Wie in den Vorjahren wird auch in dieser Adventszeit Autonutzenden die Gelegenheit geboten, ihr Fahrzeug im Parkhaus am Coesfelder Kreuz abzustellen und mit Stadtbuslinien bis in die Altstadt zu gelangen. „Und das auch in diesem Jahr wieder zum Schleuderpreis, verglichen mit den Ticketpreisen für den ÖPNV“, meint Thomas Lins, Vorsitzender des umweltorientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD) im Münsterland.
Reklame für P&R am Coesfelder Kreuz. Foto: Thomas Lins
Fünf Euro kostet in der Adventzeit 2024 am Coesfelder Kreuz das ganztägige Parken inklusive Busfahrten für bis zu fünf Personen. „Doch wer innerhalb von Münster zu zweit in den Bus steigt, zahlt mit dem günstigsten Ticket für die Hin- und Rückfahrt schon vier Mal 2,30 Euro, also 9,20 Euro“, rechnet Patrik Werner, stellvertretender Vorsitzender des VCD, klar vor und betont: „Aus der Region ist das Bus- und Bahn-Fahren nach Münster noch erheblich teurer.“
Für den VCD ist damit das P&R-Angebot am Coesfelder Kreuz ein Fehlanreiz. „Es widerspricht dem Ziel, die Menschen zur Nutzung des bestehenden guten Verkehrsangebots der Regionalbusse und -bahnen zu motivieren“, stellt Thomas Lins fest und weist darauf hin, dass Münster der Mittelpunkt von 15 regionalen Bahn- und Buslinien ist. Lins: „Nahezu aus jedem Bereich des Umlands, sogar aus dem westlichen und östlichen Ruhrgebiet, aus Ostwestfalen und aus Enschede in den Niederlanden ist stündlich oder öfter die Fahrt bis Münster Mitte möglich.“
Nach Einschätzung des VCD Münsterland sei das Privileg nicht gerechtfertigt, ganztägig günstig zu parken und die Busse ohne weitere Kosten zu nutzen. Diejenigen, die innerhalb von Münster mit dem Bus oder Zug fahren, würden damit benachteiligt. Die Einschätzung zum neuerlichen Park & Ride-Angebot in Münster von Patrik Werner: „Eine Mobilitätswende sieht anders aus.“
Magazin für den öffentlichen Verkehr im Münsterland
Die bislang acht Ausgaben von Stadtbahn, dem Magazins für den öffentlichen Verkehr im Münsterland, sind auch als pdf veröffentlicht. Die einzelnen Ausgaben sind hier zu finden:
Bahnprivatisierung krachend gescheitert #08-01/25 (Inhalt: Fahrgastinteressen, Bahnprivatisierung – Desaster auf allen Gleisen, Bahn ist keine Schokoladenfabrik, NWL erwirbt Eurobahn, Überarbeitung des Eisenbahnkreuzungsgesetz ist überfällig, Kommunale Eisenbahn in der Grafschaft Bentheim, Kurzmeldungen, Im Martiniviertel werden Busse an den Rand gedrängt, Mehr Bahn im Münsterland, Deutschlandtarif, Bahnreform und Regionalisierung in Westfalen)
Bund stoppt Förderung für E-Busse #07-02/24 (Inhalt: Fahrgasträte, E-Bus-Förderung wird eingestellt, Bustaugliche Wege, Straßenbahn für Münster, Deutschlandticket für 58 €, Kurzmeldungen, Ringlinien sind zurück, Tag der Schiene, Letzte Tramfahrt vor 70 Jahren)
Nachhaltig seit 100 Jahren – Straßenbahn in Mailand #06-01/24 (Inhalt: Mangelnde Zusammenarbeit beim ÖPNV im Münsterland, Straßenbahn in Mailand, Drei Fragen an Prof. Dr. Wolfgang Seyferth zu Vor- und Nachteilen im ÖPNV, Straßenbahn für Münster, Essen baut die Citybahn, Kurzmeldungen, DeutschlandticketMetrobuskonzept gekippt, Feldbahnmuseum in Rheine-Gellendorf, WLE-Reaktivierung)
