Martinewski, die zugleich auch als Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin von Münster kandidieren wird. Auf Platz drei ist die aktuelle Ratsnachrückerin Fatma Karana gelistet, die schon bis 2020 für die Linke im Rat saß. Dazwischen steht mit Sebastian „Baas“ Nahrwold ein Kandidat auf der Liste, der zur Zeit keine Funktion im Rat oder seinen Gremien inne hat. Realistische Chancen auf ein Ratsmandat haben auch noch Jacob Bohé, Lara Bösche und Stefan Proske-Schnuppelius.

Viele neue, unverbrauchte Kandidat:innen

Trotz oder gerade wegen der vielen neuen, unverbrauchten Kandidat:innen bei den lange in Systemopposition verharrenden Linken in Münster könnte sich nach der Kommunalwahl eine neue Machtoption auftun. Grüne und CDU werden um die stärkste Fraktion im Rat der Stadt ringen. Dies dürfte auch bei der OB-Wahl vergleichbar laufen, was die zukünftige Zusammenarbeit von schwarz-grün nicht wahrscheinlicher macht. Für grün-rot-violett reichte es derzeit schon nicht. Da die Linke mehr Zuspruch als Volt bekommen dürfte, wäre grün-rot-rot eine durchaus realistische Perspektive für Münster.

Heute wieder eine neue Selfprint-Ausgabe

VIELFALT! Das bunte Münster. Zum Ausdrucken und auch Onlinelesen. Im Originalformat (DIN A3) und auch in DIN A4 abrufbar!

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Themen der aktuellen Ausgabe 25-04 vom 23. Mai 2025: Grün-rot-rot in Münster? Mehr Miteinander im Bahnhofsviertel. Stillstand in Rumphorst. Wegfall von 55 freien, kostenlosen Parkplätze am Rande des Kreuzviertels. 17. Grünflächenunterhaltung am morgigen Samstag (24. Mai 2025). Kurzmeldungen über Veganes Essen, neue WVG-Geschäftsführer, drohende Kürzung in der Freien Kulturszene, schnelles Internet im Dorf und die Demo gegen Rechts am 31. Mai. Hier im DIN A3-Format und DIN A4-Format zu finden.

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Bald Castor-Transporte nach Ahaus?

Mahnwache und Demonstration

Am Montagmorgen (19. Mai 2025) sollen in Ahaus am Kreisverkehr Umbauarbeiten beginnen. „Es handelt sich um Tiefbaumaßnahmen externer Dritter zur Vorbereitung möglicher anstehender Castor-Transporte nach Ahaus und nicht um Baumaßnahmen der Stadt Ahaus“, stellt die Stadt in einer Pressemitteilung klar. Diese Bauarbeiten dauern bis zum 26. Mai 2025. Ab dann könnte in Ahaus die Schwertransporte, vor denen sich viele Menschen im Land fürchten und sie deshalb ablehnen, durch die Stadt fahren. Natürlich geht es geht um Castorbehälter mit Atommüll aus dem ehemaligen Kernforschungszentrum Jülich. Von dort sollen mit 152 Castor-Transporten über die Straße rund 300.000 hochradioaktive Brennelemente ins Atommüllzwischenlager nach Ahaus verbracht werden.

Dies möchten Demonstrant:innen morgen ab 9 Uhr mit einer Mahnwache am „Tobit-Kreisel“ in Ahaus und abends ab 18 Uhr mit einer Kundgebung vor einer öffentlichen Informationsveranstaltung der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH vor dem Rathaus in Ahaus verhindern. Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“, unterstützt von „Sofa Münster“ (Sofortiger Atomausstieg), dem Jülicher Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ und anderen Anti-Atomkraft-Initiativen, möchten mit dem Castor-Aktionstag und Petitionen die Transporte verhindern.

Brief an Bundesumweltminister geschrieben

Verschiedene Anti-Atomkraft-Organisationen haben gemeinsam an den neuen Bundesumweltminister Carsten Schneider von der SPD geschrieben. Sie fordern ein Moratorium (Aufschub des Transportes zum Beispiel durch eine Verordnung des Ministers) für weitere Castor-Vorbereitungen. „Der hochradioaktive Atommüll wurde in Jülich erzeugt. Eine sichere Endlagermöglichkeit gibt es weiterhin nicht. Deshalb ist die Weiterlagerung in Jülich mit dem Neubau eines modernen Zwischenlagers bei uns in Jülich die verantwortungsvollste Option. 152 Castor-Transporte über die ohnehin maroden Autobahnen von NRW sind der falsche Weg, der nur neue, erhebliche Sicherheitsrisiken bringt. Bund und Land müssen sich endlich an einen Tisch setzen und in Jülich eine belastungsfähige Lagerperspektive schaffen“, erklärte auf der BI-Webseite Marita Boslar vom Jülicher Aktionsbündnis „Stop Westcastor“. Durch eine gründliche Neuprüfung des gesamten Vorhabens und ernsthafte Verhandlungen zwischen dem Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen ist für die Aktivist:innen die beschriebene Lösung ein realistischer Vorschlag.

Atommüllzwischenlager in Ahaus. (Foto: Archiv Werner Szybalski)

„Wir setzen auf den neuen Bundesumweltminister Schneider. Er kann das Verfahren stoppen und für eine sachgerechte, langfristige Lösung sorgen. Hochradioaktiver Atommüll gehört nicht auf die Autobahn“, erklärte Felix Ruwe von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ auf ihrer Internetseite.

