Der (fast) vergessene Fußballstar aus Münster

Alexander Heflik liest aus seinem Buch „Erwin Kostedde“

Erwin Kostedde, der erste Schwarze im Dress der deutschen Fußballnationalmannschaft, ist Münsteraner. Er wuchs am Laerer Landweg im Osten Münsters aus. Seine ersten Fußball-Schritte machte der Kicker auf dem Rasen des SC Münster 08. Der Durchbruch gelang Kostedde aber beim TuS Saxonia Münster, wo unter anderem Preußen-Legende Felix „Fiffy“ Gerritzen ihn trainierte. Logisch, dass Erwin Kostedde später vom Kanal an die Hammer Straße wechselte und dort erstmals einen Adler auf der Brust trug. In zwei Regionalligaspielzeiten wurde Kostedde 35 Mal eingesetzt und erzielte für den SC Preußen Münster achtzehn Tore.

Torschützenkönig in Belgien

Sein weiterer Fußballweg führte ihn nach Duisburg, wo er ein Jahr in der Bundesliga für den MSV Duisburg auflief. Weiter ging es zum belgischen Erstligisten Standard Lüttich. 1971 wurde der Münsteraner mit 26 Treffern Torschützenkönig in Belgien.

Seine Rückkehr nach Deutschland führte Erwin Kostedde nach Hessen, wo er großen Anteil am Aufstieg von Kickers Offenbach in die Bundesliga hatte. Er ist bis heute Rekordbundesligatorschütze der Kickers, deren Anhänger ihm zu Ehren das Fanzi am Bieberer Berg in Offenbach „Erwin“ taufen.

Über Hertha BSC Berlin führte Kostedde der Weg zurück nach Westfalen. 1976 spiele er für den BVB aus Dortmund. zu Borussia Dortmund. Es folgte ein Vertrag beim Zweitligisten Union Solingen, von dem Kostedde zum abstiegsbedrohten französischen Erstligsten Stade Laval wechselte. Mit seinen Treffern wurde er zuerst „Retter“ des Vereins und später, gemeinsam mit dem Argentinier Delio Onnis von AS Monaco, sogar Torschützenkönig der Ligue 1. Anfang der 80er Jahre ging es noch einmal zurück in die Bundesliga, denn Erwin Kostedde stieg mit Werder Bremen aus der Zweiten in die Erste Bundesliga auf. Seine aktive Karriere als Fußball-Profi beendete Erwin Kostedde 1983 mit 37 Jahren beim VfL Osnabrück.

Lesung beim TuS Saxonia Münster

Heute lebt Erwin Kostedde, der erster Schwarze im deutschen Nationaltrikot, zurückgezogen in Everswinkel. Der Sportchef der Westfälischen Nachrichten, Alexander Heflik, hat in diesem Jahr beim Werkstatt Verlag ein Buch über Erwin Kosteddes Leben veröffentlicht. Es ist so gut, dass es von der Deutschen Akademie für Fußballkultur zum Fußballbuch des Jahres 2021 nominiert wurde.

Alexander Heflik, Sportchef der Westfälischen Nachrichten. (Foto: Uli Schaper)

Aus diesem Werk wird Alexander Heflik am Donnerstag, dem 28. Oktober, um 19 Uhr beim TuS Saxonia Münster (August-Schepers-Straße 20 in 48155 Münster) auf Einladung des May Ayim Ring lesen. Mit der Veranstaltung soll auch der erfolgreichste Schwarze Münsteraner geehrt werden. Wegen der Corona-Bedingungen ist eine Anmeldung per Email an Heflik@may-ayim-ring.org erforderlich.

Volt-Ratsgruppe besucht SC Preußen Münster

SCP-Präsident Christoph Strässer zeigt Ratsgruppe das Preußen-Gelände

Am Dienstag (29. Juni) machte sich die Ratsgruppe Volt einen Eindruck vom derzeitigen Preußenstadion und den geplanten Maßnahmen. SCP-Vereinspräsident Christoph Strässer und Fanbeirat Burkhard Brüx nahmen die Führung über das Gelände vor. Mit dabei die Volt-Ratsmitglieder Helene Goldbeck und Tim Pasch sowie aus dem Sportausschuss Sebastian Schlusen und Marlene Elsässer, Martin Grewer aus dem Bereich Verkehr und Referent Tim Priggemeyer.

