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Autokraten jubeln über Demokratie-Zertifikate

Demokratie-Zertifikate lassen weltweit Teilhabekritiker*innen verstummen

Privat vor Staat – der Neoliberalismus löst endlich auch das Demokratieproblem. Immer wieder wurde weltweit beklagt, dass die Menschen zu wenig Teilhabe an der Politik hätten oder dass die Regime nicht demokratisch wären. Diese Klagen dürften bald der Vergangenheit angehören. In Anlehnung an die bekannte Zertifizierung aus dem Ökologiebereich, einem handelbaren Finanzprodukt, hat nun eine private Initiative die Lösung für ein Jahrtausende altes Problem auf den Markt gebracht: Demokratie-Zertifikate. Durch den Ankauf von solchen Zertifikaten, sie sind aus zum Beispiel aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Luftverschmutzung, Klimaschutz oder Tierwohl nicht nur bekannt, sondern lösen dort schon seit Jahren die unternehmerischen Probleme durch „Greenwashing“.

Nun endlich bietet „DemocracyPartner“ global Zertifikate für Regierungen auf allen parlamentarischen Ebenen und natürlich wegen der großen Nachfrage auch für Autokratien und Diktaturen an. Die Teilhabe-Nörgler*innen in diesen Staaten, Ländern und Kommunen dürften alsbald verstummen, denn immerhin wird ihr Problem Demokratiedefizit an anderen Orten durch einen finanziellen Beitrag der Herrschenden gelöst.

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Keine Beteiligung der Bürger*innen durch die parlamentarische Vertretung? Kein Problem mehr! Mit dem erworbenen Demokratie-Zertifikat, zum Beispiel für die Unterstützung der Einrichtung eines beratenden, entscheidungsunbefugten Kinder- und Jugendrates, kann dieses Demokratiedefizit jetzt finanziell ausgeglichen werden.

Die Berechnung für die Preise der handelbaren Demokratie-Zertifikate ermitteln sich völlig marktkonform aus Nachfrage und Angebot. Es funktioniert genauso wie im Ökologiebereich. Es muss sich gut anhören, sollte die Demokratiedefizite beim Zertifikatskäufer schwerer sichtbar machen und muss sich natürlich für die Zertifikatskäufer als Marketingmaßnahme eignen.

Endlich: Demokratidefizite verschwinden – wie zuvor schon die Umweltverschmutzung – aus der öffentlichen Wahrnehmung!

Unbekannter Abgeordneter

Ganz nebenbei werden durch die neuen Demokratie-Zertifikate aus negativen positive Nachrichten. Es wird zukünftig nicht mehr über Flugzeugentführungen zur Festnahme von Demokratie-Kritiker*innen berichtet, sondern zum Beispiel von der Verteilung von Wahlunterlagen für einen Beirat für mehr Mitbestimmung bei der Aufstellung der Lagerordnung in Umerziehungsanstalten für Uiguren. Natürlich könnte auch das Militärregime in Burma als Ausgleich für die Abschaffung der Demokratie in Europa Werbekampagnen für Direkte Demokratie finanzieren. Das Gute dabei ist die Marktkonformität des Handels mit Demokratie-Zertifikaten. Sobald die Öffentlichkeit weiß, dass das Regime für ihre eigene Verschmutzung Ausgleichszertifikate gekauft hat, können wir auch wieder beruhigt zum Beispiel an die türkische Riviera reisen. Eine Win-win-Situation, bei der den Verlier*innen und den unterdrückten Menschen keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt werden muss, schließlich haben die Herrschenden ja woanders etwas wirklich (oder hoffentlich) Gutes getan.

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