„Die geplanten Castor-Transporte sind unnötig und riskant“

Dr. Fabian Fahl

MdB macht Druck

Auch der Aachener Bundestagsabgeordnete der Linken, Dr. Fabian Fahl, verlangt den Verzicht auf die Castor-Transporte. In einer Pressemitteilung machte der Klimaexperte deutlich: „Ich fordere die Aussetzung der Transporte nach Ahaus und die konsequente Weiterverfolgung der Neubauoption in Jülich. Kurzfristig mag dies teurer erscheinen, aber langfristig ist es die sicherere und nachhaltigere Lösung.“ Fahl ist der Überzeugung, dass die „Bevorzugung der Ahaus-Option eine primär politisch motivierte Entscheidung, die langfristige Sicherheitsaspekte außer Acht“ lasse. Da er Versäumnisse – offensichtlich auch bei der Landesregierung – sieht, stellte er gleich zu Beginn seiner Abgeordnetenzeit in Berlin eine Anfrage an die Bundesregierung, die noch von der Ampel beantwortet wurde.

Schon zuvor hatte Fahl am 11. April 2025 erklärt: „Die geplanten Castor-Transporte sind unnötig und riskant. Es ist nicht zu spät, den Atommüll in Jülich zu belassen und ein neues, sicheres Zwischenlager vor Ort zu errichten.“

Düsseldorf könnte die Transporte stoppen

Mitte April schrieb die wegen des Regierungswechsel in Berlin inzwischen ersetzte grüne Staatssekretärin Claudia Müller auf die Anfrage von Dr. Fabian Fahl, dass der Haushaltsausschuss des Bundestags schon 2022 erklärt hätte, der Ausschuss fordere „die kostengünstigere Verbringung der Brennelemente nach Ahaus“, wenn das Land Nordrhein-Westfalen „die Mehrkosten eines Neubaus in Jülich nicht tragen möchte“. Dazu unterstrich Claudia Müller: „Eine solche Absichtserklärung seitens des Landes NRW ist der Bundesregierung nicht bekannt.“ Für Fahl schimmert da eine Möglichkeit durch, die Transporte aus der Landeshauptstadt, durch die die Castoren übrigens durchrollen sollen, zu stoppen.

Ende Juni vergangenen Jahres erklärte in Oberhausen die Landesdelegiertenkonferenz der Grünen, dass sie die Landesregierung ausdrücklich darin bestärke, „den Koalitionsvertrag bezüglich des Atommülls in Jülich umzusetzen und den Plan einer Verbringung der Castoren nach Ahaus zu verhindern.“ Liegt der Schwarze Peter denn allein bei der grünen Mona Neubaur, die als Landeswirtschaftsministerin in NRW für die Atomaufsicht zuständig ist?

„Minimierung von Atomtransporten“

Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag für NRW vereinbarten die Koalitionspartner sich für die „Minimierung von Atomtransporten“ einzusetzen. Dies gelte auch für Transporte aus Jülich ins rund 180 Kilometer entfernte Ahaus. NRW-Vizeministerpräsidentin Mona Neubaur wiederholt gebetsmühlenartig, dass sie keine politischen Mittel habe, um die Transporte ins Münsterland zu unterbinden. Allein die Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) habe da das Heft des Handelns – zudem sei das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung für die Erteilung der Transportgenehmigung zuständig. Sie selbst, so Neubaur, sei eben „nur“ die Chefin der NRW-Atomaufsicht.

André Stinka, SPD Landtagsabgeordneter aus Dülmen, befürchtet schon Castor-Transporte in diesem Sommer. (Foto: SPD NRW / Jens van Zoest)

Versagen der Grünen und ihrer Ministerin

Am weitesten aus dem Fenster lehnt sich André Stinka, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Der Dülmener kann sich gut vorstellen, dass „wir im Sommer Transporte erleben könnten“, erklärte er gegenüber den Westfälischen Nachrichten. Inzwischen ist er aber, wie die Berliner Tageszeitung „taz“ berichtete, der Auffassung, dass ein „kompletten Versagen der grünen Landtagsfraktion – und von Ministerin Neubaur“ vorliege. Die Landesregierung müsse eigenes Geld in den Zwischenlager-Neubau in Jülich stecken, wenn sie denn zumindest in Teilen – siehe Parteibeschluss der Grünen und auch die Sicherheits- und Kostenbedenken des Innenministers Herbert Reul (CDU) – die Castor-Transporte verhindern wolle.

Neue VIELFALT! Das bunte Münster ist raus

Ausgabe 16. Mai 2025

Die aktuelle Ausgabe 25-03 mit Artikeln unter anderem über den geplanten „Apostelgarten“, die Kita-Situation in Münster, die Befürchtung die Hauptschule könne verschwinden, den Versuch in Coerde ein städtische Vorkaufsrecht bei Wohnhäusern durchzusetzen, das zehnjährige Jubiläum der Antriebswende bei den Stadtwerken Münster und die Artenschutzkonferenz am 17. Mai 2025 in Hiltrup finden Sie hier:

2. Ausgabe der VIELFALT! erschienen

Heute wieder neu: Das Selfprint-Blättchen

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Die aktuelle Ausgabe 25-02 mit Artikeln unter anderem über 40 Jahre Theater im Pumpenhaus, die gescheiterte Rückholung der Regionalbusse an den Bült, den Regenbogenfamilien-Tag im Schlossgarten, den Tag der Inklusion, die Straßenbahn in Münster, Straßenumbenennungen in Münster-Mitte sowie der Nagelprobe WLE-Reaktivierung finden Sie hier im DIN A3-Format und DIN A4-Format.

