Sonderausstellung in der Biologischen Station Rieselfelder
Es wird noch etwas dauern, bis die ersten Jungvögel aus ihrem Eiern schlüpfen. Trotzdem weist die Biologische Station Rieselfelder gemeinsam mit dem Nestwerk Münster, einem lokalen Tierschutzverein, auf gefährliche Situation von „Nestlingen“ und „Ästlingen“ hin. In Broschüren und mit einer Ausstellung in der Biologischen Station Rieselfelder an der Coermühle 181, die bis Ende Mai kostenfrei besichtigt werden kann, wird verdeutlicht, wie Finder*innen „Jungvögeln außerhalb des Nestes richtig helfen“ können.
„Die Biologische Station Rieselfelder Münster erreichen regelmäßig Anrufe von besorgten Bürgerinnen und Bürgern, die um Rat im Umgang mit in Not geratenen Tieren nachfragen. Zumeist handelt es sich dabei um Wildtiere. Mensch und Tier möglichst schnell an eine kompetente Hilfsperson zu vermitteln, ist nicht immer einfach und der Stationsmitarbeitenden auch nicht in jedem Fall möglich“, verdeutlichte Dr. Thomas Krämer, Leiter der Biologischen Station in den Rieselfeldern bei Gelmer, warum sein Haus mit dem Tierschutzverein Nestwerk Münsterland bei der Hilfe für heimische Wildtiere zusammenarbeitet. Für die aktuelle Ausstellung in der Station, so Dr. Krämer, hätten sie dem Nestwerk „gerne vorübergehend Platz in ihrer Dauerausstellung zur Verfügung gestellt.“

Kompetenter und verlässlicher Partner
Eine „kompetente Hilfsperson“ für die Mitarbeiter*innen der Biologischen Station ist bei schnell notwendiger Wildtierhilfe Dirk Heidotting vom Nestwerk-Vorstand. Er könnte am anderen Ende der Leitung unter der Telefonnummer 0176/21388851 sein, wenn Menschen Wildtiere in Not finden und nicht wissen, wie sie sinnvoll und Tierleben schützend oder gar rettend eingreifen sollen.
„Grünspechte, Igel, Rehe, Eichhörnchen, Wildtauben, Siebenschläfer – auch in Münster gibt es eine große Vielzahl an Wildtieren. Sie leben mit uns in der Stadt, brüten in hohen Gebäuden, wuseln nachts durch unsere Gärten, drehen ihre Runden auf dem Aasee und begegnen uns beim Spaziergang auf der Promenade. doch Wildtiere sind von Natur aus scheu und meiden die Nähe der Menschen, oft sehen wir sie nur, wenn sie Hilfe benötigen“, verdeutlicht der Tierschutzverein Nestwerk Münsterland in einem in der Ausstellung ausliegenden Flyer. Einen speziellen Blick richtet die Ausstellung aber auf Jungvögel außerhalb ihres Nestes.
Jungvögeln außerhalb des Nestes richtig helfen
Ein Schwerpunkt in der Ausstellung ist die bald anstehende Hilfe für Jungvögel, die außerhalb ihres Nestes gefunden werden. Dabei, so Dirk Heidotting, sei zwischen „Nestlingen“ und „Ästlingen“ zu unterscheiden. „Ein Nestling ist grundsätzlich hilfsbedürftig, während ein Ästling eigentlich keine Hilfe benötigt“, verdeutlichte Dirk Heidotting, was auf großen Tafeln auch in der Ausstellung nachzulesen ist.
Nestlinge wären unbefiedert, hätten die Augen geschlossen, könnten sich nicht auf den Beinen halten, sind offensichtlich auf ihr Nest und die Fürsorge ihrer Eltern angewiesen, die sie rund um die Uhr versorgen müssten, also zum Beispiel Nahrung herbeischaffen oder es im Nest warm halten. Ästlinge wären hingegen schon bereit die Nahrungsaufnahme selbstständig zu lernen. Diese verließen auch schon mal ihr Nest oder ihre Bruthöhle und hielten sich auf Ästen auf, obwohl sie immer noch die Unterstützung ihrer Eltern – insbesondere bei der Nahrungsbeschaffung – bräuchten.
