Familien in Coerde brauchen Klarheit und Unterstützung

SPD-Ratsfraktion:

Auch die SPD-Ratsfraktion Münster zeigt sich besorgt über die angekündigte, vorübergehende Schließung der städtischen Kita Am Edelbach in Coerde (wir berichteten). „Die Entscheidung betrifft den einzigen städtischen Kita-Standort im Stadtteil – und damit zahlreiche Familien, für die frühkindliche Bildung ein zentraler Bestandteil des Alltags ist“, schreibt die SPD-Ratsfraktion heute in einer Pressemitteilung.

SPD-Fraktion spricht mit der Stadtverwaltung

„Coerde braucht verlässliche Bildungs- und Betreuungsangebote. Unser Fokus liegt darauf, die betroffenen Familien bestmöglich zu unterstützen“, erklärt Fraktionsvorsitzende Lia Kirsch. Die SPD-Fraktion befindet sich im Gespräch mit der Verwaltung, um die vorliegenden Informationen zu ordnen und die Entscheidungswege nachvollziehbar zu machen. „Uns liegen viele Rückmeldungen aus der Elternschaft sowie Informationen der Verwaltung vor, die derzeit noch kein einheitliches Bild erzeugen. Diese Diskrepanz wollen wir gemeinsam aufklären. Die bestmögliche Betreuung der Kinder muss sichergestellt werden“, so Kirsch weiter.

Die Stadt muss sicherstellen, dass für alle betroffenen Familien zumutbare Alternativen geschaffen werden

Dr. Tanja Andor, familienpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion (Bild oben in der Montage), ergänzt: „Gerade für Kinder mit besonderem Förderbedarf ist Kontinuität in der Betreuung wichtig. Die Stadt muss sicherstellen, dass für alle betroffenen Familien zumutbare Alternativen geschaffen werden – auch im Hinblick auf Erreichbarkeit, personelle Stabilität und pädagogische Qualität.“

Im Mittelpunkt müsse nun stehen, die bestmögliche Betreuung für die betroffenen Kinder vor Ort zu finden. Die SPD-Ratsfraktion will den Prozess weiterhin eng begleiten.

„Betreuungseinrichtungen sind kein Luxus“

Die Linke kritisiert Kita-Schließung in Coerde

Anfang des Monats teilte die Pressestelle der Stadt mit, dass die Kindertageseinrichtung (Kita) Am Edelbach in Coerde im Zuge einer langfristigen Umstrukturierung von der Stadt Münster Ende Juli dieses Jahres vorübergehend geschlossen würde. Auch diese Kita leide unter akutem Personalmangel und einer hohen Fluktuation bei den Mitarbeitenden. Zudem läge die Zahl der inklusiv betreuten Kinder dort über dem Durchschnitt und erfordere dauerhaft gezielte, individuelle Fördermaßnahmen.

Der Stadtteil Coerde sei seit Jahren mit verlässlichen Kinderbetreuungsplätze unterversorgt. Vor zwei Jahren fehlten 150 Plätze. Durch die Schließung der Kita Am Edelbach verschärft die Situation im Stadtteil, zumal in hohem Maße sind Kinder mit besonderem Förderbedarf betroffen sind. Gerade für die sei ein stabiles Umfeld existenziell wichtig, erklärt die Partei Die Linke in Münster.

Linke sieht Familien und Kinder in prekären Lebenslagen allein gelassen

„Beziehungsabbrüche durch Schließungen haben fatale Folgen“, erklärt Fatma Karana, Ratsfrau der Linken Münster. „Der aktuelle Bericht des Gesundheitsamtes zeigt: Frühkindliche Entwicklung – ob Spracherwerb, soziales Lernen oder emotionale Sicherheit – hängt maßgeblich von der Betreuungskontinuität ab. Gerade in Coerde, wo der Bedarf an Unterstützung riesig ist, werden Kinder nun erneut verunsichert und aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen.“ Bereits Anfang dieses Jahres musste die Schließung des Kommunalen Sozialdienstes in Hiltrup hingenommen werden, nun folgt der nächste Schlag gegen die soziale Daseinsvorsorge. Die Betroffenen werden gezwungen, sich in einem ohnehin überlasteten System auf neue Bezugspersonen und Gruppen einzulassen. „Das ist kein Neuanfang, sondern ein Bruch“, so Fatma Karana.