Stillstand beim Metrobus #05-03/23 (Inhalt: Metrobus – Gummi statt Schiene, VCD fordert Busspur um die Altstadt, Busangebot in Münster gekürzt, mehr Subunternehmer – schleichende Privatisierung bei den Stadtwerken, Werkstattgespräch – S-Bahn ist ein Provinzprojekt, Neubau: Ein Fern- statt zwei Umsteigebähnhöfe für Münster, Sicherheit im Nachtbus, Deutschlandticket in Westfalen, Geld für Schnellbusse, Reaktivierung: Haltepunkt in Roxel, Kurzmeldungen)
Die S-Bahn-Lüge #04-02/23 (Inhalt: Die S-Bahn-Lüge, Neue Umsteigebahnhöfe in Münster, Westliches Münsterland – von der Schiene abgehängt, Busverkehr in Münster-Nord, Ringlinien werden weiterhin nicht bedient, Kurzmeldungen)
Fahrgäste protestieren #03-01/23 (Inhalt: Fahrgastbeirat – Lizenz zum Meckern, Reaktivierung der WLE-Strecke, Fahrgäste aus Coerde protestieren, Metrobus statt Stadtbahn, Deutschlandticket, Pro Bahn Münsterland, KSB 248 – Radstrecke statt Schiene, Straßenbahn für Münster, Kurzmeldungen)
S-Bahn im Münsterland #03-02/22 (Inhalt: S-Bahn Münsterland, Herzstück WLE, Finanzknappheit im Nahverkehr, Ökostrom statt Diesel im Busverkehr, Nahverkehr mit Rikschas wird schlecht angenommen, Gleise im Bahnhof Münster-Ost liegen noch, Kurzmeldungen)
Luxemburg fährt Tram #01-01/23 (Inhalt: Luxemburg – Nulltarif und Schiene, Straßenbahn in Münster, Ökoflitz bringt Kids in Grüne, Wandern mit dem Bus, 9-Euro-Ticket, Stadtbahn-Ringlinie für Gievenbeck, Kurzmeldungen)
Mit LOOPmünster probieren die Stadtwerke seit 2020 aus, wie sich On-Demand-Mobilität in das Nahverkehrssystem in Münster Süden einfügt und welche Fortschritte bei der Mobilitätswende sich damit erzielen lassen. Die Kleinbusse fahren ohne feste Fahrpläne und Linienwege, gebucht werden sie ganz einfach per App. Bei den Fahrgästen erfreut sich LOOPmünster großer Beliebtheit: Insgesamt fast 450.000 Fahrgäste haben das System bereits genutzt, aktuell fahren 500 Fahrgäste am Tag mit. „Für die Mobilitätswende brauchen wir mehr als nur große Busse und Züge. Dazu gehören auch Carsharing, E-Scooter oder eben flexible Kleinbusse. LOOPmünster startet nun in eine neue Projektphase, in der wir ausprobieren, wie sich geänderte Rahmenbedingungen auswirken“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Gäfgen, dessen Vertrag der Rat der Stadt Münster am vergangenen Mittwoch bis 2029 verlängert hat.
Neue App muss installiert werden
Durch die nächste Projektphase ändert sich auch für die Fahrgäste etwas. Ab Dienstag, 28. März, können sie LOOPmünster nur noch über eine neue App buchen. Diese heißt LOOPmünster und ist kostenlos in den Appstores zu finden, auch in der alten App sowie unter www.loop-muenster.de finden sich die Links dorthin. Die bisherige App funktioniert ab dem 28. März nicht mehr. Grund dafür ist ein Anbieterwechsel beim Hintergrundsystem, das Buchungen verwaltet, optimale Fahrwege errechnet und vieles mehr. Der bisherige Anbieter hat den Betrieb eingestellt, daher waren die Stadtwerke gezwungen, auf ein neues System umzustellen.
