Neue, gute Bücher

Packender Blick auf das Sportland NRW

Von Werner Szybalski

Der Sportchef der Westfälischen Nachrichten, Alexander Heflik, und der Politikwissenschaftler und Sportfunktionär Michael Schmitz – beide aus Münster – haben sich intensiv mit dem Sportland Nordrhein-Westfalen auseinandergesetzt. Sie haben, offensichtlich über Jahre oder Jahrzehnte, Fakten gesammelt, persönliche Geschichten aus dem Sport in NRW ausgegraben, die Sportpolitik – dies allein beschert dem Buch schon Alleinstellungscharakter – des Bundeslandes mit 17.500 Sportvereinen zwischen Rhein und Weser und mehr als fünf Millionen aktiven Sportler:innen und Sportler sowie über eine halbe Million ehrenamtlich engagierter Menschen im Sport zusammenfassend, aber zu entscheidenden Entwicklungspunkte auch detailreich dargestellt und abschließen auf knapp 120 Seiten alle 54 Stadt- und Kreissportbünde porträtiert.

(Zum Bild oben: Auf Seite 109 in „Sport in Nordrhein-Westfalen“ erfahren die Leser:innen, warum der junge Mann – vorn ganz links – und der Rezensent des Buches (tanzt in der zweiten Reihe von unten, wie eigentlich immer in seinem Leben etwas aus der Reihe, steht aber trotzdem fast im Mittelpunkt) es unter die TOP 250 Sportler:innen und Sportfunktionär:innen beziehungsweise -politiker:innen in NRW und damit in das neue Buch von Alexander Heflik und Michael Schmitz geschafft haben.)

Die beiden Autoren Heflik (SC Nienberge) und Schmitz (Borussia Münster) waren beide aktive und durchaus erfolgreiche Ligaspieler des Westdeutschen Tischtennis-Bundes. Vielleicht können sie deshalb sich die Inhalte ihres gemeinsamen Buches wie Ping-Pong-Bälle hin und her schießen.

Sportpolitik in NRW, Bundesligafußball in NRW, NRW-Sportsgrößen und elektronische Medien sowie Portraits alle Stadt- und Kreissportbünde in NRW

Es geht in den 230 Seiten zunächst um die „Sportpolitik in NRW“, anschließend um die „Geschichte des Landessportbundes von 1947 bis heute“ in der unter anderem alle LSB-Präsidenten gewürdigt werden. Es folgen zwei Kapitel über „Sportabzeichen in NRW: Die deutsche Idrottsmärke“ und über „Die Sportlandschaft NRW – Hochburgen, Stützpunkte und Spielstätten, ehe in zwei weiteren Kapiteln der Sport – nicht nur in NRW – dargestellt wird: „Die Fußball-Bundesliga – die Gründung im Goldsaal“ und Frauenfußball-Bundesliga“. „Größen im Sport in NRW“ und „Sport im Hörfunk und Fernsehen“ folgen, ehe es über die Darstellung der „Selbstorganisation des Sports in NRW“ zu den Beschreibungen der 54 kommunalen Sportbünde des Landes kommt.

Stoff für 500 bis 750 Seiten

„Die größte Herausforderung war es, dieses ungemein große Themenspektrum und die vielen bedeutenden Persönlichkeiten auf 230 Seiten zu komprimieren, da wir auch gut und gerne Stoff für 500 bis 750 Seiten hatten“, bekennen die beiden Autoren aus Münster im Austausch mit dem Rezensenten. Dabei fördern sie Erstaunliches zutage. Trikotwerbung für das „Grüne Buch“ von Muammar al-Gaddafi oder die Vorgeschichte des heutigen Bundesliga-Trainer des VfL Bochum als Polizist.

Sport in Nordrhein-Westfalen. Alexander Heflik / Michael Schmitz; Verlag Aschendorff Münster; Juni 2025; Paperback; 230 Seiten; 24,90 Euro; ISBN 978-3- 402-25060-0. Auch kostengünstig über die Landeszentrale für Politische Bildung bestellbar (Bestellnummer: 2515).

Der (fast) vergessene Fußballstar aus Münster

Alexander Heflik liest aus seinem Buch „Erwin Kostedde“

Erwin Kostedde, der erste Schwarze im Dress der deutschen Fußballnationalmannschaft, ist Münsteraner. Er wuchs am Laerer Landweg im Osten Münsters aus. Seine ersten Fußball-Schritte machte der Kicker auf dem Rasen des SC Münster 08. Der Durchbruch gelang Kostedde aber beim TuS Saxonia Münster, wo unter anderem Preußen-Legende Felix „Fiffy“ Gerritzen ihn trainierte. Logisch, dass Erwin Kostedde später vom Kanal an die Hammer Straße wechselte und dort erstmals einen Adler auf der Brust trug. In zwei Regionalligaspielzeiten wurde Kostedde 35 Mal eingesetzt und erzielte für den SC Preußen Münster achtzehn Tore.

Torschützenkönig in Belgien

Sein weiterer Fußballweg führte ihn nach Duisburg, wo er ein Jahr in der Bundesliga für den MSV Duisburg auflief. Weiter ging es zum belgischen Erstligisten Standard Lüttich. 1971 wurde der Münsteraner mit 26 Treffern Torschützenkönig in Belgien.

Seine Rückkehr nach Deutschland führte Erwin Kostedde nach Hessen, wo er großen Anteil am Aufstieg von Kickers Offenbach in die Bundesliga hatte. Er ist bis heute Rekordbundesligatorschütze der Kickers, deren Anhänger ihm zu Ehren das Fanzi am Bieberer Berg in Offenbach „Erwin“ taufen.

Über Hertha BSC Berlin führte Kostedde der Weg zurück nach Westfalen. 1976 spiele er für den BVB aus Dortmund. zu Borussia Dortmund. Es folgte ein Vertrag beim Zweitligisten Union Solingen, von dem Kostedde zum abstiegsbedrohten französischen Erstligsten Stade Laval wechselte. Mit seinen Treffern wurde er zuerst „Retter“ des Vereins und später, gemeinsam mit dem Argentinier Delio Onnis von AS Monaco, sogar Torschützenkönig der Ligue 1. Anfang der 80er Jahre ging es noch einmal zurück in die Bundesliga, denn Erwin Kostedde stieg mit Werder Bremen aus der Zweiten in die Erste Bundesliga auf. Seine aktive Karriere als Fußball-Profi beendete Erwin Kostedde 1983 mit 37 Jahren beim VfL Osnabrück.

Lesung beim TuS Saxonia Münster

Heute lebt Erwin Kostedde, der erster Schwarze im deutschen Nationaltrikot, zurückgezogen in Everswinkel. Der Sportchef der Westfälischen Nachrichten, Alexander Heflik, hat in diesem Jahr beim Werkstatt Verlag ein Buch über Erwin Kosteddes Leben veröffentlicht. Es ist so gut, dass es von der Deutschen Akademie für Fußballkultur zum Fußballbuch des Jahres 2021 nominiert wurde.

Alexander Heflik, Sportchef der Westfälischen Nachrichten. (Foto: Uli Schaper)

Aus diesem Werk wird Alexander Heflik am Donnerstag, dem 28. Oktober, um 19 Uhr beim TuS Saxonia Münster (August-Schepers-Straße 20 in 48155 Münster) auf Einladung des May Ayim Ring lesen. Mit der Veranstaltung soll auch der erfolgreichste Schwarze Münsteraner geehrt werden. Wegen der Corona-Bedingungen ist eine Anmeldung per Email an Heflik@may-ayim-ring.org erforderlich.