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Bürgerbusse kommen gut an

Über 50.000 Nutzer:innen jährlich in den Kreisen Steinfurt und Warendorf

Am 3. März 1985 wurde im Münsterland der erste Bürgerbusverein Deutschlands gegründet. In den folgenden vierzig Jahren hat sich die Idee des Bürgerbusses zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt, die im Münsterland weite Anwendung gefunden hat – und gerade hier im ländlichen Raum von großer Bedeutung ist. Nicht deutlich genug ist das ehrenamtliche Engagement der Fahrerinnen und Fahrer hervorzuheben. Im vergangenen Jahr haben mehr als eine Viertel Million Fahrgäste den Bürgerbus genutzt. Im März 2025 wurde das 40-jährige Jubiläum in Legden gefeiert. Selbst NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer gratulierte und betonte die Bedeutung der Bürgerbusse als unverzichtbare Säule des Verkehrsangebotes im Kreis Borken und im Münsterland. Dies tat der RVM in einer Pressemitteilung kund.

Münsterland ist Vorreiter seit 1985

Der erste Bürgerbusvereine wurden am 2. März 1985 in den Gemeinden Heek und Legden im Westmünsterland gegründet. Vorbild waren die seit 1977 in den Niederlanden verkehrenden „Buurtbuse“. Betreut wurde der erste Bürgerbusverein schon vor 40 Jahren von der Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM). Heute betreut der RVM 25 der über 30 Vereine im Münsterland. In Nordrhein-Westfalen existieren aktuell fast 120 Bürgerbusvereine. NRW ist damit Vorreiter in Sachen Bürgerbus.

Inzwischen ist in vielen ländlichen Kommunen des Münsterlandes der Bürgerbus aus dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht mehr wegzudenken. Die Kleinbusse mit Platz für acht Fahrgäste werden von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern gesteuert und verkehren dort, wo sich der Einsatz eines Öffentlichen Busses nicht lohnt.

Die ersten Bürgerbusse in Deutschland fuhren Mitte der 80er Jahre im westlichen Münsterland. (Foto: Werner Szybalski)

Kreis Steinfurt: 51.000 Fahrgäste 2024 im Bürgerbus

Die fünf Bürgerbusvereine im Kreis Steinfurt beförderten in Emsdetten, in Lienen-Glandorf, in Mettingen, in Steinfurt und in Westerkappeln im Vorjahr zusammen über 51.000 Fahrgäste. Das war ein Rekord. Es entspreche, so die RVM in der Pressemitteilung, einer Steigerung von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als im Kreis Steinfurt exakt 43.567 Fahrgäste gezählt worden waren. Damit seinen auch die Fahrgastzahlen der Vor-Corona-Zeit, damals fuhren rund 34.000 Menschen im Bürgerbus deutlich übertroffen worden.

Der Bürgerbus Emsdetten mit seinen zwei Fahrzeugen ist mit 18.895 (2023 = 16.312) Fahrgästen der beliebteste im Kreis. Gefolgt wird er vom Steinfurter Verein mit 14.357 (2023 = 11.700) Fahrgästen. Beim Bürgerbusverein Lienen-Glandorf wurden 9.320 (2023 = 7.208) Mitfahrer gezählt. Der Verein aus Mettingen verzeichnete 5.909 (2023 = 5.560) Fahrgäste und das Angebot in Westerkappeln haben 2.787 (2023 = 2.762) Menschen genutzt.

Fahrgastzahlen auch im Kreis Warendorf auf Rekordniveau

Auch im Kreis Warendorf existieren fünf Bürgerbusvereine. Sie verkehren in Beelen, Hoetmar, Wadersloh und Warendorf, wobei es in der Kreisstadt gleich zwei Vereine gibt. Im Kreis Warendorf beförderten diese fünf Vereine im vergangenen Jahr insgesamt 56.228 Fahrgäste. Auch das ist ein Rekord und entspricht ebenfalls einer Steigerung von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 46.270 Fahrgästen.

Der Bürgerbus Warendorf-Nord ist mit 18.340 (2023 = 14.533) Fahrgästen der beliebteste im Kreis. Gefolgt wird er vom Wadersloher Verein mit 15.693 (2023 = 12.902) Fahrgästen. Beim Bürgerbus-Verein Warendorf-Süd wurden 11.791 (2023 = 8.658) Mitfahrer gezählt. Der Verein aus Hoetmar verzeichnete 8.076 (2023 = 8.062) Fahrgäste und das Angebot in Beelen haben 2.328 (2023 = 2.115) Menschen genutzt.

Um 17 Prozent stiegen die Bürgerbus-Fahrgastzahlen 2024 in Steinfurt und Warendorf gegenüber dem Vorjahr. (Foto: Werner Szybalski)

Im ganzen Münsterland beliebt

Auch in den anderen Landkreisen im Münsterland wurden in 2024 mehr Fahrgäste als 2023 befördert. Im Kreis Borken waren es 50.958 (2023 = 45.639) im Kreis Warendorf 56.228 (2023 = 46.270) und im Kreis Coesfeld 122.107 (2023 = 98.731). Insgesamt wurden 280.000 Personen mit den Bürgerbussen befördert. Das sind 80.000 Personen und 40 Prozent mehr als 2019 und 20 Prozent mehr als im Jahr 2023 davor.