Jungvogelfund am Boden
Befindet sich ein Ästling oder Nestling auf dem Boden, muss zunächst geklärt werden, ob der Vogel krank oder verletzt ist? Schnell geklärt ist die Frage: Ästling oder Nestling? Ästlinge stehen schon auf ihren eigenen Füßen und Nestlinge „sitzen“ auf ihren gesamten unteren Beinabschnitt. Bei Ästlingen tauchen grundsätzlich auch nur kurzer Zeit immer die Elterntiere auf. Wenn Sie einen Ästling finden, dann sollten sie nach kurzer Zeit beobachten können wie ein Elternteil vorbeifliegt und ihn mit Futter versorgt. Lassen sie den Ästling dann einfach an Ort und Stelle und nehmen sie ihn auf keinen Fall mit nach Hause. Es ist normal, dass Ästlinge öfters alleine auf dem Ast sitzen. Sie sind nicht mit verwaisten Jungvögeln zu verwechseln. Es ist normal, dass Ästlinge öfters alleine auf dem Ast sitzen, weshalb sie manchmal für verwaiste Jungvögel gehalten werden.
Das gut gemeinte „Retten“ eines Ästlings könnte dem Jungvogel den Schutz seiner Eltern entziehen. Er sollte deshalb an Ort und Stelle bleiben, höchstens von der Straße oder anderen gefährlichen Orten in ein Gebüsch oder auf einen Ast in unmittelbarer Nähe gesetzt werden, damit die Altvögel ihn wiederfinden.
Bei einem Nestling hingegen, ist mehr Unterstützung möglich und vielleicht auch nötig. Es kann nämlich schon mal passieren, dass ein Jungvogel aus Versehen aus dem Nest fällt. Wird ein Nestling auf dem Boden gefunden und Krankheiten und Verletzungen können ausgeschlossen werden, sollte der Jungvogel zurück in das Nest gesetzt werden, sofern es denn auffindbar ist.
Dabei soll die Vogelfamilie möglichst wenig gestört werden. Häufig ist die Wiedereinsetzung in das Nest erfolgreich, denn Vögel werden, anders als bei Wildtieren wie zum Beispiel dem Reh, nach dem menschlichen Kontakt wieder von ihren Elterntieren aufgenommen. Sie schreckt höchstens der Geruch von Hunden und Katzen, nicht aber von Menschen ab. Sollte kein Nest in der Nähe zu finden sein, muss der Nestling warm gehalten werden. Allerdings darf weder Futter noch Flüssigkeit dem Jungvogel gegeben werden, bis Hilfe zum Beispiel vom Tierschutzverein Nestwerk Münsterland telefonisch geholt wurde.

Hilfe zur Selbsthilfe
Rund 2500 Mal, davon kämen 60 Prozent der Hilfegesuche aus Münster, im Jahr würde das Nestwerk kontaktiert. Die 25 aktiven Vereinsmitglieder, insgesamt gehören dem Verein 260 Personen an, versuchten möglichst den Anrufer*innen „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. „Die Maßnahmen in der Stadt sind nicht sehr optimal. Die Anzahl der Arten und auch der Wildtiere insgesamt nimmt in Münster ab. Wir versuchen deshalb selbst und auch mit den Menschen, die uns kontaktieren, konkret etwas für die Wildtiere in der Stadt zu tun und natürlich auch deren Lebensumfeld zu schützen“, verdeutlicht Dirk Heidotting. Dafür gibt es Tipps – auch kostenfrei beim Besuch der Ausstellung in der Biologischen Station Rieselfelder – wie ganzjährig den heimischen Wildvögeln geholfen werden kann, wie Igel richtig unterstützt werden oder wie für Tiere gegärtnert werden kann. Bei der wildtierfreundlichen Umstellung des eigenen Gartens hilft das Nestwerk natürlich auch, aber auch Gruppierungen wie NaturGarten Münsterland stehen gern mit Rat und Tat zur Seite.