Straßenbauwahnsinn in Handorf

Protestversammlung am ehemaligen Bahnhof

Die Bürgerinitiative B 51 Handorf-Mauritz hat sich viel Arbeit gemacht. Am vergangenen Sonntag (19. Juni 2022) demonstrierte die BI mit Flatterbändern und aufsteigenden Luftballons, welche unglaublichen Ausmaße der Ausbau der Bundesstraße von Münster nach Telgte am Handorfer Bahnhof einnehmen soll. Die Aktion fand vernetzt im Rahmen der bundesweiten dezentralen Aktionstage des Bündnisses Verkehrsinitiativen mit dem Thema „Mobilitätswende jetzt!“ statt.

Die großen roten Luftballons zeigen die zukünftige Höhe der Verbindung von Handorf zum möglicherweise später reaktivierten DB-Haltepunkt an der B 51 an. (Fotos: Werner Szybalski)

„Der Ausbau hier im Handorfer Gebiet ist noch nicht planfestgestellt“, erklärte Achim Specht, Sprecher der BI, gleich zu Beginn der Kundgebung am ehemaligen Handorfer Bahnhof: „Also können wir noch etwas tun!“ Die Chance den Ausbau der B 51 noch zu stoppen, hält Specht für nicht unwahrscheinlich. Einerseits hätten die Gemeinderäte in Münster, Telgte, Ostbevern, Warendorf und Beelen sich gegen den Ausbau ausgesprochen und andererseits ging dem Bund das Geld für die im milliardenschweren Bundesverkehrswegplan veranschlagten Projekte aus. Seine Hoffnung sei, dass der Widerstand an der B 51 Wirkung zeige, so dass die Bundesregierung und das Verkehrsministerium das Projekt nach hinten schieben. Möglichst bis es aus dem Verkehrswegeplan rausfällt.

Straßen NRW legt Vorentwurf vor

Für den ersten Bauabschnitt zwischen Münster und Handorf gibt es bereits von Straßen NRW, die im Auftrag des Bundes planen, einen Vorentwurf. Dieser läge für die Strecke auf dem Stadtgebiet Münster derzeit zur technischen Überprüfung bei den Fachministerien vom Bund und Land. In diesem Entwurf seien neben den technischen Details der Straßenplanungen auch die wichtigen Untersuchungen zum Lärmschutz, der Wassertechnik und der Auswirkungen auf die Ökologie enthalten, heißt es auf der Webseite von Straßen NRW. Gleichzeitig liefen die Vorarbeiten für den nächsten Schritt, das Planfeststellungsverfahren, welches eine wichtige Etappe zur Baugenehmigung oder auch Verhinderung des Vorhabens darstellt.

Zur Vorbereitung dieses nächsten Verfahrensschrittes, so Starßen NRW, werden seit Anfang 2022 die faunistischen Kartierungen aktualisiert. Biologen schauten sich über das gesamte Jahr den Untersuchungsraum an. Ebenfalls in diesem Jahr ist die Baugrunduntersuchung geplant. Für den zweiten Abschnitt ab Handorf in Richtung Telgte würden derzeit keine Planungsaktivitäten erfolgten, so die Straßenplaner im Netz.

Die Bürgerinitiative B 51 Handorf-Mauritz wehrt sich gegen den autobahnähnlichen Ausbau der Straßenverbindung zwischen Münster und Telgte.

Landwirt Jörg Schulze Buschhoff, er besitzt die Flächen an der Kreuzung in Handorf, die dem Straßenausbau weichen sollen, rechnet damit, dass der Bund seine Agrarflächen sogar enteignen würde. Seine Frau Victoria Schulze Buschoff erklärte am Sonntag gegenüber den Westfälischen Nachrichten: „Es ist ein Projekt, dass sich an veralteten Verkehrszahlen orientiert und so nicht mit der geplanten Mobilitätswende vereinbar ist“, sagt Schulze Buschoff. „Und natürlich ist es auch ein Wirtschaftsprojekt, was sich an den politischen Treibern dahinter erkennen lässt.“

„Wer will den überhaupt den Ausbau?“, fragte eine Teilnehmerin der Protestkundgebung. Diese Antwort fiel den Aktivist*innen vor Ort nicht einfach zu beantworten: „Das Projekt wird nur selten begrüßt. Wenn dann von Nutzern der Straße wie Logistikunternehmen oder Firmen, die viel auf der Straße transportieren.“

Steile Rampe bremst Radfahrer*innen mit Handicap

Das farblich Gekennzeichnete wird nach Fertigstellung der Überführung der B 51 in Handorf vom Bahnhof aus nicht mehr zu sehen sein.