„Die steigenden Fahrgastzahlen freuen uns und unterstreichen, dass die Zusammenarbeit zwischen uns als kommunalen Verkehrsunternehmen und Betriebsführer mit den Ehrenamtlern funktioniert ”, so Michael Klüppels, Leiter Verkehrsmanagement der RVM, der die Arbeit der örtlichen Vereine mit planerischem Know-how unterstützt und auch Verwaltungsaufgaben übernimmt.

Mobilitätspreis für Verein in Lüdinghausen

Neben Fahrgastzuwächsen freute sich im Dezember die Bürgerbus-Gemeinschaft des Münsterlandes auch über den NRW-Mobilitätspreis 2024. Der Bürgerbusverein Lüdinghausen wurde damit für seine Umsetzung des Konzepts „Bürgerbus On Demand“ ausgezeichnet. Dort gibt es keine Linienfahrten mehr, sondern die Fahrten werden nur nach Bedarf und Anforderung durchgeführt. Fahrgäste können sich den Bürgerbus zu einer gewünschten Zeit bestellen, um von einer Haltestelle zu einer anderen gefahren zu werden. In Olfen und Billerbeck fahren die Bürgerbusse schon länger On Demand. „In den beiden Kommunen werden sogar Fahrten zwischen Haustür und Haltestelle angeboten”, erklärte Michael Klüppels, der verkünden konnte: „In unsere große Bürgerbus-Familie der RVM wurde Anfang März der Bürgerbus Havixbeck aufgenommen.“ Gefahren wird auch am Nordostrand der Baumberge nicht nach Fahrplan sondern nach dem On-Demand-Konzept.

„Tarifverträge für alle“

Maidemonstration des DGB Münster

Von Werner Szybalski

„Deutlich mehr als 700 Kolleg:innen auf Demo und Versammlung des DGB Münster“, freute sich am 1. Mai der Mitorganisator Carsten Peters vom DGB Münster. Los ging es um 11 Uhr im Hafen. Von dort zog die offizielle Maidemo des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) durch das Hansaviertel und die Innenstadt zum Prinzipalmarkt. Weiter ging der Protestzug – unter anderem für stärkere Tarifbindung und ein landesweites Tariftreuegesetz – durch die Salzstraße, am Stadthaus I vorbei zur Stubengasse. Dort fand die Kundgebung statt, deren Hauptrednerin in diesem Jahr die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik war. Sie eröffnete ihren Beitrag mit dem persönlichen Bekenntnis zur „starken und wehrhaften Demokratie“.

Ayla Çelik, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW sprach bei der DGB-Maikundgebung auf der Stubengasse. (Fotos: Werner Szybalski)

Unmut bei Dank an die Polizei

Ganz zu Beginn erinnerte Çelik an „die vielen Kolleginnen und Kollegen, die heute nicht dabei sein können, weil sie auch durch ihre heutige Arbeit das Land am 1. Mai am Laufen halten“ würden. Dabei erntete sie zunächst massive Buhrufe, da sie zuallererst der Polizei dankte, was beim linksradikalen Teil des Publikums ganz schlecht ankam. Auch ihr Versuch, diese Demonstrant:innen für die Erfolge der AfD in Deutschland verantwortlich zu machen, kam sehr schlecht an. Der Unmut unter den Zuhörer:innen breitete sich aus und ein ernsthafter Konflikt zwischen Teilen der Versammlung und der Hauptrednerin erschien am Horizont. Doch die hauptamtliche Gewerkschaftlerin erwies sich als Profi und entschärfte den Disput durch geschickten Themenwechsel.

Herausforderungen der Zeit

Die NRW-Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wandte sich nämlich den „Herausforderungen der Zeit“ zu: „Der Klimawandel ist noch nicht gestoppt. Die soziale Ungleichheit in Deutschland wächst weiter. Der Mindestlohn muss so hoch sein, dass Menschen davon leben können und auch eine ausreichende Rente gesichert werden kann. Dringend muss Deutschland den Investitionsstau überwinden.“

Der Öffentliche Dienst sei die Grundlage für das soziale Miteinander in der Gesellschaft, betonte Ayla Çelik. Die Gewerkschaften würden das Öffentliche verteidigen, so wie sie auch ihre politischen Errungenschaften verteidigen würden. Beispielhaft nannte Çelik dafür den Acht-Stunden-Tag.

Es war richtig voll auf der Stubengasse, nachdem der Demonstrationszug am Kundgebungsplatz angekommen war.

Tag zum Fordern

„Heute ist nicht nur ein Tag zum Feiern“, rief sie laut in die Menge: „Heute ist auch ein Tag zum Fordern!“ Dies gelte insbesondere für ein Tarifbindungsgesetz für Nordrhein-Westfalen. „Tarifverträge für alle“, sei das gemeinsame Ziel der DGB-Gewerkschaften im Land.

Ayla Çelik erinnerte schließlich daran, dass jährlich 50.000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verließen und dass 2,8 Millionen Menschen keinen Berufsabschluss besitzen würden. Dies allein fordere zum Handeln – auch die Kindergrundsicherung müsse her.

Die Musikerin Nadu musste das Publikum nach der langen Rede der GEW-Chefin zunächst wieder motivieren.

