Lesung von Petra Reski in Münster
„Münster ist eine Welt, die im Wesentlichen aus rotem Klinker, imposanten Kastanienbäumen und der Überzeugung besteht, dass hier nichts Schlimmeres passieren kann, als von einem militanten Radfahrer überfahren zu werden“, schrieb die Journalistin Petra Reski in ihrem 2010 erschienen Buch „Von Kamen nach Corleone“. Da waren die ‘Ndrangheta-Morde von Duisburg noch frisch in Erinnerung.
Auch in ihrem aktuellen Sachbuch „100 Seiten Mafia“ ist Münster präsent: „562 italienische Mafiosi leben in Deutschland, allein 333 davon gehören zur ‘Ndrangheta – der mächtigsten Mafiaorganisation in Deutschland. […] In Nordrhein-Westfalen ist die ‘Ndrangheta vor allem in Duisburg und Bochum, Oberhausen und Essen, in niederrheinischen Städten wie Kaarst und Xanthen, Kevelaer und Neukirchen-Vluyn, Wesel und Dinslaken präsent. Aber auch in einer Universitätsstadt wie Münster, wo sich der aus Crotone stammende Clan Grande Aracri eingerichtet hat.“
Die führende Expertin für Organisierte Kriminalität mit italienischen Wurzeln in Deutschland weist in ihren Publikationen immer wieder darauf hin, dass die Clans versuchen, in den Stadtgesellschaften einflussreiche Positionen zu erobern. So seien viele Mafiosi in den wichtigen lokalen Vereinigungen aktiv, um so beste Verbindung in die führende Stadtgesellschaft zu bekommen. Teilweise scheuten sie auch nicht davor zurück, sich durch besonders exponierte Ämter in der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
„In Münster hat die Mafia freies Spiel“ hieß der zuletzt in den Westfälischen Nachrichten (Onlineausgabe) über Petra Reski veröffentlicht wurde.
Die Veröffentlichungen von Petra Reski wurden von den Clanmitgliedern nicht nur nicht gern gesehen, sondern auch juristisch bekämpft. Allerdings führt die in Venedig lebende gebürtige Westfälin, die in Münster nicht nur ihr Studium abschloss, sondern 1984 und 1985 auch als Freie Mitarbeiterin in der Münsterschen Zeitung (unter anderem über den damaligen Karnevalsprinzen von Münster) veröffentlichte, häufig einen einsamen Kampf. Die deutschen Gerichte werten bei Verdachtsberichterstattung die Persönlichkeitsrechte von Unternehmern, die im Verdacht mafiöser Handlungen stehen, höher, als das Recht über diese Fälle zu berichten. Bücherpassagen von Petra Reski mussten geschwärzt werden, was viele Redaktionen so einschüchterte, dass sie eine Berichterstattung über die Mafia fortan einstellten. Auch ihr Buch „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“ war davon betroffen.
Deshalb wechselte Petra Reski das Genre, erfand die Ermittlerin Serena Vitale sowie den Journalisten Wolfgang W. Wieneke und wurde Krimiautorin. Ihr jüngster und dritter Mafiakrimi „Bei aller Liebe“ erschien vergangenes Jahr und handelt von dem Geschäft der Mafia mit den Migranten.
Am 1. Februar ist Petra Reski in ihrer Studienstadt Münster zu Gast und wird am Abend (19.30 Uhr) im Paul-Gerhardt-Haus lesen und natürlich mit den Besuchern über die „Mafia Calabria in Bella Monasteria!“diskutieren. Der Eintritt beträgt zehn Euro beziehungsweise 8,50 Euro im Vorverkauf.
Das jüngste Buch „100 Seiten Mafia“ von Patra Reski ist im Herbst 2018 erschienen. „Weil mir am Ende meiner Lesungen immer tausend Fragen zur Mafia gestellt werden, habe ich dieses Büchlein geschrieben, das die wichtigsten Fragen beantworten soll, also Dinge wie: Warum es der Mafia in Deutschland so leicht gemacht wird, oder wie einfach es in Deutschland ist, Journalisten zu verklagen “, schreibt die Autorin auf ihrem Blog, wo es auch eine Leseprobe zum Download gibt.