Stadt setzt auf Kürzungen

Bereits im letzten Jahr scheiterte die Neueröffnung der Kita am Kiesekampweg am Rückzug des Trägers. „Statt Lösungen zu finden, setzt die Stadt mal wieder auf Kürzungen“, kritisiert Kathrin Gebel, MdB der Linken. „Betreuungseinrichtungen sind kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für Chancengerechtigkeit. Doch statt zum Wohle der Kinder in Fachkräfte und faire Löhne zu investieren, werden die Folgen der Kitakrise erneut jenen aufgebürdet, die Stabilität am dringendsten brauchen – Familien und Kinder in prekären Lebenslagen. Das ist schlimm und unsozial.“
Die Linke Münster fordert deshalb den sofortigen Stopp der Schließungen sowie den Ausbau verlässlicher Betreuungsplätze mit gezielter Förderung für Kinder mit besonderem Bedarf. Langfristig brauche es Investitionen in Personal und soziale Infrastruktur, um eine bedarfsgerechte Förderung zu sichern – statt weiterer Kürzungen im Gemeinwohl.

Kidical Mass rollt wieder

Familienradtour demonstriert für bessere Radinfrastruktur – besonders für Kinder

Mit über Hundert Leezen war am Sonntagnachmittag (20. Juni) der erste Kidical Mass nach den Pandemiewellen überraschend gut besucht. Mitorganisator Stefan Blume war deshalb sehr zufrieden: „Schön, dass wir wieder radeln können. Ich freue mich, dass auch heute so viele mit ihren Kindern gekommen sind.“ Die rund neun Kilometer-Tour führte vom Startort Stubengasse, über den Ludgeriplatz, am Hauptbahnhof vorbei, die Wolbecker Straße hinaus, am Franziskus-Hospital vorbei, die Warendorfer Straße runter bis zum Zwischenstopp am Stadttheater. Von dort ging es durch das Martiniviertel ins Kreuzviertel und über die Grevener und Steinfurter Straße zum Neutor. Am Kalkmarkt vorbei radelten die Teilnahmer*innen über die Münzstraße und Schlaunstraße zum Zielpunkt Überwasserkirche.

Mehr Sicherheit für Kinder auf Fahrrädern

Ziel des Kidical Mass, eine Aktionsform für die 2008 im amerikanischen Oregon ins Leben gerufen wurde, sind kindersichere Radwege. Die ersten deutschen Kidical Mass-Demos organisierten Familien 2017 und 2018 in Berlin, Darmstadt, Stuttgart und Köln. 2019 gab es bereits 30 Kidical Mass-Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit bis zu 1100 Teilnehmenden. Seit Juni 2019 – initiiert von Stefan Blume und Daniel Hügel findet – findet auch in Münster die Kidical Mass statt. Der Begriff „Kidical Mass“ lehnt sich an die ebenfalls aus den USA stammende Aktionsform „Critical Mass“ an – im Unterschied zu ihr sind die Kidical Mass-Demos aber angemeldete Veranstaltungen mit politischen Forderungen.

Tempo 30 innerorts, die Beendigung des illegalen Gehwegparkens und die konsequente Ausrichtung hin zu einer umweltbewussten Fahrradstadt, das sind die zentralen Anliegen der Kidical Mass Münster.

Daniel Hügel
Beim Zwischenstopp vor dem Stadttheater interviewte Stefan Blume, Mitgorganisator der Kidical Mass in Münster, den Jugendlichen Jannis zu den aktuelle Bedingungen des Fahrradverkehrs in der Stadt. (Fotos: Werneer Szybalski)

„Viele Autos parken auf Rad- und Fußgängerwegen. Das muss sich ändern“, wünscht sich die zwölfjährige Kirsi, im Gespräch mit dem Reporter der Münsterschen Zeitung. Diese und vergleichbare Forderungen stellten Jugendliche und Kinder auch beim Zwischenstopp auf der Vossgasse auf, als Stefan Blume jungen Menschen aufforderte ihre Forderungen an die Münsteraner Politik und Verwaltung zu formulieren. Er selbst unterstrich, dass die Kidical Mass dazu diene, „die Stadt durch unsere Kinder und uns zurückzuerobern.“