Erste Bahnsteiggespräche am 17. Juni

Münsterland-Tour des neuen Pro Bahn MSL-Vorsitzenden

Der regionalen Fahrgastverbandes Pro Bahn Münsterland hat einen neuen Vorsitzenden. Der fast 64-jährige Münsteraner Werner Szybalski, Politikwissenschaftler (M.A.), Journalist und langjähriger Aktivist unter anderem im Bereich Verkehrswende, geht am Dienstag, dem 17. Juni 2025, auf Schienentour durchs Münsterland. Dabei möchte er die neue Struktur von Pro Bahn im Münsterland und die teilweise Jahrzehnte alten noch immer unerfüllten, aber auch neue, teilweise revolutionäre Verbesserungen gegenüber Medien und zufälligen Bahnsteiggästen kund tun.

Karte mit dem Streckenverlauf den der neue Pro Bahn-Vorsitzende im Münsterland, Werner Szybalski, am kommenden Dienstag nehmen wird. (Grafik: openstreetmap.org, Bearbeitung: Pro Bahn Münsterland)

Ein Tag im Zug und auf dem Bahnsteig

Los geht es um 9 Uhr in Coesfeld, von wo es über Münster nach Burgsteinfurt (Ankunft: 10.41 Uhr) geht, wo der Pro Bahn-Vorsitzende im Münsterland in den Bus (Schienenersatzverkehr bis Gronau) einsteigen muss. Auf Gleis 1 wird Werner Szybalski gegen zwanzig vor zwölf eintreffen. Nach dem Mittag (12.22 Uhr) reist er mit dem RB 51 nach Lünen und von dort wieder zurück nach Münster. Dort steht er von halb vier an auf Gleis 17 fast eine Stunde bereit, Anregungen zum Schienenpersonennahverkehr (SPNV) anzunehmen, Fragen von interessierten Bahnnutzer:innen und natürlich der Presse zu beantworten. Vielleicht ist zeitlich auch ein kurzes Gespräch mit der so wichtigen Bahnhofsmission möglich.

Über Warendorf (Bahnsteiggespräche auf Gleis 1 zwischen 16.50 Uhr und 17.53 Uhr), Rheda und Hamm geht es zurück nach Münster, wo Werner Szybalski ab 19:48 Uhr für eine Dreiviertelstunde auf Gleis 12 für Gespräche bereit steht. Über Osnabrück, erstmals an diesem Tage fährt er nicht mit einer Regionalbahn sondern mit dem Regionalexpress 2, mit 40-minutigem Aufenthalt ab 21:10 Uhr fährt er mit dem RE 62 zum Abschluss der Bahnsteiggespräche nach Rheine, wo er von 22.18 Uhr bis 22:53 auf Gleis 3 sein wird.

15 Stunden Bahnsteig-Speeddating und entspannte Gespräche im Zug

Zurück in Münster hat der Vorsitzende für die Befahrung dieser Strecke – es fehlen ihm nach rund 15 Stunden in Zügen und auf Bahnsteigen nur die Verbindungen von Haltern über Dülmen nach Münster sowie die drei Stichbahnen nach Coesfeld, Borken und Bocholt und aus dem VRR-Gebiet. Dabei wird Werner Szybalski nur mit Bahnen im öffentlichen Besitz (DB Regio AG NRW und Niedersachsen sowie Eurobahn) unterwegs sein.

Der Fahrplan ist ambitioniert, denn trotz guter Vorbereitung müssen die Nahverkehrszüge auch tatsächlich relativ pünktlich verkehren, damit die Bahnsteiggespräche auch funktionieren können.

