Rumphorst, Hafen und Wolbecker Straße

Historische Luftbilder als Ausgangspunkt für Recherchen zur Stadtgeschichte: Hier der Hafen mit Herz-Jesu-Kirche im Hintergrund um 1930. Quelle: Stadtarchiv Münster, Postkarten Nr. 2966.

Themenabend zur Erforschung der Geschichte des eigenen Stadtteils

Drei Experten in Sachen lokaler Geschichte sind am Donnerstag, 24. April, ab 18 Uhr im Stadtarchiv bei Dr. Philipp Erdmann, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, zu Gast. Praktische Fragen der Arbeit mit historischen Quellen zur Stadtteilgeschichte steht im Mittelpunkt des Themenabends. Thomas Kaling (Rumphorst), Werner R. Cramer (Hafen) und Franz Peters (Wolbecker Straße) berichten von ihren Recherchen und Ergebnissen.

Thomas Kaling ist Kartograf und arbeitet an einem Stadtteilatlas für Rumphorst. Die Ergebnisse seiner Archivrecherchen präsentiert er in Viertelrundgängen und Vorträgen für den Stadtteilverein Rumphorstviertel. An jedem ersten Mittwoch im Monat lädt Kaling von 17.30 bis 19.30 Uhr in den Stadtteiltreff Rumphorst (Hoher Heckenweg 81, 48147 Münster) ein. Auf der wechselnden Agenda stehen immer Themen aus dem Stadtteil. Jüngst war der Eisenbahnliebhaber Michael Stach zu Gast, der über „Die Entwicklung der Eisenbahn incl. der Bau der Brückenüberführungen“ in Rumphorst sprach.

Recherche am Kai in Münster

Im vergangenen Jahr wurde Münsters Stadthafen 125 Jahre alt. Als Werner Rudolf Cramer am Ende des vergangenen Jahrhunderts ein Atelier am Kreativkai bezog, der gerade seinen 100 Geburtstag feierte, entwickelte sich Cramers lokalhistorisches Interesse am Stadthafen von Münster. Er forschte jahrelang zur Geschichte des Hafens. So konnte er rekonstruieren, welches Schiff als erstes in Münster einfuhr (die „Zuidersee“ aus Holland mit Holz aus Königsberg an Bord) oder auch, welche Waren in den inzwischen über 125 Jahren in Münster umgeschlagen wurden. Auch kann Werner Rudolf Cramer erläutern, warum es bis vor wenigen Zollgrenzen mitten in der Domstadt gab.

Stadthafen von Münster, abgebildet auf einer Postkarte von 1910.

Geschichte einer Straße

Wie sich die Geschichte einer Straße erzählen lässt, zeigt Franz Peters, der das Buch zur Geschichte der Wolbecker Straße verfasst hat. Den rasanten Wandel der zentralen Verkehrsachse in Münsters Südosten nach dem Kriegsende und bis 1970 hat Peters als langjähriger Anwohner in Teilen selbst miterlebt. Sein Buch lebt vor allem von zahlreichen historischen Fotografien, Zeitungsartikeln und Akten aus dem Stadtarchiv.

Beim kommenden Themenabend im Stadtarchiv Münster (An den Speichern 8, 48157 Münster) geht es um die Recherche zur Geschichte des eigenen Wohnorts, Stadtviertels oder auch der eigenen Straße. Interessierte, die nach historischen Unterlagen zur lokalen Geschichte ihrer Heimat oder ihres früheren oder aktuellen Wohnortes suchen, werden grundsätzlich in Archiven fündig. Oft, wie auch die drei Gäste, sind es engagierte Einzelpersonen, die diesen kleinräumigen Entwicklungen auf Grundlage von Fotos, Akten oder alten Stadtplänen nachgehen.

Deshalb ist bei diesem Themenabend reichlich Zeit für Fragen aus dem Publikum eingeplant. Möglichst sollen auch Recherchewege für eigene Geschichtsprojekte vorgestellt werden.

Anmeldung erforderlich

Die Teilnahme am Themenabend ist nur nach vorheriger Anmeldung per Telefon (02 51 / 4 92 47 01) oder E-Mailmöglich. Interessierte können sich per E-Mail anoder telefonisch unter Tel. anmelden. Die Veranstaltung wird auch live im Internet übertragen.

