• Fr. Apr 19th, 2024

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Infos über und von Werner Szybalski (Münster)

Spontandemonstration mit 150 Teilnehmer*innen vor dem Rathaus in Münster

Während sich in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans, schreckliche Szenen insbesondere am Flughafen abspielen, wo unzählige Einheimische aus Furcht vor den Taliban das Land verlassen wollen, versammelten sich am späten Montagnachmittag rund 150 Münsteraner*innen vor dem Rathaus auf dem Prinzipalmarkt. Sie zeigten sich mit den von der zu erwartenden Taliban-Herrschaft bedrohten Menschen solidarisch und verurteilten die zögerliche Politik des Westens.

Besonders hart wird es Frauen, LGBTQIA+-, Künstler*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen treffen. Sie haben unsere ganze Solidrität!

Seebrücke Münster

„Unser Herz zerreißt bei dem Gedanken, was auf die Menschen in Afghanistan zukommen wird. Besonders hart wird es Frauen, LGBTQIA+-, Künstlerinnen, Journalistinnen, Aktivist*innen treffen. Sie haben unsere ganze Solidrität!“ Vertreter*innen mehrerer lokaler Organisationen, darunter die Seebrücke, Eklat, Verein für politische Flüchtlinge, Iraner*innen in Münster und Kurd*innen kamen zusammen, um gegen die Taliban und auch die westlichen Regierungen zu demonstrieren.

„Sicher ist“, so ein Redner, dass „die Taliban […] einen theokratischen-islamistischen Unstaat an[streben]. Offen bleibt, ob eher nach dem Modell des IS oder des iranischen Regimes. Es sind die Taliban, die im Stadion Kabuls massenweise vor vollen Rängen Menschen hinrichten und foltern ließen und Menschen vor laufender Kamera köpften. Es sind die Taliban, die tausende Frauen als Sklav*innen verkauften und ihren Vergewaltigern überließen, die Frauen aus dem öffentlichen Leben und Bildung ausschlossen und zur Vollverschleierung verpflichteten.“

Bekämpfung des Islamismus nie ganz ernst gemeint

Entgegen der wohl vorherrschenden linken Meinung, so ein Redner, müssten die „islamischen Kräfte mit den bewaffneten Mitteln liberaler Demokratien bekämpft werden. […] Die militärische Präsenz in Afghanistan hat sehr wohl bisher die sich nun ereignende Katastrophe zumindest aufgehalten.“ Wie im Kampf gegen den Faschismus würden die bürgerlichen Demokratien es auch mit dem Kampf gegen Islamismus nie ganz ernst meinen. „Der Kampf gegen Islamismus scheint so lange ein Anliegen zu sein, bis er unmittelbar auf die Eindämmung der Folgen für das eigene Land abzielt: Darum, das Islamismus als erstes die Menschen vor Ort unterdrückt und mordet, geht es meist nur sehr nebensächlich; in Afghanistan waren die Kräfte des Krieges gegen den Terror oft genug bereit, mit Jihadisten zu kooperieren“, hieß es auf der Demonstration.

Olaf Götze sang ein persisches Lied. (Fotos: Werner Szybalski)

Anarchistische Gruppen wie die Federation of Anarchism Era hätten Recht, wenn sie erklärten: „Der Staat wird nicht der Retter des Volkes sein. Die Menschen haben zu den Waffen gegriffen, um sich gegen die Taliban und die alptraumhafte Zukunft eines fundamentalistischenStaates zu wehren.“ Die Vereinigten Staaten hätten im Rahmen ihrer Doktrin der „Aufstandsbekämpfung“ alle autonomen Gruppen unterdrückt. So habe sich keine Gegenmacht von unten aufbauen können, die zumindest die Möglichkeit des Selbstschutzes und der Selbstbestimmung der Menschen ermöglichen könne.

Auch das Handeln beziehungsweise die Unterlassungen der deutschen Regierung wurden kritisiert. Vor wenigen Tagen wollte der Innenminister Seehofer noch Flüchtlinge nach Afghanistan abschieben. Nun warnt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet vor neuen Flüchtlingsströmen, die Deutschland nicht aufnehmen dürfe. Die Demonstrant*innen in Münster hatten eine völlig andere Auffassung als der Bundeskanzlerkandidat der Unionsparteien. Sie zeigten sich mit allen Geflüchteten solidarisch.

Zum Abschluss der Demonstration trug ein Kurde ein selbtverfasstes Lied mit dem Titel „Freiheit“ vor.

Rund 150 Münsteraner*innen kamen zur spontanen Solidaritätskundgebung mit den bedrohten Menschen in Afghanistan.

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