LOOP-Fahrten kosten bald 1 € extra
Diese Änderung nutzen die Stadtwerke auch, eine bereits länger geplante Änderung umzusetzen: Ab dem 28. März fällt für die Fahrt mit LOOPmünster ein Aufpreis von einem Euro pro Fahrgast an. Davon ausgenommen sind schwerbehinderte Menschen mit Ausweis und Wertmarke sowie Kinder unter sechs Jahren. Ein gültiges Ticket oder Abo ist darüber hinaus weiterhin erforderlich. „Unser Auftrag ist es, mit LOOPmünster auszuprobieren, wie wir ein solches System in Münster langfristig etablieren können. Wir möchten zum Beispiel herausfinden, ob der höhere Komfort gegenüber einer Busfahrt – der auch mit höheren Betriebskosten einhergeht – den Fahrgästen einen Aufpreis wert ist und wie sich dieser auf die Nutzung und Verfügbarkeit der Kleinbusse auswirken. Auch andere Städte experimentieren bereits mit einem solchen Aufpreis“, erklärt Projektleiter Phil Rose. Die nur sehr selten genutzte Telefonbuchung wird ab dem 28. März eingestellt, die Kleinbusse können dann nur noch über die App bestellt werden. Die Stadtwerke bieten in diesem Zuge Schulungen zur App an, nähere Informationen dazu finden sich auf www.loop-muenster.de. Beide Änderungen sind bereits im letzten Jahr vom Rat der Stadt Münster beschlossen worden.
LOOPmünster geht ins vierte Jahr
Ursprünglich war geplant, LOOPmünster drei Jahre lang zu testen. Dafür erhalten die Stadtwerke Fördergelder in Höhe von fünf Millionen Euro vom Land NRW und drei Millionen Euro von der Stadt Münster. Da die Stadtwerke unter anderem während der Coronazeit, als weniger Fahrgäste unterwegs waren, die damit verbundenen Einsparpotenziale konsequent genutzt haben, kommen sie mit diesen Mitteln ein Jahr länger aus – und haben sich vom Land die Freigabe für ein viertes Jahr geben lassen. „Das bedeutet, dass LOOPmünster bis Herbst 2024 gesichert ist – ohne zusätzliche Kosten für Stadt und Land. Diese Zeit werden wir nutzen, um gemeinsam mit der Stadt eine Nachfolgelösung zu suchen. Sie muss praktikabel und finanzierbar sein, der Vorteil für die Mobilitätswende erkennbar“, sagt Frank Gäfgen.
Räumliche Beschränkung bleibt bestehen
Unverändert bleibt das Bediengebiet von LOOPmünster, das Hiltrup, Amelsbüren mit weiten Teilen der Davert, Berg Fidel, die Gewerbegebiete am und Loddenheide sowie die östlichen Teile von Mecklenbeck umfasst. Auch die Fahrerinnen und Fahrer bleiben den Kleinbussen erhalten. Für die wissenschaftliche Begleitforschung ist die FH Münster verantwortlich.
Die Bürgerinitiative B 51 Handorf-Mauritz hat sich viel Arbeit gemacht. Am vergangenen Sonntag (19. Juni 2022) demonstrierte die BI mit Flatterbändern und aufsteigenden Luftballons, welche unglaublichen Ausmaße der Ausbau der Bundesstraße von Münster nach Telgte am Handorfer Bahnhof einnehmen soll. Die Aktion fand vernetzt im Rahmen der bundesweiten dezentralen Aktionstage des Bündnisses Verkehrsinitiativen mit dem Thema „Mobilitätswende jetzt!“ statt.
Die großen roten Luftballons zeigen die zukünftige Höhe der Verbindung von Handorf zum möglicherweise später reaktivierten DB-Haltepunkt an der B 51 an. (Fotos: Werner Szybalski)
„Der Ausbau hier im Handorfer Gebiet ist noch nicht planfestgestellt“, erklärte Achim Specht, Sprecher der BI, gleich zu Beginn der Kundgebung am ehemaligen Handorfer Bahnhof: „Also können wir noch etwas tun!“ Die Chance den Ausbau der B 51 noch zu stoppen, hält Specht für nicht unwahrscheinlich. Einerseits hätten die Gemeinderäte in Münster, Telgte, Ostbevern, Warendorf und Beelen sich gegen den Ausbau ausgesprochen und andererseits ging dem Bund das Geld für die im milliardenschweren Bundesverkehrswegplan veranschlagten Projekte aus. Seine Hoffnung sei, dass der Widerstand an der B 51 Wirkung zeige, so dass die Bundesregierung und das Verkehrsministerium das Projekt nach hinten schieben. Möglichst bis es aus dem Verkehrswegeplan rausfällt.
