Gelebte Solidarität

Lords Peace Foundation verteilt am Bremer Platz Speisen

Am frühen Samstagnachmittag kam etwas Unruhe in der Szene am Bremer Platz hinter dem Hauptbahnhof auf. Grund war eine von den sich dort treffenden Menschen unerwartete Aktion der Lords Peace Foundation Germany / Ghana. „Wir möchten den Menschen eine kleine Freude machen und unterstützen sie mit etwas Essen“, erklärte Tahirou Oppong, Leiter des in Münster eingetragenen Vereins Lords Peace Foundation. Gemeinsam mit einigen Mitgliedern und unterstützt von den Stellvertretenden Vorsitzenden des Integrationsrates, Clarissa Naujok und Ismet Nokta, überreichte die Gruppe gut und hygienisch verpackte Lebensmittel an die sich regelmäßig auf dem Bremer Platz versammelnden Menschen.

Die Lords Peace Foundation Münster ist eine 2018 gegründete christliche Gemeinschaft, die unter anderem medizinisch-technisches Material für Ghana zur Verfügung stellt. Der Pastor der Gemeinde, Tahiloo Oppong, der per Email erreichbar ist, betonte: „Wir haben unseren Brüdern unsere Liebe gezeigt. Denen, die in unserer Gesellschaft abgelehnt werden. Wir müssen uns um die Bedürftigen kümmern.“

Die Menschen auf dem Bremer Platz freuten sich über die verteilten Speisen. (Foto: privat)

„Genug ist genug – Rassismus stoppen“

Clarissa Naujok demonstriert erneut vor dem Rathaus

Clarissa Naujok, 3. Stellvertretende Vorsitzende des Intergrationsrates (IR) der Stadt Münster, ist ziemlich angefressen. In einer Videokonferenz des Integrationsrates am Dienstagabend (11. Mai 2021) wurde sie von der IR-Vorsitzenden Maria Salinas, so berichten Teilnehmer*innen, erneut unter Stress gesetzt. Naujok, Mitglied der Liste „AAA – Anerkennung für alle Ausländer“ ging am Mittwochnachmittag zum zweiten Mal öffentlich vor dem Rathaus am Prinzipalmarkt gegen den Rassismus in unserer Stadt auf die Straße.

Gemeinsam demonstrierten Pauline Njang (v. l.), Sisir Gupta, Clarissa Naujok und Tony Nkemjika gegen Rassismus in Münster. (Foto: Werner Szybalski)

„Clarissa Naujok wurde gleich zu Beginn von der Vorsitzenden des Intergrationsrates mit Fragen überschüttet. Es glich eher einem Polizeiverhör“, berichtete ein*e Teilnehmer*in von der Videokonferenz einiger Mitglieder des Integrationsrates der Stadt am vergangenen Dienstagabend. Hintergrund der „Befragung“ war eine kleine Demonstration von Clarissa Naujok und ihrer Liste im April. Über die Demo hatte ich in einem Artikel im Münsterschen Online-Magazin „Die Wiedertäufer“ berichtet. Im Beitrag „Knatsch im Integrationsrat“, der am 22. April online gegangen war, berichtete ich insbesondere über den Führungsstil der neuen IR-Vorsitzenden Maria Salinas.

Ihre dritte Stellvertreterin, Clarissa Naujok, ärgerte sich sehr über die Befragung in der Videokonferenz. „Ich möchte, dass die Vorsitzende mit den drei Stellvertretern zusammenarbeitet. Dies wird uns aber von ihr verwehrt. Hinzu kommen weitere Vorfälle, die ich als Ausgrenzung empfinde“, verdeutlicht Najouk. Sogar das Wort Rassismus fiel in diesem Zusammenhang.

Zweite Demo vor dem Rathaus

Clarissa Naujok demonstrierte am Mittwoch erneut vor dem Rathaus. Auch wenn sie als Stellvertretende Vorsitzende im Mittelpunkt dieser Aktionen steht, betont Clarissa Naujok: „Beide Demonstrationen waren mit meiner Gruppe abgestimmt. Auch Jo Itor war dafür und wollte möglichst kommen.“ Dies ist Naujok wichtig, weil in der IR-Videokonferenz Maria Salinas, wie ein*e unbeteiligte Teilnehmer*in mir bestätigte, versucht hatte, die Demonstration von Clarissa Naujok als eine mit ihrer Liste nicht abgesprochene Einzeldemonstration von ihr darzustellen.

Der Gründer und Kopf der Liste „Anerkennung für alle Ausländer“, Sisir Gupta, war allerdings bei beiden Demonstrationen dabei. Dies alles, obwohl er selbst dem IR nicht mehr angehört. Auch am Mittwochnachmittag war Naujouk nicht allein mit Gupta vor dem Rathaus. Das stellvertretende IR-Mitglied Tony Nkemjika und die Nachrückerin Pauline Njang demonstrierten ebenfalls. Das IR-Mitglied Joseph Naseri Itor von der AAA-Liste war allerdings nicht da. „Er steht aber zu unserer Aktion“, versicherte Clarissa Naujok.