Der Öffentlichen Verkehr auf der Schiene muss ab morgen die Zukunft gehören

In einer Zeit in der täglich beim Wetter der Einfluss des Klimawandels zu spüren ist, muss ohne wenn und aber die erste Priorität beim Nachhaltigsten aller Verkehrsträger, dem elektrischen Schienenverkehr, liegen. „Die Diskussionen über Technikoffenheit sind schön, sicherlich auch vielfach profitabel umzusetzen, aber für den Schutz unserer natürlichen Umwelt und damit des gesamten Planeten eine Katastrophe. Niemand, zumindest bei Pro Bahn ist das so, will zurück in die vorindustrielle Zeit, aber für etwas Zeitgewinn und höhere Mobilität unsere Lebensgrundlagen gefährden, ist sicherlich der falsche Weg“, begründet Werner Szybalski sein Engagement für den schienengebundenen Verkehr als uneingeschränkter und mit allen Privilegien auszustattenden Verkehrsträger Nummer eins.

Dabei ist ihm die Fahrgastperspektive die wichtigste aller Blickwinkel auf Planung und Betrieb des Öffentlichen Verkehrs, der zudem von den Menschen vor Ort direkt kontrolliert und deren Entscheidungen in Fahrgastforen und in Fahrgastbeiräten mitgeprägt werden müssen. Der Fernverkehr kann aus der Ferne gemanagt werden, „der Nahverkehr müsse aus der Nähe geplant, unterhalten und betrieben werden“, betonte der Pro Bahner.

Vorbild für Werner Szybalski: Die kommunale Bentheimer Eisenbahn AG mit eigenen Fahrzeugen, eigener Strecke und eigenem Bahnhöfen – hier im Bild der Bahnhof Nordhorn, 2023 von der Allianz pro Schiene als „Bahnhof des Jahres“ ausgezeichnet.. (Fotos: Werner Szybalski)

Übernahme von Nebenstrecken durch Land oder Kommunen

Dabei ist Pro Bahn – auch bundesweit – ganz wichtig, dass die häufig, wie zum Beispiel die Strecke von Münster über Warendorf – in Landes-, Stadtregions- oder kommunaler Hand kommt. Idealerweise fahren dann dort die Züge im zeitlich überschaubaren Nahverkehrsumlauf, um wieder so pünktlich wie früher sprichwörtlich die Bahn war oder heute noch in der Schweiz ist. „Die Bentheimer Eisenbahn AG, ein Unternehmen im Kreisbesitz, ist das große Vorbild in der erweiterten Region. Sie haben ihre Strecke modernisiert, bundesweit geehrte Bahnhöfe errichtet und den Zugverkehr von Bad Bentheim zukünftig sogar bis nach den Niederlanden durch die Grafschaft höchst erfolgreich reaktiviert. Da kann sich ganz Westfalen etwas abschauen und vielfach sogar einfach nachmachen“, erklärte Szybalski, der Projekte in allen Kreisen und in Münster vorantreiben will. Dazu gründet Pro Bahn Münsterland die Arbeitsgruppe „RB Münsterland“, die alle Projekte bewerben will und Öffentlichkeit für nachhaltigen SPNV im Münsterland schaffen will. Sie ist offen für alle interessierten Menschen und tritt erstmals an Fronleichnam (Donnerstag, 19. Juni 2025) von 17 Uhr bis 19 Uhr im Umwelthaus (Zumsandestraße 15 in 48145 Münster) zusammen.

Unterstützung und Begleitung

Werner Szybalski wird in verschiedenen Orten von Pro Bahn- Mitgliedern aus seinem eigen Verband, zum Beispiel Margarete Jungkamp in Gronau oder durch seinen Vorgänger Franz Maxwill in Warendorf, unterstützt. Auch Menschen aus den angrenzenden Pro Bahn-Regionen, Südwestniedersachsen, Ruhr und Ostwestfalen sowie von der Straßenbahninitiative Osnabrück Auch Fabian Wittke, Stellvertretender Vorsitzender des mit Pro Bahn im Münsterland verbundenen Verkehrsclub Deutschland, wird Szybalski auf einem längeren Teil seines Weges begleiten.

Führungswechsel beim Fahrgastverband Pro Bahn Münsterland: Nachfolger Werner Szybalski (r.) aus Münster bedankte sich bei Franz Maxwill aus Everswinkel der mehrere Dekaden den Regionalverband leitete.