Während sich die Ratsgruppe vor und auf der Tribüne über selbige informierte, gab es auch einen Austausch zur Erreichbarkeit der Anlage. Die Mobilitätsstation und die perspektivische Errichtung des Bahnhaltepunkts nahe des Stadions stießen dabei auf großes Interesse. Weiteres Thema war zudem die Jugendarbeit und die verbandsseitigen Hürden.

Volt will offenen und lösungsorientierten Austausch

Die derzeit nicht genutzte Westtribüne (oben rechts) des Preußen-Stadions soll zunächst abgerissen werden. (Foto: Werner Szybalski)

Schon lange beschäftigt die Sanierung des in die Jahre gekommenen Preußenstadions die Stadt, den Verein und insbesondere den Rat. Dieser hat zuletzt, auch mit den Stimmen von Volt, den Abriss der Westtribüne beschlossen. Dies ist ein erster Schritt hin zur Sanierung, aber auch ein erster Blick auf den Unterbau der Tribüne, dessen Zusammensetzung derzeit noch unbekannt ist und eine präzise Kostenschätzung erschwert. Mit den neuen Erkenntnissen solles dann zügig in die Detailplanung gehen. Wichtige Kriterien sind dabei Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und ein Mehrwert für die Stad tund ihre Bevölkerung. Die kommenden Beratungen werden die Möglichkeiten für das Stadion aufzeigen. Im Hinblick auf den langen Stillstand in der Weiterentwicklung des Stadions strebt Volt einen offenen und lösungsorientierten Austausch an.

Quelle: Pressemitteilung der Volt-Ratsgruppe

„Zwischen Erfolg und Verfolgung“ – jüdische Sportler bis 1933 und danach

Oberbürgermeister Markus Lewe (v. l. n. r.), Sharon Fehr, der Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster, Christoph Strässer, Präsident des SC Preußen Münster, und Kurator Dr. Henry Wahlig bei der Ausstellungseröffnung. (Foto: Stadt Münster/MünsterView.)

Ausstellung mit überlebensgroßen Sportler*innen-Silhouetten auf dem Überwasserkirchplatz

Kugelstoßen, Diskuswurf, Weitsprung – das waren Lilli Henochs Disziplinen. Zehnmal wurde sie in den 1920er-Jahren Deutsche Meisterin, war eine gefeierte Leichtathletin, die mehrere Weltrekorde brach und leitend tätig war im Berliner Sport-Club. Mit dem Aufkommen der Nationalsozialisten wendete sich das Blatt für die erfolgreiche jüdische Sportlerin. 1933 wurde sie vom Verein ausgeschlossen, fand später gerade noch eine Anstellung als Turnlehrerin einer jüdischen Schule. 1942 wurde sie erschossen – noch während eines Transportes in das Ghetto von Riga. 42 Jahre alt war Lilli Henoch da.

Bewegende Biografien von 17 herausragenden deutsch-jüdischen Sportlern erzählt die Wanderausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung. Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach„. Aufgebaut ist sie bis zum 25. Juli auf dem Überwasserkirchplatz. Überlebensgroße Silhouetten erinnern dort an das Leben der Nationalspieler, Welt- und Europameister, Olympiasieger und Rekordhalter, an ihre Verdienste für den Sport – und an die Zeit, in der sie Opfer des Rassenwahns der nationalsozialistischen Gesellschaft wurden. Das Friedensbüro von Münster Marketing hat die Ausstellung des Zentrums Deutsche Sportgeschichte e.V. (Berlin) gemeinsam mit einem breiten Netzwerk von Partnern nach Münster geholt. Mitten in der Innenstadt wird sie zu einem Ort des Innehaltens und Nachdenkens – ein Stolperstein, der ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte aufschlägt, aber auch in die Gegenwart weist und für Toleranz und Freiheit wirbt.

Vielfältiges Rahmenprogramm

Denn nur, weil sie Juden waren, wurden die vorgestellten Frauen und Männer aus ihren Vereinen ausgeschlossen, Titel wurden ihnen aberkannt. Dem deutschen Fußballpionier Walther Bensemann, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, blieb wie vielen anderen nur die Flucht. Der Fußballnationalspieler Julius Hirsch wurde deportiert und ermordet. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketball-Nationaltrainer. Die Ausstellung bietet mit der Schwimmerin Sarah Poewe aber auch einen Ausblick: Als erste jüdische Athletin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gewann sie 2004 in Athen eine olympische Medaille für Deutschland.