Motivationsrede statt Chapmann-Song

Die Musikerin „Nadu“ sollte nach der Hauptrednerin für gute Stimmung sorgen, doch der Künstlerin war es vor der Bühne zu leer. Sie hatte ihre Gitarre schon umgeschnallt und ein Lied von der amerikanischen Singer-Songwriterin Tracy Chapman angekündigt, als sie umschaltete und eine feurige Motivationsrede hielt. Etwas Musik gab es anschließend auch noch auf die Ohren, so dass auch die letzte Rednerin nicht vor einem leeren Platz sprach.

Kommunalwahlkampf hat begonnen

Die Kommunalwahl am 14. September in Münster war auch bei Demo und Kundgebung zu erkennen, denn fast alle bekannten Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters in Münster nahmen an der DGB-Veranstaltung teil. Dr. Georg Lunemann (CDU), Tilman Fuchs (Grüne), Stephan Brinktrine (SPD), Maren Berkenheide (Volt) und Roland Scholle (Die Partei) waren am 1. Mai dabei.

Vom Hafen ging es bei der diesjährigen Maidemonstration durch das Hansaviertel und die Innenstadt zum Prinzipalmarkt. Von dort erreichte der Protestzug über die Salzstraße, wo dieses Foto entstand, den Platz an der Stubengasse. Bei der dortigen Kundgebung war Ayla Çelik (kl. Bild), Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW, Hauptrednerin.

Pleitenserie für Wagenknecht

Katja Wolf setzt sich durch

5525 Stimmen erhielt bei der Bundestagswahl im Februar das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Münster. Was auf den ersten Blick sehr gut aussieht, erklärt bei genauerer Betrachtung den Misserfolg der neuen Partei. In Münster hätte das BSW fast doppelt so viele Stimmen bekommen müssen, um hier die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden. Zudem blieb das BSW in der Domstadt immer etwas im Halbschatten. Niemand wollte – auch im Wahlkampf nicht –mit der Presse reden. Nur selten waren Unterstützer:innen auf der Straße präsent. Geld war allerdings offensichtlich kein Problem, denn das BSW plakatierte in Münster ähnlich viel, wie die drei große Parteien. Aktuell dürfte das BSW in Münster der Bundespartei einen Schritt voraus sein – es gibt das BSW in der westfälischen Metropole nicht mehr.

Namensgeberin Sahra Wagenknecht hatte den Mitgliedern im BSW-Landesverband in Thüringen, der am Samstag in Gera seinen Landesparteitag abhielt, empfohlen, die Landesvorsitzende Katja Wolf, Stellvertreterin des Ministerpräsidenten von Thüringen und Finanzministerin des Bundeslandes, nicht wieder zur Parteivorsitzenden zu wählen. Doch die Favoritin von Sahra Wagenknecht, Anke Wirsing, verliert deutlich. 61 Stimmen für die Amtsinhaberin und 35 Voten für die Gegenkandidatin.

Katja Wolf klar vor Wagenknecht-Kandidatin

Hintergrund dieser gescheiterten parteiinternen Revolte von oben ist der Frust der einst so beliebten Politikerin aus dem Osten, die nun mit ihrem Ehemann Oskar Lafontaine im Saarland residiert. Wagenknecht macht das BSW Thüringen, das im vergangenen Jahr mit der CDU und der SPD eine Regierungskoalition eingegangen ist, für das denkbar knappe Scheitern bei der Bundestagswahl mitverantwortlich. Diese Regierungsbeteiligung schwäche die Position des BSW im Bund.

Die namensgebende Co-Vorsitzende selbst scheute die Konfrontation mit dem rebellischen Parteivolk in Thüringen und schickte ihren Generalsekretär Christian Leye, der einst das Bürgerbüro der in der DDR geborenen Politikerin in Düsseldorf leitete. Damals waren beide noch Mitglied der Partei Die Linke. Immer wieder gaben sie Anlass zu heftigen parteiinternen Kontroversen, die die aus PDS und WASG hervorgegangenen Partei fast in die Bedeutungslosigkeit getrieben hätte. Gemeinsam nahmen Wagenknecht und Leye übrigens ihre üppig besoldeten Bundestagsmandate mit, als sie nach BSW-Gründung Partei und Bundestagsfraktion der Linken verließen.

Co-Vorsitzende der nach ihr benannten Partei: Sahra Wagenknecht. (Pressefoto Sahra Wagenknecht)

Autoritärer Führungsstil

Taz-Redakteur Daniel Bax sieht den tieferen Grund der jüngsten Misserfolge des BSW im autoritärer Führungsstil der Namensgeberin. Das inzwischen im Europaparlament, in drei Landtagen und zwei Landesregierungen vertretene BSW könne nicht mehr die Protestpartei sein, die in Opposition zu den Herrschenden seine Erfolge einfuhr. „Das führe zwangsläufig zu Enttäuschungen“, meint Daniel Bax. Zudem habe die restriktive Mitgliederaufnahme dem BSW geschadet, so Bax: „Wagenknecht besteht darauf, dass allein der Bundesvorstand entscheidet, wer Mitglied werden darf.“

Katja Wolf bleibt Parteivorsitzende des BSW in Thüringen. (Foto: Steffen Prößdorf)

Viele BSW-Unterstützer:innen, die bisher kein Mitglied werden durften, fühlen sich dadurch vor den Kopf gestoßen, so Bax. Das habe das BSW bei der Wahl möglicherweise entscheidende Stimmen gekostet. Wolf dagegen wolle, so der taz-Redakteur, dass die Landesverbände selbst entscheiden, wer bei ihnen Mitglied werden darf. Diesen Konflikt würde es auch ohne Katja Wolf geben. Er könnte auch Ursache für weitere Probleme sein.