Anregungen und Themen für die Bahnsteiggespräche und als Arbeitsaufträge für die Arbeitsgruppe „RB Münsterland“ von Pro Bahn Münsterland können an sofort als Mail geschickt werden.

Transparenzhinweis: Der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn Münsterland, Werner Szybalski, ist Betreiber dieser Webseite und Herausgeber des Selfprint-Lokalmagazins VIELFALT! Das bunte Münster sowie der Stadtbahn, die regionale Zeitschrift für den öffentlichen Verkehr.

LEG verkauft wieder Sozialwohnungen

Kemna Immobilien Gruppe aus Kamen erwirbt im Recklinghäuser Stadtteil König Ludwig 386 Wohnungen von der LEG

Die LEG Immobilien SE ist offensichtlich gut durch ihre Krise im Vorjahr gekommen, als keine Dividende an die Aktienbesitzer*innen ausgeschüttet werden konnte. Die im Januar 2024 fällig gewordene 500-Millionen-Euro-Anleihe sowie weitere Schulden konnten laut Pressemitteilung des zweitgrößten Wohnungsunternehmens aus NRW mit Sitz in Düsseldorf refinanziert worden. Bis Mitte 2025 müssten nun keine Schulden mehr bedient werden.

Zudem habe die LEG, die über 181 Millionen Euro auf der Hauptversammlung am 23. Mai 2024 an ihre Aktionäre*innen verteilen will, auch weiterhin ungeliebte Immobilien verkaufen können. „Trotz der Kaufzurückhaltung auf dem Markt für Wohnimmobilien“ sei es der LEG im Jahr 2023 gelungen, rund 2000 Wohnungen und mehrere gewerbliche Objekte für rund 155 Millionen Euro zu verkaufen. Davon 1316 Wohnungen für zusammen 80,3 Millionen Euro im Jahr 2023. Dabei, so die LEG, sei ein Liquiditätsüberschuss von 55,2 Millionen Euro erzielt worden. Insgesamt stünden 5000 Wohnungen zum Verkauf. Nicht bekannt gab das profitorientierte Unternehmen, welche Standorte konkret vom Verkauf betroffen sein könnten.

374 Sozialwohnungen in ehemaliger Bergbausiedlung verkauft

Jüngst verkaufte die LEG in Recklinghausen 386 Wohnungen mit einer Gesamtmietfläche von rund 26.080 m² an das Kamener Privatunternehmen Kemna Immobilien. 96,89 Prozent der Wohnungen (insgesamt 374) in der Siedlung „Kolonie König Ludwig“ sind öffentlich gefördert, also sogenannte „Sozialwohnungen“ für deren Anmietung ein Wohnberechtigungsschein erforderlich ist. Über den Verkaufspreis der fast 400 Wohnungen in der Emscherzone wurde öffentlich nichts bekannt. Offensichtlich besteht dort Renovierungsbedarf, denn der Käufer will „die Objekte langfristig entwickeln“. Dies könnte natürlich – schrecklich für die Mieter*innen – auch Modernisierung bedeuten, die von den Mieter*innen zu tragen ist, was in der Regel happige Mietsteigerungen beinhaltet.

Im Jahr 1886 begann mit zwei Schächten die Kohleförderung auf der Zeche / Gewerkschaft „König Ludwig“ in Recklinghausen. Zwischen 1900 und 1903 wurden weiterer Schächte abgeteuft. In den 1930er Jahren wurde ein Verbund mit Zeche Ewald geschaffen. Die Salzgitter AG legte zwischen 1963 und 1965 die Zeche König Ludwig still. Die Siedlung „Kolonie König Ludwig“ entstand in der ersten Dekade des vergangenen Jahrhunderts Die König-Ludwig-Siedlungen wurden südwestlich der Zeche in drei Bauphasen „auf der grünen Wiese“ errichtet. In den 1960er Jahre gingen die Wohnungen an Salzgitter Wohnungs-GmbH. Später erfolgte eine denkmalgerechte Sanierung sowie umfangreiche Wohnungsmodernisierung, bei nur „einfacher Gestaltung des Wohnumfeldes“. Im neuen Jahrtausend kaufte die heute zum Vonovia-Konzern gehörende Grainger two GmbH die Siedlung. 2016, also acht Jahre nach ihrer Privatisierung, übernahm die LEG Wohnen die Wohnungen. 2024 gingen 386 Wohneinheiten mit einer Gesamtmietfläche von rund 26.080 m² an die „Kemna Immobilien Unternehmensgruppe“ aus Kamen. 374 der 386 Wohneinheiten (96,89 %) sind öffentlich gefördert. (Quelle: Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes)

