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Infos über und von Werner Szybalski (Münster)

Neben dem markanten Fernsehturm in Münster-Ost ist der Gasometer an der Kreuzung Umgehungsstraße / Albersloher Weg eines der auffälligsten Gebäude im Südosten Münsters. Erst der „Weiße Riese“ in Berg Fidel ist westwärts wieder vergleichbar mit dem Gaso, denn dazwischen sind südlich der Umgehungsautobahn nur Schornsteige der Industrie an der Siemensstraße und in Hiltrup zu sehen. Das geschützte Industriebaudenkmal in der Nähe des Boelckeweges sei, so eine Pressemitteilung der Stadt Münster aus der vergangenen Woche, „eine Landmarke“, die „zu neuem Leben erweckt“ werden soll. Deshalb gibt es zur Zukunft des Gasometers eine städtische Informationsveranstaltung am kommenden Dienstag (21. Juni).

„Gazo für alle“

Es ist schon erstaunlich, dass die Stadt Münster davon ausgeht, dass am 2005 außer Dienst gestellten Erdgas-Speicher neues Leben erweckt werden müsse, denn durch den aktuellen Pächter, dem Kunst- & Kultur-Kollektiv gazometer des sozialpalast e.V., gibt es seit gut einem Jahr so viel Leben auf dem den Stadtwerken Münster gehörendem Gelände, dass es manchen Anwohner*innen am Boelckeweg oder auch am Nieberding manchmal sogar zu laut wird. Was alles am Gasometer passiert, habe ich schon im Oktober vergangenen Jahres in einem Bericht auf dieser Webseite dargestellt.

Die Unterstützer*innen des Gasometer-Projektes gingen auch schon auf die Straße. (Foto: Werner Szybalski)

Mit einer eindrucksvollen Demonstration während der Dezember-Sitzung des Rates der Stadt Münster und politischen Interventionen des Pächters bei den Fraktionen des Stadtrates sowie der städtischen Verwaltung gelang es den „Gazo-Aktivist*innen“ und ihren Unterstützer*innen den Ende vergangenen Jahres auslaufenden Pachtvertrag zumindest bis zum Herbst 2022 verlängert zu bekommen.

Die am Dienstag (21. Juni) ab 18 Uhr in die Mehrzweckhalle der Stadtwerke (Hafenplatz 1) stattfindende öffentliche Informationsveranstaltung des Stadtplanungsamts ist die Auftaktveranstaltung, die als Bürger*innenbeteiligung zum neuen Bebauungsplan für das Gaso-Gelände dient.

Breite Mehrheit für Konzeptvergabe an Investor*innen

In der Dezember-Sitzung des Rates wurde ein Ergänzungsantrag zur Vorlage für den Bebauungsplan Nr. 626 beschlossen, den das Bündnis 90 / Die Grünen / GAL, die SPD-Fraktion und die Ratsgruppe Volt einbrachten: „Die städtebauliche Qualität soll durch eine Konzeptvergabe gesichert werden, die durch den Grundstückseigentümer durchgeführt wird. Inhalte und Ziele der Konzeptvergabe werden mit den zuständigen Gremien der Stadt Münster abgestimmt.“

Damit wurde einerseits die Verlängerung der Geländenutzung durch das Gazometer-Kollektiv eröffnet und andererseits die Tür zur Veräußerung des Gasometers an einen Finanzinvestor offen gehalten. Aus dem zweiten Grund stimmte die Ratsfraktion der Partei Die Linke auch gegen die Vorlage, da sie lieber direkt das Gelände für Kunst und Kultur gesichert hätte. Hinter den ergänzten Beschluss stellten sich das Bündnis 90 / Die Grünen / GAL, die CDU, der OB, die SPD, die FDP, Volt, und AfD-Ratsherr Mol. Die Internationale Fraktion Die PARTEI / ÖDP enthielt sich.

Die Stadtwerke Münster, Eigentümern des Bauwerks und des Grundstücks, benötigen den Gasometer nicht mehr. Sie wollen das Gelände zu Geld machen und verkaufen. Dabei möchte die Stadt Münster gerne „eine neue Mischnutzung“ bekommen, die „das charakteristische Erscheinungsbild und die städtebaulich prägende Bausubstanz erhalten“ soll.