Eisenbahn in Rumphorst

RE 7 des National Express von Rheine nach Krefeld am 2. April 2025 kurz vor der Durchfahrt des Haltepunktes Zentrum-Nord in Münster-Rumphorst. (Foto: Werner Szybalski)

Michael Stach erzählt beim Rumphorstviertel e.V. die Geschichte des Schienenverkehrs im Stadtteil

Thomas Kaling erarbeitet aktuell einen Stadtteilatlas für das Rumphorstviertel. Am Mittwoch (2. April 2025) hatte er für den Verein Rumphorstviertel im Stadtteiltreff der Diakonie Münster Michael Stach zu Gast. Der ist in Rumphorst aufgewachsen und heute Schriftführer und Archivar des Modelleisenbahnclub Münster (MEC). Er erzählte von der Entwicklung der Eisenbahn und den Bahnüberführungen im Viertel.

Dabei erwies sich Michael Stach als ein ausgewiesener Kenner der Eisenbahngeschichte Münsters. Er berichtete vor extrem fachkundigem Publikum im vollen Versammlungsraum über die Entwicklung der Eisenbahn im Rumphorstviertel. Beginnend mit der alten Trasse aus dem 19 Jahrhundert auf der Piusallee führte der Referent die Zuhörerin und Zuhörer über die großen Überführungsbauten am Niedersachsenring / Bohlweg, am Hohen Heckenweg Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis in die Neuzeit.

Michael Stach präsentierte unzählige Bilder und Karten aus der Eisenbahngeschichte von Rumphorst. (Fotos: Werner Szybalski)

Erinnerungen und Recherchen im Archiv

Der Vortrag sei ein Ergebnis seiner umfangreichen Recherchen in Archiven über die Entwicklung der Eisenbahn in Planung und Verwirklichung. Im Stadtarchiv habe er dabei mehrfach Thomas Kaling getroffen, wodurch die Zusammenarbeit entstand. Stach, der von 1958 bis 1977 an der Mecklenburger Straße und danach im Südviertel wohnte, ist Rumphorst auch wegen seiner spannenden Eisenbahngeschichte eng verbunden. Stach erklärte zu Beginn seiner Bilderpräsentation: „Der zentrale Punkt des Eisenbahnverkehrs in Rumphorst sind die Überführungen am Ring.“


Schienenstrecke nach Rheine führt zunächst durch Gärten und Feldere

Insgesamt gibt es, wie Michael Stach berichtete, heute vier Eisenbahnstrecken, die Rumphorst durchqueren oder tangieren. Dies ist die breite im Haltepunkt Zentrum Nord sogar fünfgleisige Strecke von Münster nach Rheine mit dem Abzweig nach Gronau, die zweigleisige Strecke nach Osnabrück und die eingleisige, nicht elektrifizierte Strecke nach Bielefeld. Früher gab es, wie Stach mit Bildern und Karten zeigte, etwas nördlich hinter dem Haltepunkt in Rumphorst noch ein Stichstrecke nach Uppenberg, die in der Nähe der ehemaligen Germania-Brauerei (heute Deilmann Germania-Campus) beziehungsweise zu den Kasernen am und im Uppenberger Dreieck zwischen Grevener Straße, Steinfurter Straße und York-Ring.

RB 64 von Gronau auf dem Weg nach Münster am Abzweig von Sandrup hinein nach Rumphorst.

Seit 1848 gibt es in Münster den Bahnhof für die Strecke nach Hamm. Er und auch die 34,7 Kilometer lange Strecke wurden von der privaten Münster-Hammer Eisenbahn-Gesellschaft gebaut. Das Unternehmen begann Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts auch den Bau der Eisenbahnstrecke nach Rheine, die mit der Eröffnung des Bahnhofes in der Emsstadt am am 23. Juni 1856 in Betrieb ging. Da war ein Jahr zuvor wegen akuter Finanznöte die Münster-Hammer Eisenbahn-Gesellschaft schon von der staatlichen Königlich-Westfälische Eisenbahn-Gesellschaft übernommen worden. Durch diese Strecke in Richtung Norden erhielt auch Rumphorst Eisenbahnverkehr. Diese neue Strecke folgte in etwa dem Verlauf der heutigen Piusallee und führte in Rumphorst damals hauptsächlich durch Gärten und Felder. Damals gab es in Bauzeichnungen auch den Bahnhof Kemper. Nach dieser Bauerschaft waren bis die Stadtviertel Rumphorst und Schlachthof benannt.

Planungen gab es für Schienenstrecken und Infrastruktur in Rumphorst einige, wie Michael Stach zeigte: „Der Anschluss des Schlachthofes zwischen Kanal- und Gartenstraße wurde geplant und im vergangenen Weltkrieg sollte an den Strecken nach Rheine und Gronau ein Ausweichgüterbahnhof errichtet werden.“ Dazu, so war der präsentierten Luftaufnahme zu entnehmen, gab es sogar schon erheblich fortgeschrittene Bauarbeiten.