Was geschieht am Berg Fidel und in Kinderhaus?

„Durch ein stabileres Zinsumfeld sieht die LEG eine allmähliche Wiederbelebung des Transaktionsmarktes und freut sich, dass das Portfolio in Recklinghausen in gute Hände abgegeben wurde“, wird Georg zu Ysenburg, Bereichsleiter Akquisitionen bei der LEG, in der Pressemitteilung vom 12. März 2024 zitiert.

Wie Mieter*innen aus Kinderhaus berichteten, wurden vom Vermieter jüngst Maßnahmen an ihren Häusern ohne Modernisierungsankündigung vorgenommen. Natürlich kam sofort der Verdacht auf, das die Wohnungen zu den 5000 von der LEG geplanten zu veräußernden Objekte gehören würden.

Gleiches droht den Bewohner*innen der rund 700 LEG-Wohnungen und den Pächter*innen der LEG-Gewerbeobjekte am Berg Fidel. Modernisierungsmaßnahmen waren schon angekündigt. Diese wurden dann aber im Vorjahr überraschend vom Unternehmen abgesagt, obwohl zweifelsfrei in den LEG-Wohnungen an der Hogenbergstraße, am Rincklakeweg, an der Von-Corvey-Straße und zwischen Trauttmansdorffstraße, Pictoriusstraße sowie Pamkokstraße dringender Renovierungsbedarf besteht, da die Häuser von der LEG seit Jahren vernachlässigt wurden.

LEG-Ziel in Münster sind 10 € Miete pro Quadratmeter

Da die LEG in Münster mittelfristig eine Kaltmiete von zehn Euro pro Quadratmeter anstrebt, was sie aktuell aber nur in wenigen Objekten, wie zum Beispiel dem dritten Bauabschnitt in der autoarmen Weißenburgsiedlung auf der Geist, schafft, ist mit dem Verkauf der günstigen Wohnungen in Hiltrup, Berg Fidel, Angelmodde oder Kinderhaus, wo es noch keine Modernisierungsmaßnahmen gab zu rechnen. Objekte wie zum Beispiel die LEG-Häuser in Uppenberg, wo durch die gesetzlich zulässigen Mieterhöhungen der Preis in den kommenden Jahren auf zehn Euro pro Quadratmeter hochgetrieben werden kann, dürften hingegen nicht zum Verkauf stehen. Für Investoren wie die Kamener Kemna Immobilien Gruppe dürfte Münster allerdings nah genug am „östlichen Ruhrgebiet“ liegen, zumal auch Gewerbeimmobilien im Angebot sein dürften.

Die Kemna Immobilien Gruppe ist ein inhabergeführtes Immobilieninvestmentunternehmen mit Sitz in Kamen. Kerngeschäft ist der Ankauf, die Bewirtschaftung und die Entwicklung von Bestandsimmobilien in Nordrhein-Westfalen, insbesondere der Region östliches Ruhrgebiet. In der Zukunft plant die Kemna Gruppe weitere Ankäufe von entwicklungsfähigen Wohnimmobilien ab ca. 100 Einheiten sowie Gewerbeimmobilien im Bereich Lager-/Produktion.

Die LEG SE mit acht Niederlassungen – darunter auch eine in Münster – ist mit rund 166.500 Mietwohnungen und rund 500.000 Bewohnern ein führendes börsennotiertes Wohnungsunternehmen in Deutschland.