Kein Antritt des BSW bei Kommunalwahl in Münster

Trotz der vielen Stimmen bei der Bundestagswahl in der Domstadt wird das Bündnis Sahra Wagenknecht in Münster nicht zur Kommunalwahl antreten. Am Rande des Ostermarsches erklärte ein bekannter BSW-Unterstützer und wichtiger Stratege der Partei bei der vergangenen Bundestagswahl: „Es gibt das Bündnis Sahra Wagenknecht in Münster nicht.“ Offensichtlich ist die angeblich rund 40 Mitglieder umfassende örtliche BSV-Wahlunterstützungsgruppe, die zuletzt immer bei ODAK tagte, noch nicht aufgenommen worden oder will gar nicht mehr in die im Westen und auch in Münster klar gescheiterte Partei.

Kampftag der Arbeiterklasse

Hinaus zum 1. Mai!

Am Donnerstag (1. Mai) zieht es viele mit Bollerwagen oder auf der Leeze hinaus in die Natur. Maigang ist angesagt. Traditionsbewusste Arbeitnehmer:innen hingegen versammeln sich in diesem Jahr vormittags um 11 Uhr im Hafen von Münster, um in diesem Jahr unter dem Motto „Mach dich stark mit uns!“ für eine gerechte Arbeitswelt, für Demokratie und Solidarität sowie gegen Rechts zu demonstrieren. In Deutschland begann es mit dem Kampftag der Arbeiterklasse im Jahr 1890.

Ein Jahrhundert nach der Französischen Revolution wurde am 14. Juli 1889 auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen in Paris von sozialistischen Gewerkschaften und Parteien aus der ganzen Welt beschlossen, sich den Plänen des amerikanischen Arbeiterbundes für eine weltweite Demonstration am 1. Mai 1890 anzuschließen. Eine der Kernforderungen war, den Arbeitstag auf acht Stunden festzulegen. Am 1. Mai 1890 beteiligten sich in Deutschland etwa 100.000 Arbeiter:innen – in Berlin, Dresden und als gewerkschaftlichen Schwerpunkt festgelegt in Hamburg – an Streiks, Demonstrationen und den Maispaziergängen, bei denen Menschen, häufig verbunden mit dem Konsum von Alkohol, den Frühling begrüßen.– an Streiks, Demonstrationen und den Maispaziergängen, bei denen Menschen, häufig durchaus verbunden mit dem Konsum von Alkohol, den Frühling begrüßen.

DGB ruft zum 1.Mai auf: „Mach dich stark mit uns!“

„Wir erheben unsere Stimme für eine gerechte Arbeitswelt! – Für Demokratie und Solidarität – gegen Rechts!“ Mit diesen klaren Äußerungen ruft Pia Dilling, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Münster, zur Teilnahme an der Maidemonstration und -kundgebung am kommenden Donnerstag auf. „Noch nie war es so wichtig für die Rechte der Arbeitnehmer*innen auf die Straße zu gehen“, machte die DGB-Stadtverbandsvorsitzende in einer Pressemitteilung deutlich: „Gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne sind der Schlüssel, um ausreichend Fachkräfte zu gewinnen, die unsere Schulen mit Leben füllen, Kranke pflegen und versorgen, unsere Brücken sanieren und bauen sowie den klimagerechten Umbau des Landes voranbringen. Immer mehr Arbeitgeber stehlen sich aus der Verantwortung und sorgen nicht für faire Löhne. Wir fordern deshalb einen nationalen Aktionsplan zur Stärkung der Tarifbindung und ein Bundestariftreuegesetz. Damit wieder mehr Beschäftigte von starken Tarifverträgen profitieren und endlich mehr Lohn bekommen. Wir fordern außerdem einen armutsfesten Mindestlohn als untere Haltelinie.“

Pia Dilling und Carsten Peters vom DGB Münster rufen zur Teilnahme an der Maikundgebung in Münster auf. (Foto: DGB Münster)

Errungenschaften verteidigen!

DGB-Stadtverbandsvorstand Carsten Peters, Hauptamtlicher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Bezirk Münsterland sowie Kopf des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“, verdeutlichte: „Den Acht-Stunden-Tag, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, stabile Renten und einen starken Sozialstaat haben wir Gewerkschaften solidarisch erkämpft, und wir werden diese Errungenschaften verteidigen! Faire Arbeitszeiten, die zum Leben passen, sind für uns nicht verhandelbar. Wer krank ist, muss sich auskurieren können. Die Beschäftigten haben eine gute und sichere Rente verdient. Das Rentenniveau muss bei 48 Prozent stabilisiert und langfristig erhöht werden. Die Angriffe auf den Sozialstaat weisen wir zurück – das ständige Nach-unten-Treten gegen Bürgergeldbeziehende und Geflüchtete muss aufhören!“

Dilling ergänzte: „Wir stehen für ein gerechtes Steuersystem. Die Beschäftigten, die für ihr Geld arbeiten, dürfen nicht höher besteuert werden als diejenigen, die ihr Geld nur für sich arbeiten lassen. Nach Jahrzehnten wachsender Vermögen ist eine angemessene und gerechte Beteiligung von Spitzenverdienern überfällig. Es ist höchste Zeit, die Vermögensteuer wieder einzuführen und eine Erbschaftsteuer ohne Sonderregelungen für reiche Unternehmenserben auf den Weg zu bringen. Reiche und Superreiche müssen ihren fairen Beitrag leisten, um den Haushalt zukunftsfest zu gestalten und die Daseinsvorsorge zu sichern.“