Sigrid van Dornick vom Vorstand der BI verdeutlichte die gewaltigen Ausmaße der geplanten Maßnahme in Handorf. So würde der Straßenraum um 21 Meter in der Breite zunehmen. Der Damm für die Überführung der B 51 beginne schon 110 Meter vor der Bundesstraße. Zudem werde am Ortsausgang von Handorf ein Kreisverkehr geplant, der weitere Flächen fressen würde. „Die Überführung muss sechs Meter hoch sein, damit die Bahntrasse, falls sie später im Rahmen des S-Bahn-Konzeptes für das Münsterland einmal elektrifiziert werden sollte, genügend Freiraum nach oben hat. Dadurch ergibt sich, dass die Rampe eine Steigung von sechs Prozent haben wird“, so Sigrid van Dornick. „Die neue Brücke hat die gleiche Steigung wie die an der zukünftigen B 481. Viele Radfahrer*innen schaffen ohne technische Unterstützung diese Steigung nicht“, so Achim Specht.

Der kommissarische BI-Vorsitzende Achim Specht, Ratsherr der Grünen in Münster, erläuterte vor den ausgehängten Bildern immer und immer wieder die gewaltigen Ausmaße des von straßen.nrw geplanten Straßenbauprojekts.

Die Bürgerinitiative hofft auf breite Unterstützung und viele Anregungen mit dem Ziel der Verhinderung des Baus, wenn die Pläne öffentlich ausgelegt werden. Vom VCD Münsterland wird diese kommen, wie deren Vorsitzender Thomas Lins aus Warendorf bei der Protestkundgebung erklärte.

Aktionstag gegen Ausbau der B 51

Dezentrale Aktionstage „Mobilitätswende jetzt!“ des Bündnisses Verkehrsinitiativen

Die Bürgerinitiative BI B51 Handorf-Mauritz e. V. nimmt am Sonntag, dem 19. Juni 2022,  an bundesweiten dezentralen Aktionstagen des Bündnisses Verkehrsinitiativen teil. Die Aktionstage stehen unter dem Motto „Mobilitätswende jetzt!“.

Ausmasse der Straßenbauplanung erlebbar machen

Von 14 Uhr bis 18 Uhr werden an der Kreuzung Warendorfer Straße / Handorfer Straße (nahe dem Dehner Garten-Center) im Rahmen einer Informationsveranstaltung „plastisch“ die Ausmaße eines geplanten Ausbaus der Warendorfer Straße von Münster bis Handorf dargestellt. Neben den optischen Informationen wird es auf der Wiese am Handorfer Bahnhof jeweils zur vollen Stunde kurze Wortbeiträge zum aktuellen Stand der Ausbauplanung, zu der es aktuell noch keine Planfeststellung gibt, geben.

Ebenso wird zu den Zielen und den bisherigen Aktivitäten der Bürgerinitiative informiert. Auf der Wiese wird es ein Imbiss angeboten. Die BI hofft auf zahlreiche Besucher:innen der Informationsveranstaltung und anregende Gespräche zum Thema Mobilität für Handorf.

Am Samstag, 18. Juni 2022, wird es zudem von 11 Uhr bis 16 Uhr einen Infostand an der Handorfer Straße 1-3 geben.

Weitere Infos zum bundesweiten Bündnis Verkehrsinitiativen hier.

,V´on ,W´egen – Greenpeace-Aktive bekleben Verbrenner mit Warnhinweisen

Klimaschutz-Protest auch beim Münsteraner VW-Autohaus Senger

Bundesweit beklebten Greenpeace-Aktive am Samstag (5. Juni) Verbrenner mit Warnhinweisen. Die Umweltschützer*innen protestierten damit für mehr Klimaschutz und einen schnellen Verbrenner-Ausstieg bei Volkswagen. Auf dem Parkplatz des VW-Autohauses in der Hammer Straße bekleben sie ausgestellte Diesel und Benziner mit Botschaften wie „Von Wegen: Klima-Vorreiter“, „Von Wegen: just electric“ und „Von Wegen: sauber“. Die Aufkleber im DIN A3 Format waren umweltverträglich und rückstandsfrei ablösbar.

In einem offenen Brief fordern die Greenpeace-Aktiven VW-Chef Herbert Diess auf, die Entwicklung einer nächsten Verbrenner-Generation zu stoppen. „VWs Verkaufszahlen bringen die Scheinheiligkeit des Konzerns auf den Punkt“, sagt Eva Kintrup, Verkehrsexpertin der Greenpeace-Gruppe Münster. „Ein paar Elektroautos können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Volkswagen rücksichtslos weiter Verbrenner entwickelt und noch Jahrzehnte verkaufen will.“

Greenpeace Münster nahm am VW-Autohaus Senger an der bundesweiten Aktion ihres Vereins teil. (Fotos: Greenpeace Münster)

VW ist allein durch seine produzierten Autos für über ein Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Aktuell will der Konzern Milliarden in die Entwicklung einer neuen Plattform investieren, auf der noch millionenfach neue Diesel und Benziner bis mindestens 2040 verkauft werden sollen. Die Proteste von Greenpeace-Aktiven fanden am Samstag bundesweit in 31 Städten statt.