Schwarze Passant*innen solidarisieren sich spontan

Obwohl es der Gruppe insbesondere um ein besseres Miteinander im Integrationsrat beziehungsweise in dessen Führung geht, machten sie auf ihren Plakaten deutlich, dass Schwarze und People of Color (PoC) in Münster stark unter Rassismus zu leiden hätten. Dies drückten ihre Plakate klar aus, was dazu führte, dass sich am Mittwoch spontan Schwarze Passant*innen der Demonstration anschlossen.

„Genug ist genug – wir müssen den Rassismus stoppen“, fordert Clarissa Naujok gemeinsam mit ihrer Liste, mehr Respekt für Schwarze und PoC in Münster – insbesondere natürlich im Integrationsrat.

Eine Straße für May Ayim

Bündnis fordert Straßenbenennung in Münster

May Ayim, die 1996 in Berlin verstorbene Lyrikerin und Aktivistin für die Rechte der Schwarzen in Deutschland, wäre am vergangenen Montag 61 Jahre alt geworden. May Ayim wuchs in Münster auf und machte an der Friedensschule Abitur. Nach Studium in Regensburg und Berlin wurde May Ayim für ihre Gedichte und für ihr Engagement bei der Gründung der bundesweiten Initiative Schwarze Menschen in Deutschland bekannt.

Am Geburtstag von May Ayim startete die Gruppe May Ayim Ring gemeinsam im Bündnis mit den Zugvögeln Münster, dem Arbeitskreis Afrika (AKAFRIK), Vamos und dem Verein Grevener 31 den zweiten Versuch, eine Straße nach der Vorkämpferin für Afro-Deutsche und Schwarze in Deutschland zu benennen.

Zugvögel wollen Umbenennung des Kaiser-Wilhelm-Rings

Im Frühjahr hatten die Zugvögel Münster vorgeschlagen, den Kaiser-Wilhelm-Ring in May-Ayim-Ring umzubenennen. Diese Forderung unterstützt das Bündnis. Werner Szybalski von der Münsterliste erklärte zum Auftakt der Kundgebung an der Warendorfer Straße allerdings: „Wissend, dass es eine zielgerichtete Diskussion zur Entfernung belasteter Straßennamen in Münster gibt, möchten wir heute aufzeigen, dass wir der Ansicht sind, dass in Münster mit einem Straßennamen den Schwarzen Menschen Respekt und Anerkennung gezollt werden sollte. Uns ist wichtig, dass in der laufenden Diskussion zu Straßenumbenennungen in Münster die Schwarzen Münsteraner*innen berücksichtigt werden. May Ayim erscheint uns eine richtige Wahl. Welche Straße es nachher wird, ist dabei für uns von geringerer Bedeutung.“

Schwarze leiden unter Alltagsrassismus

Clarissa Naujok, Dritte Stellvertretende Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Münster, gab einen Einblick in die Lebenswirklichkeit Schwarzer Menschen in Münster: „Das Leben ist für Schwarze in unserer Stadt leider noch immer von Rassismus stark beeinträchtigt. Ich selbst erlebe dies sogar im Integrationsrat der Stadt.“ Sie unterstützt die öffentliche Ehrung von May Ayim durch eine Straßenbenennung, weil es auch ein Zeichen zur Anerkennung der Lebensleistung Schwarzer in Deutschland sei.

Mit der kolonialer Vergangenheit auseinandersetzen

Thomas Siepelmeyer vom Arbeitskreis Afrika verband die vielen rassistischen Erfahrungen Schwarzer in Münster mit der Geschichte des deutschen Kolonialismus. Es würde viel zu viel an Militaristen und Kolonialisten als an die Opfer gedacht. Dies gelte auch für Denkmäler und Straßennamen.

Die Zugvögel Münster, Initiator*innen der Umbenennung des Kaiser-Wilhelm-Rings, verdeutlichten: „Wir fordern, dass sich die Stadt Münster umfassend mit ihrer kolonialen Vergangenheit auseinander setzt und diese aktiv aufarbeitet.“

Unrast-Verlag veröffentlicht Werke von und über May Ayim

Die Auftaktveranstaltung am Kaiser-Wilhelm-Ring wurde mit Livemusik von Fari Hadipour und Daniel eingerahmt. Im Münsteraner Unrast-Verlag werden im August Werke von May Ayim, darunter auch „Blues in Schwarz weiß“ neu aufgelegt. Auch ein biographisches Buch über May Ayim, herausgegeben von Ika Hügel-Marshall, soll im Sommer erscheinen.

Knatsch im Integrationsrat

Die Wiedertäufer haben einen Beitrag von mir zum Demokratiedefizit im Intergrationsrat der Stadt Münster veröffentlicht. Hier der Link zum Originaltext. Unten ein Auszug:

Eigentlich hätte der Integrationsrat (IR) der Stadt Münster derzeit allen Grund zu feiern. Fast genau vor 36 Jahren, am 21. April 1985, wurde der erste Ausländerbeirat, der Vorgänger des Integrationsrates, in Münster gewählt. Doch statt Schampus gibt es derzeit lange Gesichter in dem 27-köpfigen politischen Gremium, das in Münster die Interessen der Menschen mit Migrationsvorgeschichte vertreten soll. … [weiterlesen]