Für das Pächter-Kollektiv, das sich am Wettbewerb grundsätzlich beteiligen will, stellt sich nun die Frage, wie ein am Gemeinwohl orientiertes Konzept gegen die gebündelten Geldscheine der potentiellen Investoren bestehen kann. Einerseits muss das Gazo-Kollektiv dafür (öffentliche) Gelder akquirieren und andererseits ein auch von der unmittelbaren Nachbarschaft mitgetragenes Betreiberkonzept vorlegen. Doch zunächst ist die städtische Planung am Zug. Die öffentliche Veranstaltung am Dienstag bei den Stadtwerken stellt den üblichen geringen Teil der obligatorischen Bürger*innenbeteiligung dar.

Blick in den Innenraum des Gasometers. (Foto: Werner Szybalski)

Stadt will zunächst eine Machbarkeitsprüfung

„In einem ersten Schritt wird nun eine Machbarkeitsprüfung vorgenommen, die die Rahmenbedingungen für eine Entwicklung des Bauwerks herausarbeitet. Geprüft werden unter anderem der Sanierungsbedarf des Gasometer-Gerüsts, mögliche Altlasten im Boden und die Lärmbelastung durch Umgehungsstraße und Albersloher Weg“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Der Verkauf des Geländes soll dann als sogenannte „Konzeptvergabe“ erfolgen. Aus städtischer Sicht soll diese sicherstellen, dass bei der Auswahl eines Investors sowohl die Wirtschaftlichkeit als auch städtebauliche und architektonische Qualitäten berücksichtigt werden. Dabei soll das eingereichte Konzept die gewünschte Mischung verschiedener Nutzungen definieren. Planungsrechtlich wird die zukünftige Nutzungsstruktur im laufenden Bebauungsplanverfahren der Stadt mit der Nummer 626 festgezurrt.

Öffentliche Auslegung des Bebauungsplan-Vorentwurf ab 20. Juni

Ab Montag (20. Juni) kann dieser Bebauungsplan-Vorentwurf Mitte Juli (Freitag, 15. Juli) im Kundenzentrum des Stadthauses 3 (Albersloher Weg 33, Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch: 8 bis 16 Uhr, Donnerstag: 8 bis 18 Uhr, Freitag: 8 bis 13 Uhr) eingesehen werden. Die Unterlagen sind dann auch im Netz abrufbar. Fragen zu den ausgelegten Unterlagen werden telefonisch unter 02 51 / 4 92 61 95 beantwortet.

Die Mitarbeiter*innen des Stadtplanungsamts werden auf der Informationsveranstaltung am Dienstag ( 21. Juni) um 18 Uhr in der Mehrzweckhalle der Stadtwerke (Hafenplatz 1) zunächst ihre Ziele und die Rahmenbedingungen der städtischen Planung erläutern. Vermutlich werden auch Fragen aus dem Kfreis der Teilnehmer*innen dazu beantwortet.

Was will das Gazo-Kollektiv

Auf ihrer Webseite verdeutlicht das Gazo-Kollektiv kurz und knapp, was sie mit dem Gelände vorhaben:

Wir wollen unser Projekt auf dem Gasometer-Gelände verwirklichen, weil das rostrote Kranzgerüst des Gasometers sowie das alte Technikhaus mit seinen denkmalgeschützten Pumpen zu den sichtbarsten Überbleibseln der Energiegeschichte der Stadt und des Hansaviertels zählen. Wir begreifen sie als städtebauliche und architektonische Juwelen, die wir erhalten wollen. Beim Erschließen des Areals für eine kontinuierliche kulturelle und soziale Nutzung werden wir daher besonders darauf achten, ihren historischen Charme zu erhalten und mit ihm zu arbeiten. Der soziokulturelle Kunstraum am Gasometer soll also sowohl ein Ort der Vielfalt und des kulturellen Lebens, als auch ein Projekt der (kulturellen) Denkmalpflege im städtebaulichen Kontext werden.

Gazo-Kollektiv des sozialpalast e.V.

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