Straßen NRW legt Vorentwurf vor
Für den ersten Bauabschnitt zwischen Münster und Handorf gibt es bereits von Straßen NRW, die im Auftrag des Bundes planen, einen Vorentwurf. Dieser läge für die Strecke auf dem Stadtgebiet Münster derzeit zur technischen Überprüfung bei den Fachministerien vom Bund und Land. In diesem Entwurf seien neben den technischen Details der Straßenplanungen auch die wichtigen Untersuchungen zum Lärmschutz, der Wassertechnik und der Auswirkungen auf die Ökologie enthalten, heißt es auf der Webseite von Straßen NRW. Gleichzeitig liefen die Vorarbeiten für den nächsten Schritt, das Planfeststellungsverfahren, welches eine wichtige Etappe zur Baugenehmigung oder auch Verhinderung des Vorhabens darstellt.
Zur Vorbereitung dieses nächsten Verfahrensschrittes, so Starßen NRW, werden seit Anfang 2022 die faunistischen Kartierungen aktualisiert. Biologen schauten sich über das gesamte Jahr den Untersuchungsraum an. Ebenfalls in diesem Jahr ist die Baugrunduntersuchung geplant. Für den zweiten Abschnitt ab Handorf in Richtung Telgte würden derzeit keine Planungsaktivitäten erfolgten, so die Straßenplaner im Netz.
Die Bürgerinitiative B 51 Handorf-Mauritz wehrt sich gegen den autobahnähnlichen Ausbau der Straßenverbindung zwischen Münster und Telgte.
Landwirt Jörg Schulze Buschhoff, er besitzt die Flächen an der Kreuzung in Handorf, die dem Straßenausbau weichen sollen, rechnet damit, dass der Bund seine Agrarflächen sogar enteignen würde. Seine Frau Victoria Schulze Buschoff erklärte am Sonntag gegenüber den Westfälischen Nachrichten: „Es ist ein Projekt, dass sich an veralteten Verkehrszahlen orientiert und so nicht mit der geplanten Mobilitätswende vereinbar ist“, sagt Schulze Buschoff. „Und natürlich ist es auch ein Wirtschaftsprojekt, was sich an den politischen Treibern dahinter erkennen lässt.“
„Wer will den überhaupt den Ausbau?“, fragte eine Teilnehmerin der Protestkundgebung. Diese Antwort fiel den Aktivist*innen vor Ort nicht einfach zu beantworten: „Das Projekt wird nur selten begrüßt. Wenn dann von Nutzern der Straße wie Logistikunternehmen oder Firmen, die viel auf der Straße transportieren.“
Steile Rampe bremst Radfahrer*innen mit Handicap
Das farblich Gekennzeichnete wird nach Fertigstellung der Überführung der B 51 in Handorf vom Bahnhof aus nicht mehr zu sehen sein.
Sigrid van Dornick vom Vorstand der BI verdeutlichte die gewaltigen Ausmaße der geplanten Maßnahme in Handorf. So würde der Straßenraum um 21 Meter in der Breite zunehmen. Der Damm für die Überführung der B 51 beginne schon 110 Meter vor der Bundesstraße. Zudem werde am Ortsausgang von Handorf ein Kreisverkehr geplant, der weitere Flächen fressen würde. „Die Überführung muss sechs Meter hoch sein, damit die Bahntrasse, falls sie später im Rahmen des S-Bahn-Konzeptes für das Münsterland einmal elektrifiziert werden sollte, genügend Freiraum nach oben hat. Dadurch ergibt sich, dass die Rampe eine Steigung von sechs Prozent haben wird“, so Sigrid van Dornick. „Die neue Brücke hat die gleiche Steigung wie die an der zukünftigen B 481. Viele Radfahrer*innen schaffen ohne technische Unterstützung diese Steigung nicht“, so Achim Specht.
Der kommissarische BI-Vorsitzende Achim Specht, Ratsherr der Grünen in Münster, erläuterte vor den ausgehängten Bildern immer und immer wieder die gewaltigen Ausmaße des von straßen.nrw geplanten Straßenbauprojekts.
Die Bürgerinitiative hofft auf breite Unterstützung und viele Anregungen mit dem Ziel der Verhinderung des Baus, wenn die Pläne öffentlich ausgelegt werden. Vom VCD Münsterland wird diese kommen, wie deren Vorsitzender Thomas Lins aus Warendorf bei der Protestkundgebung erklärte.