2020 waren über 95 Prozent der verkauften VW-Autos klimaschädliche Verbrenner

Volkswagen vertreibt seine Hausmarke maßgeblich über den stationären Handel. Hier entscheidet sich der klimafreundliche Umstieg auf Elektroautos: Die Beratung der Händler*innen beeinflusst entscheidend, welcher Antriebstechnologie Kund*innen vertrauen. Testgespräche von Greenpeace-Aktiven vor einigen Monaten zeigten, dass die Verkehrswende in den allermeisten VW-Autohäusern noch nicht angekommen ist: Das Verkaufspersonal riet mehrheitlich zum Kauf eines Verbrenners, einige warnten sogar ausdrücklich vor dem Kauf eines elektrischen ID.3. Unterschiedliche Provisionssysteme sorgen zudem dafür, dass Verbrenner-Verkäufe für VW-Autohäuser lukrativer sind als Verkäufe von Elektroautos. So treibt der Konzern mit seinem Verbrenner-Altgeschäft die Klimakrise voran: Von weltweit rund neun Millionen verkauften Autos im Jahr 2020 verbrennen bislang noch immer über 95 Prozent Öl.

Zwei gewonnene Klimaschutz-Klagen geben den Umweltaktivist*innen Rückenwind: Nach dem jüngsten Urteil des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts haben künftige Generationen ein Grundrecht auf wirksamen Klimaschutz. Zudem wurde der Ölkonzern Shell vergangene Woche von einem Gericht in Den Haag zu mehr Klimaschutz verpflichtet. Die Argumentation des Gerichts betrifft auch andere fossile Unternehmen wie Volkswagen: Die von VW in einem einzigen Jahr produzierten Autos verursachen über ihre Lebensdauer 582 Millionen Tonnen CO2. Das übersteigt die jährlichen Treibhausgas-Emissionen Australiens.

(Quelle: Pressemitteilung von Greenpeace Münster)

Protest gegen Ausbau der B 51

Der 1. Mai ist nicht nur Demonstrationstag der Arbeiter*innen sondern – nicht nur bei diesen – auch ein sehr beliebter Ausflugstag. In Münster nehmen die Menschen, falls nicht ein gefüllter Bollerwagen gezogen werden muss, natürlich die Leeze. Ziel sind auch in Coronazeiten die üblichen Kaffeewirtschaften, wie zum Beispiel die Pleister Mühle an der Werse. Dies nutzten die Mitglieder der Bürger*inneninitiative B 51 Handorf-Mauritz, um die unzähligen Radler*innen und sonstigen Besucher des Cafés im „To-go-Modus“ mit Informationen über den geplanten Ausbau der Straßenverbindung zwischen Mauritz und Telgte zu informieren.

Wald statt Asphalt

Viele Unterstützer*innen der Verkehrswende in Münster absolvierten auf Einladung der Münsteraner Gruppen Extinction Rebellion, BUNDjugend und Scientists for future sogar absichtlich eine „Politische Pättkestour unter dem Motto Wald statt Asphalt“ an die Werse. Dort hatten alle vier Vereinigungen gemeinsam ein tagfüllendes Programm mit Informationen, Musik und Gesprächen im Corona-Abstand organisiert.

Zur besten Kaffeezeit begeisterte Musikerin Anna Neuss mit ihrem Cello die Gäste. Die Pandemie verhinderte, dass zu den von ihr intonierten Tänzen die Menschen fröhliche Tanzrunden drehten.

Achim Specht

Der grüne Ratsherr Achim Specht, Mitglied der Bürger*inneninitiative B 51 Handorf-Mauritz, informierte direkt nach dem kleinen Open-Air-Konzert über den Sachstand zum „Schwachsinnsprojekt“ (Specht) Ausbau der B 51. Seit 2016 ist der Ausbau nach Beschluss des Deutschen Bundestages Teil des Bundesverkehrswegeplans (BVWP). „Insgesamt stehen rund 1000 geplante Maßnahmen in diesem Werk“, verdeutlichte Achim Specht, dass diese hohe Anzahl auch eine Chance auf die Verhinderung dieses Straßenbauprojektes beinhalte: „Weder vor – noch nach Corona ist genügend Geld vorhanden, um alle Planungen umzusetzen. Wenn der Widerstand gegen ein Straßenprojekt im BVWP vor Ort groß genug ist, wird es deshalb wahrscheinlich einfach hinten an gestellt.“ Er rief zur Unterstützung der Bürger*inneninitiative – auch durch Mitgliedschaft – auf, um bis zur Offenlegung möglichst viel Widerstand organisieren zu können.

BI verlangt komplette Neuplanung

Die Bürgerinitiative verlangt ein Neuplanung der gesamten Ostmünsterlandverbindung B 51 / 64n als Modellprojekt der Region für eine Verkehrswende. (Foto: Werner Szybalski)

Unser Ziel ist es, durch vielfältige und vernetzte Mobilitätsangebote den KFZ-Verkehr zu reduzieren und einen Gewinn an individuell gestaltbarer Mobilität mit Rad, Bus und Bahn zu erreichen. Daher fordern wir den Ausbaustopp und eine Neuplanung, heißt es auf dem Flyer der BI, den sie am Maifeiertag an die Passant*innen verteilten.