1,5 Jahre Sperrung des Hohen Heckenweges

Viel Gewicht legte Michael Stach auf den Neubau der Eisenbahnbrücke am Hohen Heckenweg, deren Baugeschichte einen eigenen Artikel wert wäre. in den 70er Jahren wurde erst die Bahnstrecke neben die bestehenden Gleise verlegt, dann der Bahnübergang für Autos, Busse, Fahrräder und Fußgänger*innen östlich des Hohen Heckenweges provisorisch eingerichtet, dann in die Tiefe gebuddelt, um später unter der Eisenbahnlinie durchfahren zu können, und schließlich 1976/77 trotzdem der Verkehr über die Strecke für 1,5 Jahre unterbunden.

„Damals war die Prioritätensetzung noch eindeutig. Die Eisenbahn durfte fahren und die Autos stehen bleiben und warten“, kommentierte ein Zuhörer.

Michael Stach zeichnete die Eisenbahngeschichte in Rumphorst mit Karten und alten Fotos nach.

Alles dies und noch viel mehr, was Michael Stach ausgegraben hat und beim Rumphorstviertel-Verein vortrug, wird sich auch im Stadtteilatlas, dem Projekt von Thomas Kaling wiederfinden.

Das Projekt Stadtteilatlas Rumphorstviertel bezieht sich auf das Quartier nörd-östlich der Münsteraner Innenstadt, das auch die ehemalige Gemarkung Kemper umfassend. Rumphorst ist ein Stadtteil ohne eigenes Zentrum. Direkte Nachbarschaft besteht zu den Stadtteilen Uppenberg, Coerde, Mauritz-Mitte und Schlachthof.
In früher Zeit sicherlich sehr dünn besiedelt, weist dieses Areal aber spätestens seit dem 30-jährigen Krieg geschichtsträchtige Orte auf. Nicht nur eine Vielzahl von Adelshöfen, sondern auch der Bau des Max-Klemens-Kanals, die immerwährende Regulierung der Aa bis zur Besiedlung außerhalb der alten Stadtbefestigung ab 1830 sind spannende Dinge, die es zu untersuchen gilt. Die Vielfalt der gesellschaftlichen Veränderungen und damit auch der Topographie spiegelt sich in der Entwicklung der Bebauung, Kanalisation, Straßen- und Eisenbahnbau sowie dem Bau des Dortmund-Ems-Kanals wider. Einhergehend sind die Veränderungen der Gemeinde- beziehungsweise Stadtgrenzen, Pfarrgrenzen und weiteren Umstrukturierungen in der Gesellschaft, sei es durch technischen Fortschritt oder auch durch Not- und Modeerscheinungen.
Ziel dieses Projektes ist es, eine möglichst gute Auswahl von Karten quer durch alle Zeitschnitte zu finden und zu reproduzieren. Ebenso sollen thematische Karten bestimmte Sachverhalte darstellen, um so eine Entwicklung im Quartier aufzeigen zu können. Kommentierende Texte sollen mit Daten, Zahlen und Fakten zumindest Kurzbeschreibungen geben.
Thomas Kaling, der Initiator dieses Projektes und Mitglied im Nachbarschaftsverein Rumphorstviertel e.V., hat in den vergangenen zwei Jahren eine unzählige Menge an Karten, Akten und Bildern gesichtet und zusammengetragen. In einer Diskussionsreihe – jeweils am jeweils ersten Mittwoch im Monat – spricht er mit Anwohnern und Interessierten über jeweils ein bestimmtes Thema. Dabei stellt Kaling seine bisher gefundenen Unterlagen vor und hofft, über eine rege Diskussion weitere Lücken schließen zu können.
Die Treffen finden jeweils von 17.30 bis 19.30 Uhr im Stadtteiltreff Rumphorst (Hoher Heckenweg 81) statt.
Thomas Kaling: „Jedermann ist herzlich eingeladen, um über das Viertel und seine Entwicklung zu diskutieren, neue Erkenntnisse beizutragen oder nur um sich danach im Viertel besser auszukennen. Selbstverständlich können mitgebrachte Dinge wie Fotos oder andere Dokumente gezeigt, besprochen und eventuell auch in das Projekt mit aufgenommen werden.“
Für Fragen steht Thomas Kaling telefonisch (0251-233959) und per Email zur Verfügung. (Quelle: Verein Rumphorstviertel e.V.)