Auch die DGB-Jugend ist traditionell am 1. Mai auf der Stbengasse dabei. (Foto: Archiv Werner Szybalski)

Kampftag für Demokratie und Solidarität

Carsten Peters erklärte zum Hintergrund des Maifeiertages: „Der traditionelle Tag der Gewerkschaften und Arbeitnehmer:innen ist auch ein Kampftag für Demokratie und Solidarität. Wir müssen in diesen Tagen die Demokratie stärken, die derzeit von Rechts angegriffen wird, unsere Aktionen richten sich gegen den zunehmen Rechtsruck in Deutschland und Europa – keinen Platz für Rassismus, Antisemitismus und soziale Ausgrenzung! Der 1.Mai ist auch der Tag der internationalen Solidarität.“

Vom Hafen durch das Hansaviertel in die Innenstadt

Auf dem Hafenplatz treffen sich in Münster um 11 Uhr die Maidemonstrant:innen, die dann gemeinsam durch das Hansaviertel und die Innenstadt zum Stubengassenplatz ziehen. „Kommt mit uns am Tag der Arbeit auf die Straße und macht euch stark für eine friedliche und gerechte Zukunft in Deutschland, Europa und der Welt! Gemeinsam können wir die Politik zum Handeln bringen und für Investitionen, Verteilungsgerechtigkeit, Tarifbindung, faire Arbeitszeiten, stabile Renten und eine starke Demokratie“, wirbt der DGB, der verdeutlicht: „Unsere Botschaft ist klar. Wir haben nicht nachgelassen – mit Erfolg. Deutschland muss den jahrelangen Investitionsstau überwinden. Die von den künftigen Regierungsparteien vereinbarten Milliarden müssen jetzt dahin fließen, wo sie dringend benötigt werden: in die Schienen, Bildung, den Wohnungsbau, die soziale Sicherung, die Digitalisierung und den Klimaschutz. Es kommt jetzt darauf an, unser Land und unsere Wirtschaft am Laufen zu halten und für die Zukunft aufzustellen. Aber auch klar ist, dass wir erwarten, dass der Staat, die Unternehmen und die Arbeitgeber ihrer Verantwortung gerecht werden. Mit den Geldern müssen moderne Standorte, zukunftsfähige Produkte und damit gute und sichere Arbeitsplätze für die Beschäftigten finanziert werden.“

Die lokalistische FAU Münster nimmt auch schon Mal an der DGB-Kundgebung teil. Mit Infomaterial ist die anarchistische Gewerkschaft aber sicherlich am Nachmittag in Berg Fidel am Start. (Foto: Archiv Werner Szybalski)

Maifeiern in der Innenstadt, am Coerdeplatz, am Aasee und – „revolutionär“ – am Berg Fidel

Um 12 Uhr beginnt auf der Stubengasse das DGB Familienfest, bei dem auch verschiedene Rednerinnen sprechen werden. Die GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik ist in diesem Jahr Stargast des DGB auf der Bühne. Für die musikalische Kurzweil sorgt NaDuMusik.

Um 14 Uhr startet die SPD Münster ihre Mai-Feierlichkeiten zwischen Kreuz- und Martiniviertel an der Promenade. Im Sternbuschpark am Berg Fidel lädt zeitgleich die Stadtteil-Gewerkschaft Berg Fidel solidarisch zum „Revolutionären 1. Mai“ ein. Es gäbt Essen, Trinken, Musik, Redebeiträge und sicherlich auch Infostände. Eine Stunde später um 15 Uhr startet das traditionelle Soli-Fest von ODAK, das in diesem Jahr am Aasee bei dem Spielplatz an der Mecklenbecker Straße stattfindet.

Kurze Geschichte des 1. Mai
In Australien, im dortigen Bundesstaat Victoria, gingen am 1. Mai 1856 Arbeiter:innen auf die Straße. Sie demonstrierten für die Begrenzung des Arbeitstages auf acht Stunden. 30 Jahre später rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung – ebenfalls zur Durchsetzung des Achtstundentags – zum Generalstreik am 1. Mai 1886 auf.. Der 1. Mai war aus zwei Gründen von den amerikanischen Gewerkschaften ausgewählt worden. Einerseits wegen dem australischen Vorbild und andererseits , weil der erste Tag im Mai traditionell auch der traditionelle „moving day“ war. Der Stichtag, zu dem Arbeitsverhältnisse beendet wurden, weshalb für viele Gekündigte ein Umzug oft in einem anderen Ort anstand, um neue Arbeit zu finden. Es kam am Maitag 1886, der Samstag war ein regulärer Arbeitstag, zu Massenstreiks und Demonstrationen in den Industrieregionen Nordamerikas an denen nach verschiedenen Schätzungen insgesamt zwischen 300.000 und 500.000 Menschen teilnahmen. Allein in Chicago gingen 90.000 Arbeiter:innen in den Ausstand. Am dritten Tag des mehrtägigen Streik fand die von acht Anarchisten organisiere berühmten Haymarket-Versammlung statt. Tage später. Sie begründete den ruf des 1. Mai als Arbeiterkampftag.
In Deutschland wurde erstmals 1890 der 1. Mai von Sozialdemokraten als Aktionstag begangen. 1919 war er einmalig schon ein Feiertag. Ab 1933 nutzten die Nazis den 1. Mai, um