Begleitend zur Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ bieten die Veranstalter und Kooperationspartner ein vielfältiges Rahmenprogramm an. Im Werkstattgespräch „Überdehnen und Verbiegen“ geht es um Körper- und Führerkult in der NS-Zeit (1. Juli), in einer Podiumsdiskussion um Jüdischen Sport in Deutschland und im Münster der 1930er-Jahre (5. Juli). Ein Workshop schlägt den Bogen in die heutige Zeit und tritt ein gegen Ausgrenzung im Sport (13. Juli). Alle Infos und Termine finden sich online unter www.stadt-muenster.de/tourismus/startseite.html.

Umfangreiche Kooperation

Veranstalter der Ausstellung sind der SC Preußen Münster, Gegen Vergessen Für Demokratie Münsterland, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster, der Stadtsportbund Münster, das katholische Stadtdekanat Münster, der Evangelische Kirchenkreis Münster und das Friedensbüro bei Münster Marketing.Die Ausstellung findet statt in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Münster, dem Geschichtsort Villa ten Hompel, dem FANport Münster, dem Fanprojekt Preußen Münster, der Kirchengemeinde Liebfrauen-Überwasser, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, dem Verein Spuren Finden, dem Stadtarchiv Münster und dem Projekt „Sport, Sprache, Integration“ beim Amt für Schule und Weiterbildung der Stadt Münster.

Zitate zur Ausstellungseröffnung

„Zwischen Erfolg und Verfolgung. Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ am Freitag, 25. Juni, 15 Uhr:

Oberbürgermeister Markus Lewe: „Jüdisches Leben in Deutschland ist nicht nur ein Thema für das Museum. Jüdisches Leben ist nichts Fremdes, sondern war schon immer Teil unserer Gesellschaft, es gehört zu uns und das wollen wir sichtbar machen. Unter anderem mit dieser Ausstellung holen wir es sprichwörtlich in die Mitte unserer Stadt. Thema der Ausstellung ist der Sport. Sie zeigt, wie es auch hier zu Ausschluss, Diskriminierung und Verfolgung gekommen ist und immer noch kommt. Die Ausstellung zeigt aber auch, wie Sport Menschen aktiv und spielerisch zusammenbringen und somit verbinden kann.“

Sharon Fehr, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster: „Die Bedrohung jüdischer Menschen hat nach 1945 nicht aufgehört. 76 Jahre nach dem Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus müssen jüdische Schulen und jüdische Trainingsstätten von Sicherheitsdiensten bewacht werden, finden jüdische Gottesdienste und Feiern unter Polizeischutz statt und sind Bedrohungen wieder alltäglich. Warum haben wir zugelassen, dass es so weit kommt?“

Christoph Strässer, Initiator der Ausstellungsumsetzung in Münster und Präsident des SC Preußen Münster: „Die Ausstellung beschreibt eindrucksvoll und bewegend die Geschichte junger Menschen, die aufgrund einer einzigen Tatsache in einem totalitären System verfolgt und letztendlich ihrer Menschenwürde beraubt wurden: sie waren Juden. Und es zeigt für uns, gerade auch in der aktuellen Debatte: Rassismus und Antisemitismus dürfen keinen Platz finden in unserer Gesellschaft; und schon gar nicht im Sport. Denn Sport soll verbinden – und nicht trennen.“

Dr. Henry Wahlig, Kurator der Ausstellung und Leiter Kultur- & Veranstaltungsprogramm DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum gGmbH: „Ich freue mich sehr, dass die Wanderausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ in diesem Jahr in Münster – der Stadt in der ich aufgewachsen bin – zu sehen ist. Ich hoffe, dass viele Münsteranerinnen und Münsteraner die Gelegenheit nutzen werden, die Ausstellung zu besuchen, sich mit den Biographien dieser großartigen Sportlerinnen und Sportler zu beschäftigen und sich mit den Themen Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft und im Sport auseinanderzusetzen.“

Quelle: Pressemitteilung der Stadt Münster (25. Juni 2021, 16:27 Uhr)