Blutorgie zu Walzerklängen

René Haustein und bodytalk im Pumpenhaus

Nur wenige Minuten nachdem das Publikum im Pumpenhaus in Münster Platz genommen hat und die fünf Tänzer:innen auf der Bühne sich in strahlend weißen Kostümen in Zeitlupe über die riesig über die Reaktion des imaginären Publikums freut, fällt im Pumpenhaus schon der Vorhang. Ohne Moos nichts los? Geht das Geld für Kultur aus? Nach einer kurzen, dunklen Pause lugt plötzlich der angestrahlte Kopf von Renè Haustein, dem in Bottrop lebenden Performance-Künstler, ganz oben durch den Vorhang. Der Kopf spricht von „kopflos“ und „Blutarmut“ . . . und davon, dass „Das Pumpenhaus leergepumpt ist. Die anderen Theater auch.“ Bei durch lauten Kirchenglockensound geprägter Musik stellt Renè Haustein zum Boden schwebend lautstark fest: „Das Theater muss sich der Realität anpassen!“

Als der Vorhand wieder komplett geöffnet ist, sind alle auf der Bühne in Unterwäsche oder wallenden Kimonos gekleidet. Akrobatisch tänzerisch wirbeln sie durcheinander, während Haustein fast lethargisch in sein Mikrophon spricht. Die Tänzer:innen agieren immer grausamer und zunehmend gewalttätig, bis sie urplötzlich alle zusammenkommen und brüllen: „Wir schließen einen Vertrag.“

Doch dieses (Tanz-)Theater strebt danach, sich der Realität anzupassen, ind der Vertäge nicht mehr sind als Papier oder ein Handschlag. Plötzlich blinken Hieb- und Stichwaffen in den Händen. Luana Rossetti, Cato Sieben, Tirza Ben Zvi und Hedda Fleischer verschmelzen zu einer vielarmigen Person, die wirkt, wie die bedeutende hinduistische Göttin „Kali“, die Göttin des Todes, der Zerstörung und der Erneuerung.

René Haustein und die Tänzer:innen Luana Rossetti, Cato Sieben, Tirza Ben Zvi und Hedda Fleischer triggern bei der Premiere von „Blutkörper“ durch Blutregen und Gewaltszenen Teile des Punpenhaus-Publikums. Am Ende gab es aber überwiegend Standig Ovetions. (Fotos: Laurenz Jochheim)

Sphärische Klänge, getaktet durch wiederkehrenden Sound einschlagender Fliegerbomben, hämmern auf die Künstler:innen ein, die sich gegenseitig bekämpfen, sexuell nötigen und vergewaltigen, um schließlich über Renè Haustein herzufallen. In einer angedeuteten Gewalt- und Sexorgie, die einige Zuschauer:innen an ihre Belastungsgrenze brachte, werden – durch großformatige Bilder verdeutlicht – zunächst Haustein und dann auch einer Tänzerin Körperteile abgeschnitten und triumphal präsentiert. Schließlich ist auch das Blutorgan überhaupt, das Herz, herausgeschnitten.

Von nun an ist es nur noch ein kleiner Moment, bis das Blut das Geschehen auf der Bühne dominiert. Schließlich hatte René Haustein schon bei seiner Niederkunft auf die Bühne gedroht: „Da wo Geld fließt, fließt auch Blut.“Zunächst abgezapft aus dem linken Arm von René Haustein und durch einen langen medizinischen Schlauch auch durch die erste Reihe des Publikums geflossen, stürzen schon kurz danach mehrere Blutregen auf die Künstler:innen hinab. Sie suhlen sich im Blut, eine von einer Tänzerin getragene Schweinsmaske erleichtert die sanften Gemüter im Saal, denn das Symbol reicht; das Schlachten eines echten Schweins kann ausbleiben. Wenn Cato Sieben als Schmetterling von den Toten aufersteht, geht auch das Blutbad – musikalisch mit Wiener Walzer unterlegt – langsam zu Ende.

Obwohl eine alte Theaterregel besagt, dass „Tiere und Kinder haben nichts auf der Bühne verloren“ haben, wird zum Finale ein lebender Schmetterling, der sich allerdings offensichtlich an keine Regieanweisung hält, auf die Bühne gebracht. Eine klare Boschaft hin zu notwendiger Veränderung, zu möglicher Transformation, erhoffter Wiedergeburt, vollendeter Schönheit und dem Wandel, der auf der Bühne beginnen kann und die Realität verändert. Das Publikum feierte die Premiere und die Künstler:innen René Haustein sowie den Tänzer:innen Luana Rossetti, Cato Sieben, Tirza Ben Zvi und Hedda Fleischer mit stehenden Ovationen.

Werner Szybalski

„Blutkörper“, ein rund einstündiges Tanztheater-Stück von und mit René Haustein sowie den Tänzer:innen Luana Rossetti, Cato Sieben, Tirza Ben Zvi und Hedda Fleischer. Regie beim in Koproduktion mit bodytalk und dem Theater im Pumpenhaus, sowie freundlicher Unterstützung von Theater Titanick, auf die Bühne gebrachten Stück führt Hannah Schrief. Die Licht- und sonstige technische Leitung hat Timo von der Horst. Für die Kostüme ist Kamila Wdowska verantwortlich.
Weitere Aufführungen im Pumpenhaus am Samstag (26. April 2025) um 20 Uhr und Sonntag (27. April 2025) um 18 Uhr.

Nach dem Abgang der Künstler:innen gleicht die Bühne einem verlassenen Schlachtfeld. (Foto: Werner Szybalski)